"Bienenhotel" trifft es nicht richtig
Nisthilfe auch für Solitärwespen
Eigentlich ist es keine gut gemachte Nisthilfe, die ich da vor ein paar Jahren an der Gartenhütte angebracht habe. Die Bambusröhrchen sitzen zum Teil locker, manche wurden auch schon vom Specht herausgerissen. Doch noch immer ist "Leben in der Bude", und das nicht nur einmal im Jahr, wenn die Mauerbienen schlüpfen und neue Nester anlegen.
Inzwischen haben die Mauerbienen eine neuere Nisthilfe gleich daneben angenommen und fast vollständig besiedelt. Ihre leeren Brutröhren im alten "Hotel" sind nun heiß begehrt bei den Solitären Faltenwespen, die ihren Namen dem Umstand verdanken, dass sie ihre Flügel im Sitzen schmal zusammenfalten. Am Wochenende hatte ich die Gelegenheit, diese "Nachmieter" beim Besiedeln der Röhren zu filmen und zu fotografieren. Sie haben sich von meiner Nähe nicht stören lassen (und ich mich umgekehrt natürlich auch nicht 😉).
Für unsereinen sind die Solitären Faltenwespen ungefährlich, denn sie bilden eben keine Staaten, die sie gemeinsam verteidigen, und interessieren sich auch nicht für Fleisch, Kuchen und andere Dinge, die auf unserem Speiseplan stehen. Es gibt in Mitteleuropa etwa 100 Arten dieser Familie, die anhand von Fotos oft kaum oder gar nicht genau bestimmt werden können. Deshalb habe ich auch noch nicht herausgefunden, um welche Art es sich bei den hier beobachteten Tieren handelt.
Interessanter als die exakte Bezeichnung finde ich allerdings die Lebensweise: Diese Art nutzt neben hohlen Pflanzenstängeln auch gerne künstliche Nisthilfen, um darin mehrere Brutkammern anzulegen. Jede wird mit einer betäubten Käferlarve bestückt, neben der die Wespe ein einzelnes Ei ablegt, bevor sie die Kammer mit Lehm verschließt. Daher rührt auch die Bezeichnung Lehmwespe, die allerdings viele weitere Arten mit vergleichbarer Lebensweise umschließt.
Da die Solitärwespen nur für ihre eigene Nachkommenschaft sorgen und nicht, wie andere "soziale" Wespenarten, gemeinsam für die Nachkommen ihrer Königin, gibt es natürlich auch Konkurrenz beim Besiedeln der Niströhren. So konnte ich beobachten, wie zwei Tiere zugleich dieselbe Röhre anflogen und sich davor ineinander verbissen, bis sie gemeinsam herabfielen, oder wie eine Wespe versuchte, in eine bereits besetzte Röhre einzudringen, und von der "Besitzerin" wieder hinausgebissen wurde (s. Video).
Einige dieser Beobachtungen habe ich in einem kleinen Film zusammengestellt. Da sieht man zuerst zwei anfliegende Faltenwespen und eine weitere, die an einer verschlossenen Röhre in der neuen Nisthilfe zu nagen scheint. Danach kann man beobachten, wie eine Wespe (die zuvor eine Käferlarve in ihrer Röhre platziert hatte) herauskrabbelt, wendet und rückwärts wieder hineinkriecht, um neben der Raupe ein Ei abzulegen. In der dritten Sequenz sind zwei Wespen zu beobachten, die am Eingang einer Röhre miteinander ringen, bis die eine aufgibt - und die nächste Röhre anfliegt. Zwischendurch verlässt oberhalb davon eine dritte Wespe ihre Röhre mit einem Stück der alten Brutkammerwandung, die wohl noch von den Mauerbienen stammt.
Unten sind noch zwei weitere Fotos angefügt: das Ausräumen der verlassenen Niströhre (Bild 4) und der Anflug einer anderen Wespe mit einem Lehmbröckchen (Bild 7).
Autor:Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen | |
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