Bredenscheid: Lehrer und Eltern kämpfen um ihre Grundschule

Iris Queißer (ganz rechts) hat das Wandbild für die Grundschule Bredenscheid noch einmal gemalt. Schulleiterin Andrea Pepping (links) freut sich darüber genauso wie die Kinder. Foto: Pielorz
  • Iris Queißer (ganz rechts) hat das Wandbild für die Grundschule Bredenscheid noch einmal gemalt. Schulleiterin Andrea Pepping (links) freut sich darüber genauso wie die Kinder. Foto: Pielorz
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Vor zwei Jahren hatte Iris Queißer, Sprockhöveler Geschäftsfrau und Innenraumgestalterin, einer Schule, die sich bewerben konnte, ein Wandbild geschenkt. Damals gewann die Grundschule Bredenscheid, die sich über ein tolles Gemälde im Lese- und Ruheraum freuen konnte. Jetzt malte Iris Queißer das Bild freundlicherweise noch einmal im neuen Lese- und Ruheraum.

Der alte Raum existiert auch noch, doch die Schule an der Habichtstraße in Bredenscheid kann ihn nicht mehr nutzen.
Kurz vor den Ferien erreichte die Schule ein Schreiben, dass sie den Raum, der sich in einem angrenzenden Gebäude neben der Schule befindet und städtisches Eigentum ist, frei machen muss. Die Stadt will die Räume, immerhin 130 Quadratmeter, nicht mehr heizen und putzen. Und weil die Schule mit ihren Bedürfnissen auch mit dem herkömmlichen Räumen auskommt, stand eben der unfreiwillige Umzug an. Für das neue Bild übernahm die Stadt die Kosten von Iris Queißer.
Nun ist es fertig und der neue Lese- und Ruheraum ist auch schön geworden. Trotzdem ist Schulleiterin Andrea Pepping nicht zufrieden. „Wir machen uns Sorgen um die Existenz unserer Schule“, sagt sie.
Bredenscheid ist flächenmäßig ein großer Stadtteil. Und die Grundschule an der Habichtstraße ist die einzige Grundschule im Stadtteil. Sie ist stark existenzgefährdend, denn sie bräuchte mindestens 92 Kinder. Sie hat zur Zeit aber nur 84 Kinder, davon zwanzig Kinder in der ersten Klasse. Im November stehen die neuen Anmeldungen ins Haus. Sind diese dann wieder unterhalb der erforderlichen Grenzen, könnte das Auflösungsverfahren eingeleitet werden. Zumindest wird es immer schwieriger werden, ab dem Schuljahr 2013/14 dann die Schule zu erhalten.
Dabei bietet die Schule, obwohl nicht Offene Ganztagsschule, Betreuung bis 16 Uhr an. Auch eine Betreuung bis 13.20 Uhr gibt es. Insgesamt werden die beiden Betreuungsformen von 47 Kindern genutzt. Die Schule bietet sechs verschiedene Arbeitsgemeinschaften – Musical, Sport, Fußball, Schach, Technik und Kunst. Sie hat, gemeinsam mit den Eltern und Sponsoren, einen Seilklettergarten von 15.000 Euro erschaffen. Tischgruppen und Regale in jedem Klassenraum wurden vom Förderverein, also den Eltern, angeschafft. Noch einmal 5000 Euro.
„Unsere Eltern sind sehr engagiert. Wir schätzen und lieben unsere kleine Schule. Kinder, die immer früher eingeschult werden, wollen nicht immer auf eine große Grundschule gehen. Manchmal sind solche kleinen Einheiten der bessere Weg. Aber man muss eben auch erhalten wollen“, so Andrea Pepping.
Das Thema wird zur Zeit heiß diskutiert. So gibt es am Dienstag, 4. September, 19 Uhr, eine SPD-Veranstaltung mit Prof. Dr. Rainer Bovermann zum Thema Schulstandorte in Bredenscheid und Stüter im Gemeinderaum unter der Wichernkirche.
Die Schule selbst hat mit dem Förderverein einen Stand auf dem Sprockhöveler Stadtfest mit dem Ziel, Eltern anzusprechen. „Viele Eltern wissen nicht, dass sie freie Schulwahl haben. Sie können ohne besonderen Antrag ihr Kind anmelden, wo sie möchten. Dies gilt auch für eine andere Stadt“, so Andrea Pepping.
Verändert hat sich nämlich in der Schullandschaft der Nachbarstadt der Wegfall der Grundschule Nord. Weil diese Schule 2015 geschlossen wird, so könnten sich gerade Eltern vom Gedulderweg und angrenzenden Straßen für eine andere kleine Schule interessieren – Bredenscheid.
Dafür will man werben. „Wenn ein so großflächiger Stadtteil wie Bredenscheid keine Grundschule mehr bieten kann, ist das ein Nachteil für den Verkauf von Grundstücken. Wer ein Grundstück kauft, ist jung und will bauen. Und das sind doch in der Regel Familien, die Wert auf eine gute Infrastruktur legen. In die Hattinger Innenstadt möchte von uns niemand seine Kinder schicken. Und einen Schulbus auf Hattinger Gebiet für unsere Kinder haben wir schon. Der hält an der Alten Poststraße.“ Das wäre auch ideal für zukünftige Grundschüler vom Gedulderweg.
Eines jedenfalls machen alle Beteiligten deutlich: Kampflos aufgeben will man nicht. Dafür lieben sie ihre Schule zu sehr.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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