Ruhr-Renaturierung: Minister Remmel soll Projekt in Hattingen stoppen
Auch wenn eine Weile nichts vom „Initiativ-Kreis zur Erhaltung des Ruhrbogens“ zu lesen war: Hinter den Kulissen laufen die Schreiben hin und her, wie auch der Sprecher der Initiative, Gerd Walther, bei seinem Besuch in der STADTSPIEGEL-Redaktion verdeutlicht.
Bekanntlich geht es ja um die Renaturierung der Ruhr auf rund sieben Kilometern zwischen dem Hattinger und dem Dahlhauser Wehr gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie.
Noch Anfang des Jahres war der Initiativ-Kreis von der Bezirksregierung Düsseldorf zu einem Sondergespräch eingeladen worden. Dabei hatte er nach eigener Aussage erreicht, dass dieser Ruhrabschnitt mit seinen kulturhistorischen Buhnen, Ruhrschwall und Leinpfad in seiner Gänze und im jetzigen Zustand voll erhalten bleibt.
Im Verlauf dieses zweistündigen Treffens hatte der Initiativkreis einen eigenen Vorschlag zur Landschaftsumwandlung vorgestellt. Dabei würden Umgehungsrinnen hinter den Buhnen eingerichtet, die dadurch unangetastet bestehen bleiben könnten. Dieser Ausarbeitung hatte die Bezirksregierung voll zugestimmt, auch weil bei ihren modifizierten Plänen ähnliche Überlegungen anstanden.
Bereits im November 2014 hatte der Initiativ-Kreis jedoch wegen der kulturhistorischen Bedeutung der Buhnen im Rahmen der Industrialisierung des hiesigen Raumes Denkmalschutz beantragt. In einem der STADTSPIEGEL-Redaktion vorliegenden Schreiben vom 25. Juni 2015 teilt die beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) dafür zuständige Sachbearbeiterin Imme Wittkamp mit: „Die Recherchen sind beendet und ich habe nunmehr eine positive Stellungnahme zu den betreffenden Zeugnissen der Schiffbarmachung der Ruhr an die zuständige Obere Denkmalbehörde (Bezirksregierung Arnsberg) geschickt.“ Dort habe man eine Unterschutzstellung des Bereichs avisiert, so der Initiativ-Kreis.
„Daraus ergab sich für uns eine ganz neue Sachlage“, unterstreicht Gerd Walther. „Daher fordern wir einen sofortigen Planungsstopp und lassen uns auch nicht mehr auf den Anfang des Jahres gefundenen Kompromiss mit dem Teilerhalt der Buhnen ein.“
Renaturierungsabschnitt ist denkmalschutzwürdig
Also wurde im September Jürgen Klingel von der Düsseldorfer Bezirksregierung in einem ausführlichen Schreiben mit vielen juristischen Fakten und weiterführenden Fragen mitgeteilt, dass „durch diesen außergewöhnlichen, gesellschaftlich gewollten Grund von Änderungen der Gewässerstruktur und der begleitenden Uferregionen zur Erreichung eines guten naturnahen Potentials aus zwingenden Gründen Abstand zu nehmen ist“. Dabei werde nicht einmal gegen geltendes EU-Recht verstoßen, „so dass das Renaturierungsprojekt Winz-Baak, ohne Sanktionen befürchten zu müssen, gestoppt werden könnte.“
Gerd Walther: „Das Antwortschreiben verwundert uns und das haben wir inzwischen auch Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landschaftsschutz, Naturschutz und Verbraucherschutz des Landes NRW schriftlich mitgeteilt. Ohne in einem Wort auf unsere Fragen einzugehen, wird in der Antwort der Düsseldorfer Bezirksregierung lediglich lapidar vermerkt, bei der Erarbeitung der Antragsunterlagen wurden die Denkmalschutzbelange bereits berücksichtigt. Das ist unserer Meinung nach irreführend und kann nur falsch sein, weil zu diesem Zeitpunkt definitiv keinerlei Aussagen der Behörden zum Denkmalschutz vorlagen und somit nicht berücksichtigt werden konnten.“
Der Initiativ-Kreis zur Erhaltung des Ruhrbogens befürchtet nun, wie Gerd Walther sagt, „dass Düsseldorf als Geldgeber und Arnsberg als für den Denkmalschutz zuständige Bezirksregierung miteinander mauscheln, weil schon viel Geld in die Planungen bislang geflossen sind“.
Umso gespannter sind die engagierten Hattinger nun, wie der Minister sich auf ihr jüngstes Schreiben äußern wird. Gerd Walther: „Wir hatten Johannes Remmel schon einmal angeschrieben und da hatte er sehr ausführlich geantwortet. Jetzt hoffen wir, dass er als Minister eingreift und das gesamte Projekt stoppt.“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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