Bürgermeisterkandidat Dirk Glaser: "Ich bin ein Hattinger!"
Gerade rechtzeitig zum allseits bekannten politischen Aschermittwoch steht fest: Dirk Glaser will es machen! Allein! Nachdem die SPD, wie der STADTSPIEGEL ausführlich berichtete, Manfred Lehmann als Kandidat für das Bürgermeisteramt vorgezogen hat, geht Dirk Glaser nun als unabhängiger Bewerber an den Start.
„Ich habe in den letzten beiden Monaten selbst für mich überraschend viele Rückmeldungen aus der Bürgerschaft erhalten“, so der 56jährige dem STADTSPIEGEL gegenüber. „Die letzten Wochen habe ich genutzt, um alles gut zu überdenken, und bin zum Entschluss gekommen, dass ich am 13. September als unabhängiger Kandidat zur Wahl um das Amt des Nachfolgers von Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch antreten werde.“
Auf diesem Weg nehme er jede Unterstützung gerne an: „Ich trete an, um möglichst viele Menschen zusammen zu bringen. Wenn also eine andere Partei als die SPD käme, um mich zu unterstützen – herzlich gerne! Leider hat die SPD mein Angebot nicht angenommen. Aber ich mache meine berufliche Zukunft nicht von Delegiertenstimmen abhängig. Im Dezember bei der SPD, da ging es für mich um eine Nominierung, jetzt aber geht es um Unterstützung.“
Dirk Glaser war bis Ende 2014 sechs Jahre lang sehr erfolgreich als Geschäftsführer der Regionale Südwestfalen tätig. Das ist ein Projekt des Landes und der Städte und Kreise im Sauer- und Siegerland, das jetzt ausgelaufen ist. Seine Aufgabe war es, 59 Bürgermeister und fünf Landräte unter einen Hut zu bekommen und gemeinsame Projekte, die die Region weiter stärken sollen, auf den Weg zu bringen. Das ist ihm nach Meinung vieler sehr gut gelungen.
Fähigkeiten in Hattingen einbringen
„Jetzt möchte ich meine Fähigkeiten, meine Kontakte, meine Verbindungen nach Düsseldorf und Berlin in meine Heimatstadt einbringen, denn ich bin ein Hattinger“, sagt Dirk Glaser. „Ich möchte, dass diese Stadt sich gut weiter entwickelt, und ich weiß, dass ich dazu beitragen kann.“
Für einen Bürgermeister und einen „Chef“ der Regionale sieht er durchaus viele Parallelen: „Die Anforderungen decken sich da. Ich habe die Regionale gemeinsam mit einem tollen Team zu einem Erfolgsprojekt machen können wegen meines Gestaltungswillens, meiner Teamfähigkeit, meiner kommunikativen, moderativen Führungsstärke und meiner Vernetzung vom Minister bis zum Ehrenamtler. Bei alldem ist der richtige Ton beim Umgang mit Menschen entscheidend. Mein Motto daher : ,Augenhöhe ist Chefsache‘. All das wird auch im Hattinger Rathaus vonnöten sein.“
Die wichtigsten Aufgaben und Ziele die sich Dirk Glaser als Bürgermeister setzen würde: Profilierung der Stadt als attraktiven Lebens- und Arbeitsort für die Menschen; Etablierung einer motivierten Stadtverwaltung im Dienst der Bürger; Konsolidierung der Stadtfinanzen mit konsequenter Nutzung von Förderoptionen; verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Kommunen.
Dirk Glaser: „Hattingen hat Glück mit vielen motivierten Ehrenamtlern, die es in jeder Hinsicht zu unterstützen gilt. Daher meine ich, man müsste einen Kompromiss suchen beim Umzug von ,Kick‘ ins Holschentor, wo ja ein Zentrum für bürgerschaftliches Engagement entstehen soll, mit dem Hattingen weit vorne ist.“
Bereits konkrete Vorhaben
Hier weitere Stichworte mit konkreten Vorhaben von Dirk Glaser, wenn er denn Bürgermeister würde:
Stadtentwicklung: Hattingen an die Ruhr: Mehr als nur die Entwicklung der Bahnhofstraße, auch Welper, Blankenstein und Winz-Baak gehören mit ins Boot; Masterplan Ruhrtal zur Förderung von Tourismus sowie Natur- und Landschaftsschutz gemeinsam mit Nachbarstädten; Ideenwettbewerb „O&K- und Hill-Gelände“ mit der Betonung auf Wohnen, Lernen und Arbeiten in einem neuen Quartier.
Wirtschaft und Tourismus: Hotel-Standort Innenstadt entwickeln; Masterplan Ruhrtal; Radfahren fördern – auch in der Innenstadt.
Bildung: Das Konzept der jährlichen Schwerpunkt-Schule muss beibehalten bleiben; Ausrichtung eines Schulwettbewerbs Theater; Inklusion als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der Land, Kreis und Kommunen gemeinsam gefordert sind; Unterstützung von Ehrenamtlern, die Angst haben vor Führungsaufgaben aus Sorge vor rechtlichen Folgen, hier muss die Stadt aufklären und für Rückendeckung sorgen; bessere Abstimmung von Unterrichtszeiten und Sportangeboten.
Umwelt und Naturschutz: Umweltbüro wieder besetzen; Einrichtung „Grüner Tisch“ mit Vertretern aller Hattinger Naturschutzorganisatoren, Förster, Stadtverwaltung; Bürgermeister lobt Preis beim „Tag der Artenvielfalt“ aus.
Stadtverwaltung als Arbeitgeber attraktiver machen; Mitarbeiter besser motivieren; Schulung von Effizienz und Effektivität; digitale Teamarbeit.
Für die Stadt kämpfen: mit Bundes- und Landtagsabgeordneten Druck auf Land und Bund verstärken; engagierte Mitarbeit in der Initiative „Die Würde der Städte“; mit einer jährlichen öffentlichen Veranstaltung die finanzielle Situation der Stadt darlegen und diskutieren; konsequent Fördermöglichkeiten durch EU bis Land in Kooperationen suchen und auch nicht-öffentliche Träger und Stiftungen berücksichtigen.
Dirk Glaser: „Ich wünsche mir weitere Gespräche mit Bürgern! Vielleicht ergeben sich daraus ja noch andere wichtige Punkte. Dazu habe ich eine Webseite eingerichtet, über die ich zu erreichen bin: www.dirk-glaser.com.“
„Familiäres“ von Dirk Glaser
Dirk Glaser ist in Hattingen fest verwurzelt. Verheiratet ist er mit Andrea Tiggelbeck-Glaser, der Leiterin des Familienzentrums Holthausen. Sein Vater lernte Kaufmann auf der Henrichshütte, seine Großeltern stammen aus Blankenstein und Holthausen. Trotz längerer Aufenthalte in Düsseldorf und der Schweiz, wohin es den Vater beruflich verschlagen hatte, blieb er Hattingen treu.
Nach seinem Abitur in Holthausen studierte er Publizistik, Sinologie und Politikwissenschaften, fuhr Taxi für die damalige „Taxi-Zentrale“ trat beim Altstadtfest mit den beiden legendären Hattinger Bands „Cordon Bleu“ und der „Harvey Keen Band“, in denen er als Gitarrist und Sänger spielte, bei mehreren Altstadtfesten auf und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Musiker-Initiative Hattingen (MIHA), die bis heute bei den Altstadtfesten „Rock am Bunker“ veranstaltet.
Musikalisch musste er kürzer treten, als er mit Kommilitonen eine eigene Firma gründete, mit der er zunächst für den WDR-Hörfunk und später auch fürs Fernsehen arbeitete. Filmproduktionen führten ihn durch die ganze Welt.
Jahrzehntelang moderierte er im WDR-Hörfunk eigene Sendungen sowie im WDR-Fernsehen die Lokalzeit Südwestfalen. Dort ist er nicht zuletzt deshalb und auch durch seine „Regionale“-Tätigkeit bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“.
Allerdings hatte er seinen Lebensmittelpunkt immer in Hattingen. Hier brachte er sich ehrenamtlich bei der Entwicklung von Hattingen Marketing ein, ist förderndes Gründungsmitglied, moderierte in Hattingen viele Veranstaltungen wie Chor-Konzerte, schuf zwei einstündige Porträtfilme über Hattingen und ist zur Zeit Präsident vom Lions Club Hattingen.
Stichwort unabhängiger Bürgermeisterkandidat
Nach Auskunft der Stadtverwaltung benötigt ein freier Kandidat zur Zulassung für die Bürgermeisterwahl am 13. September 230 Unterschriften.
Wählbar ist, wer am Wahltag Deutscher im Sinne von Artikel 116 Abs. 1 des Grundgesetzes ist oder wer die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaates der Europäischen Union besitzt und eine Wohnung in der Bundesrepublik Deutschland innehat, das 23. Lebensjahr vollendet hat und nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen ist sowie die Gewähr dafür bietet, dass er jederzeit für die freiheitlich demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes eintritt. Nicht wählbar ist, wer am Wahltag infolge Richterspruchs in der Bundesrepublik Deutschland die Wählbarkeit oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter nicht besitzt.
Die Bewerbungsfrist läuft am 27. Juli 2015, 18 Uhr, in Hattingen aus.
Der Stadtverwaltung sind nach Auskunft von Stadtsprecherin Susanne Wegemann bis zum gestrigen Dienstag keine unabhängigen Bewerber bekannt. Auch Dirk Glaser sei offiziell noch nicht gemeldet, zwei weitere hätten sich lediglich erkundigt.
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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