Hattingen auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Kommune
Ausgebaute Radtrasse schließt Lücke zur Ruhr
Der Radweg auf der Trasse der früheren Kohlebahn zwischen dem ehemaligen Bahnhof Wuppertal-Wichlinghausen über Sprockhövel nach Hattingen verbindet das Bergische Land mit dem Ruhrtal. Zukünftig soll der Radweg in Hattingen verlängert werden und dadurch an die Innenstadt und den RuhrtalRadweg angebunden werden. Die Stadt Hattingen stellt gemeinsam mit Straßen.NRW die aktuelle Planung vor. Baudezernent Jens Hendrix war sich immer sicher, dass diese Anbindung irgendwann kommen würde. Das ist sie nun im Vorfeld der Internationalen Gartenausstellung IGA 2027, die im Ruhrgebiet stattfinden wird, kommt, finden alle Beteiligten umso erfreulicher. Straßen.NRW hat erklärt, das Projekt zu planen und führt bereits mit der DB erste Gespräche über Flächen, die nicht Eigentum der Stadt Hattingen sind. „Die Mobilität wird sich in naher Zukunft entscheidend verändern. Zukunftsforscher gehen fest davon aus, dass sich der Verkehr nicht nur im Hinblick auf selbstfahrende Fahrzeuge verändern wird, sondern auch zur grundsätzlichen Nutzung des Autos. Dabei wird das Fahrrad mit seinen neuen technischen Möglichkeiten immer mehr Chancen eingeräumt. Für uns ist klar: Hier will Hattingen mitmischen und sein Potenzial einer fahrradfreundlichen Stadt erhöhen. Neben der Öffnung der Innenstadt für den Radverkehr ist es vor allem die alte Bahntrasse, die wir als Alltagstrasse betrachten und daher nicht nur für den Freizeitsportler interessant finden“, erklärt Bürgermeister Dirk Glaser. Weg von der Straße und die Entwicklung neuer Verkehrsformen hängen dabei zusammen. Baudezernent Jens Hendrix ergänzt: „Schon heute kommen immer mehr Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das ist umweltbewusst, fördert die eigene Gesundheit und schon den Geldbeutel. Dau muss es aber auch ein gut ausgebautes Radwegenetz geben. Die ehemalige Bahntrasse ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man Radfahrern über den touristischen Aspekt noch hinaus eine Möglichkeit bieten kann.“
Andreas Berg von Straßen.NRW berichtet: „Die Idee der Fortführung des Radweges von dem Viadukt Nierenhofer Straße an den RuhrtaRadweg stammt von unserem Projektleiter Thomas Schittkowski. Dabei soll eine Möglichkeit entstehen, vom Radweg aus direkt am Reschop und an der Kreisstraße oder der Engelbertstraße in die Innenstadt zu gelangen und zum anderen soll der Anschluss an die Ruhr gebaut werden.“ Der Hattinger kennt die geplanten Streckenführungen an der Trasse besonders gut. „Wir werden für die Umsetzung einen einstelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen. Wenn alle Flächen zur Verfügung stehen, werden wir mit den Bauarbeiten beginnen können. Das dauert natürlich alles etwas. 2023 soll es losgehen und bis zur Internationalen Gartenausstellung 2027 spätestens alles fertig sein. Standard ist heute die Asphaltierung der Radstrecken, damit neben dem Fahrrad auch andere alternative Bewegungsmöglichkeiten machbar sind. Wir stimmen das mit den Umweltbehörden natürlich immer ab und setzen bei der multifunktionalen Nutzung auf gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer“, so Andreas Berg.
Die Asphaltierung ist nicht unumstritten. In der letzten Ratssitzung 2018 wurde mehrheitlich beschlossen, dass die Stadt Hattingen die Bahntrasse zwischen Hattingen und Sprockhövel asphaltieren wird. Bereits seit langem gibt es Streit über den Zustand des Weges. Radfahrer monieren, bei Regen sei die Strecke zwischen Hattingen und Sprockhövel aktuell kaum nutzbar, weil sich große Matschpfützen bildeten. Die Stadt argumentiert, dass Asphalt auch günstiger im Unterhalt sei als die wassergebundene Decke. Die Gegner eine Asphaltierung – eine Bürgerinitiative hat sich gebildet und schon einige hundert Unterschriften gesammelt - fürchten dagegen um die Natur am Wegesrand und außerdem um das Wohl der Nutzer der Trasse. Für die Asphaltierung rechnet die Stadt mit Kosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro. Im Haushalt für 2019 sind bereits 80.000 Euro vorgesehen. Die Umsetzung werde aber nicht vor 2020 beginnen. Die Bürgerinitiative erwägt als nächsten Schritt, Anliegerwidersprüche vorzubringen und damit auch einen juristischen Weg zu beschreiten.
Asphaltierung ist ein Muss
Die Befürworter sehen vor allem in der Durchgängigkeit der Asphaltierung eine wichtigen Nutzungsaspekt. So wurde 2017 beispielsweise ein knapp vier Kilometer langer Radweg auf der Elbschebahntrasse zwischen Bommern und Wengern eröffnet. Auch er ist asphaltiert. Der Abschnitt ist Teil der 57 km langen Freizeitroute „Von Ruhr zur Ruhr“, die sich über 190 Höhenmeter überwiegend auf alten Bahntrassen von Hattingen über Sprockhövel bis Schee hinauf windet, und von dort über Silschede und Albringhausen wieder hinunter zur Ruhr nach Witten führt. Der Ruhrtalradweg zwischen Witten und Hattingen schließt den Kreis. Während die älteren Abschnitte des Rundkurses überwiegend mit wassergebundener Decke hergestellt wurden (beispielsweise auch der Abschnitt der Trasse in Sprockhövel), werden neue Abschnitte asphaltiert. Die Strecke ist uneingeschränkt für den Alltagsverkehr tauglich (und als steigungsarme Strecke in einer bewegten Region doppelt wertvoll), komfortabel für den Freizeitverkehr, günstig im Unterhalt und das Unfallrisiko durch Stürze an Rinnen und Schlaglöchern entfällt. Die Hattinger jedenfalls wünschen sich eine komplette Asphaltierung und hoffen auf Unterstützung durch den RVR und die Kommunalpolitik für etwaige Planungen der Bahntrasse in Sprockhövel.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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