Mit Alpakas im Hattinger Hügelland unterwegs sein
Tierisch geruhsamer Wanderspaß

Ein Küsschen für ein Alpaka. Hans-Jürgen Feldmann liebt seine Herde. Alle Fotos: Pielorz
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Wer auf Schusters Rappen oder auf dem Drahtesel im Hattinger Hüggelland unterwegs ist, der könnte ihnen begegnen. Capri, Domino, Solero, Cornetto, Calippo und Nogger haben die Ruhe weg und schmilzen auch nicht in der Sonne, obwohl sie die Namen von bekannten Eissorten tragen. Die sechs Kuschelvierbeiner sind Alpakas und gehen mit Menschen auf Wandertour. Begleitet werden sie dabei von ihrem Besitzer Hans-Jürgen Feldmann (59) oder seiner Tochter Isabell (30).
„Ich habe mich für diese Tiere schon lange begeistern können“, erzählt der noch relativ frischgebackene Besitzer der sechs Alpakas. Beruflich mit IT verbandelt, schätzt er die Ruhe und Gelassenheit der Tiere, die zwar kuschelig aussehen, aber keinen Kuschelfaktor haben. „Alpakas mögen es nicht so gern, gestreichelt zu werden. Sie sind Fluchttiere und folgen immer dem ranghöchsten Mitglied der Herde. Wenn sie aber an das Halfter gewöhnt sind, sind sie wunderbare Begleiter von Spaziergängen.“ Das hat er persönlich zum ersten Mal erlebt, als er vor zwei Jahren eine Alpaka-Wanderung als Geburtstagsgeschenk bekam. Danach war es um ihn komplett geschehen und im Juni letzten Jahres zogen die ersten drei Tiere von der Eifel nach Bredenscheid. „Ich hatte damals nur eine Wiese, habe dann eine Hütte gebaut und mich über die ersten lebenden Rasenmäher gefreut“, erzählt er. Heu und Gras sind die Hauptnahrungsquellen der Tiere. Viel Gras und viel Heu! „Meine Wiese war schnell verfrühstückt. Da habe ich eine weitere Wiese dazu genommen“, berichtet er. Und drei weitere Tiere kamen auch noch dazu. Ein Hengst mit dem Namen „Capri“ und fünf Wallache bilden jetzt die Herde.
„Die Tiere treten sehr weich auf, zerstören nichts, machen keinen Lärm und keine Geruchsbelästigung. Sie folgen dem Leittier, leben aber nicht nur harmonisch in der Gruppe zusammen. Es kommt schon zu Rangeleien, beispielsweise um einen guten Ruheplatz oder um das Futter. Es gibt halt eine Rangfolge.“ Wenn sich die Tiere untereinander gestresst haben, passiert etwas, was man „Kiefersperre“ nennt. „Für etwa zehn Minuten steht der Kiefer still und man sieht deutlichdie Zähne. Erst danach lässt er sich wieder bewegen.“ Hhhmm, zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass es auch für Menschen eine praktische Einrichtung wäre. Nach dem Streit zehn Minuten Klappe halten...

Maßstab der Entschleunigung

Und auch sonst haben die Tiere Vorteile. Wasserdichtes Fell zum Beispiel und das von Top-Qualität. „Einmal im Jahr wird geschoren“, erzählt Hans-Jürgen Feldmann. „Das macht jemand, der von der Schafschur kam, mittlerweile aber auf Alpaka spezialisiert ist. Denn die Wolle ist ganz anders als bei Schafen. Sehr trocken und hochwertig. Die Tiere müssen aber bei der Schur fixiert werden und daher sollte das ein Profi machen, damit die Stresssituation auch schnell wieder endet.“ Die Alpaka-Frisur kann man sich übrigens aussuchen und deshalb sieht eigentlich jedes Tier völlig anders aus.
Alpakas sind neugierig. Auf Wanderungen laufen sie dem Führungstier in der Regel aber einfach nach. „Das ist bei uns Nogger. Er ist bei den ein bis zweistündigen Wanderungen in der Regel dabei. Er ist der Mutigste und geht voran. Die anderen folgen. Alpakas sind nicht so stur wie Esel, aber natürlich haben sie auch schon einmal keine richtige Lust zu laufen. Da muss man man sie etwas locken, mit Futter beispielsweise.“ Die Idee mit den Wanderungen, die entweder von Hans-Jürgen Feldmann oder Tochter Isabell (30) begleitet werden, hatte er von Anfang an. „Das Wetter und die Jahreszeit sind egal. Und gerade in der Corona-Pandemie ist es ein Angebot für Familien oder Paare. Es tut einfach gut, mit einem Alpaka am Zügel zu laufen und in der Natur unterwegs zu sein. Natürlich könnte man auch in größeren Gruppen unterwegs sein, wenn es wieder erlaubt ist. Aber der direkte Kontakt mit Tieren in der Natur entsteht natürlich am besten durch Kleingruppen oder durch Familien.“
Zwanzig Jahre alt können die Tiere werden. Das jüngste Alpaka bei Hans-Jürgen Feldmann ist drei Jahre alt, das älteste Tier fünf. Bis zu 1,40 Meter hoch können sie springen und sie schaffen auch mal eine Geschwindigkeit von 40 Kilometer pro Stunde. Aber eigentlich sind sie viel lieber gemütlich unterwegs. Ein „Herdenmitglied“ ist Hans-Jürgen Feldmann übrigens nicht. „Und das ist auch gut so, denn die Tiere können untereinander schon kämpfen und beißen. Und spucken.“ Es kommt übrigens sehr selten vor, dass ein Alpaka gegen Menschen spuckt. Am Häufigsten spucken sie, wenn es um die Rangordnung in der Herde oder das Futter geht. Kommt ein rangniedrigeres Tier einem ranghöheren zu nahe, werden die Ohren nach hinten gelegt als Vorwarnung. Ignoriert das rangniedrigere Tier diese Warnung, so kommt es meistens zum Spucken. Beim Menschen kann es vorkommen, dass eine fremde Person, die die Koppel betritt, bespuckt wird, weil sie nicht erwünscht ist. Hans-Jürgen Feldmann ist erwünscht. Er genießt es, seine Tiere zu beobachten und mit ihnen auf Wanderschaft zu gehen.
Kontakt unter www.huegelland-alpakas.jimdosite.com

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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