Besinnliches von Arne Stolorz: "Kirche auf dem Stadtfest"
Ja, bei uns in Sprockhövel, da steht die Kirche noch „mitten im Dorf“. Viele Angebote der Ev. Kirchengemeinde finden in Kooperation mit der Kommune, Vereinen und anderen Organisatoren statt, beim Seniorengeburtstag geben sich Bürgermeister und Pfarrer/in die Hand, und die Zwiebelturmkirche ziert nicht nur diverse ortsansässige Unternehmen und Geschäfte, sondern auch die Wirtschaftliche Interessenvereinigung WIS, wenn sie Werbung für das Stadtfest macht.
Doch für das kommende Wochenende dürfen sich die Besucher des Sprockhöveler Stadtfestes auf eine Änderung einstellen: Erstmals seit fast 20 Jahren beginnt das Stadtfest nicht mit einem ökumenischen Gottesdienst.
Sicherlich ist es nachvollziehbar, wenn die Organisatoren sagen, es solle mal frischer Wind das Stadtfest beleben, obwohl die Frage offenbleibt, inwieweit ein Fanfarencorps zur Eröffnung diesen erhofften frischen Wind wehen lässt, während der Eröffnungsgottesdienst in den vergangenen Jahren nicht zuletzt wegen der fetzigen Musik regelmäßig hunderte von Menschen anlockte.
Ärgerlich und wohl auch bezeichnend ist dagegen, wie die Kirchengemeinden von der Absage des Gottesdienstes erfuhren; zu einem Zeitpunkt, an dem Vorbereitungen und erste Absprachen bereits gelaufen waren: aus der Zeitung!
Schon lange wird beklagt, dass die Kirchen aus dem Bewusstsein des öffentlichen Lebens verschwinden. Sprockhövel konnte sich immerhin rühmen, dass hier die Uhren anders ticken, dass hier die „gute alte Zeit“ ein wenig gewahrt blieb, dass die Kirche noch (wie gesagt)„mitten im Dorf“ steht. Die Zeiten scheinen sich auch hier zu ändern.
Nun kann man dazu stehen, wie man will. Man kann den Werteverfall unserer Zeit beklagen oder umgekehrt darauf hinweisen, dass einem frühere Privilegien der Kirche schon immer ein Dorn im Auge waren und dass hier längst überfällige Bewegung in das Thema kommt.
Allerdings wurde der Eröffnungsgottesdienst zum Stadtfest niemals als kirchliches Privileg verstanden. Den Organisatoren ging es einzig und alleine darum, dass die Kirchen eine Botschaft für die Menschen haben, die auch für Stadtfestbesucher wertvoll ist, egal, welcher Weltanschauung und Religion sie angehören. Doch diese Sichtweise scheint ins Wanken zu kommen. Es wird Zeit, dass die Kirchen wieder deutlich machen, wofür sie stehen.
„Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen“, diese Worte Jesu scheinen ein gutes Motto einer Kirche zu sein, die keine Privilegien braucht und weiß, wofür sie da ist. Auf dem Stadtfest, in der Zusammenarbeit mit der Kommune, Vereinen und anderen Organisatoren, mitten im Leben. Diese Worte sind aber sicherlich auch eine gute Lebensdevise für jeden Menschen, der sich als Christ versteht. Auf dem Stadtfest; und auch sonst.
Zu guter Letzt: Besuchen Sie uns! Denn auch ohne Eröffnungsgottesdienst ist die Kirchengemeinde auf dem Stadtfest präsent. Am ökumenischen Kirchenzelt, in der Kirche, die an allen drei Tagen geöffnet ist, am Sonntag um 11 auf der Hauptbühne zum Gottesdienst.
Besuchen Sie uns! Um über vermeintliche oder tatsächliche kirchliche Privilegien zu diskutieren. Oder einfach nur so.
Arne Stolorz,
Pfarrer der
Ev. Kirchengemeinde
Sprockhövel
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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