Natur hautnah erleben
(von Cay Kamphorst) Der 27jährige Martin Maschka aus Hattingen arbeitet als Naturführer. Seit seiner Kindheit, bedeutet die Natur mehr für ihn als nur den einfachen Waldspaziergang. Sich für den Schutz und den Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt einzusetzen, ist dem gelernten Erzieher ein starkes Bedürfnis.
Seine Leidenschaft begann schon in der Kindheit. „Meine Mutter ist früh verstorben, das Verhältnis zu meinem Vater war schwierig und so bin ich immer raus in die Natur gegangen, weil ich mich dort wohl gefühlt habe“, erzählt der 27jährige. „Ich habe alles Mögliche an Tieren mit nach Hause genommen. Anfangs waren meine Eltern zwar nicht so begeistert, haben sich dann aber auch daran gewöhnt.“
Heute arbeitet er aktiv bei den Naturführern in Hattingen mit. Am Zippe 50, dort, wo das Jugendamt auch seinen Abenteuerspielplatz organisiert, haben Martin Maschka und seine Naturführerkollegen ein Grundstück gepachtet, das sich im Besitz der Stadt Hattingen befindet. „Wir nennen es ‚das Artenschutzzentrum‘. Insgesamt sollen sechs Teiche angelegt werden, in denen Molche, Frösche, Kröten und Libellenlarven einen neuen Lebensraum finden sollen. Wir hoffen, dass sich manche Population, die vom Aussterben bedroht ist, hier ansiedelt und vermehrt.“
Noch ist nicht viel zu sehen. Trist sieht es aus. Aber wenn man durch Martin Maschkas Augen sieht, dann erkennt man schnell, wie es werden wird. Mit großern und ansteckender Begeisterung erzählt der naturversierte 27jährige Hattinger über sein Projekt.
„Natürlich ist das auch mit großen Kosten verbunden und wir stecken hier viel eigenes Geld rein. Aber ohne die Einnahmen durch unsere Exkursionen, das Adventure-Camp oder den Zauberwald wäre der Aufbau nicht möglich. Wir haben glücklicherweise großzügige Sponsoren wie Obi, die HWG und den Garten- und Landschaftsbetrieb Gebrüder Müller, die sich finanziell und mit der Materialstellung einbringen. Sonst wäre das ganze Projekt nicht umsetzbar. Letztlich sollen hier ein großer Garten voll unterschiedlichster Tiere zu Land und Wasser sowie eine artenreiche Pflanzenwelt entstehen.“
Wer sich vor Schlangen oder Molchen ekelt, wird nach einer begeisternden Exkursion mit Martin Maschka die Tiere mit ganz anderen Augen sehen. Warum mögen Vögel und Igel nur die Schnecken mit dem Haus, lassen aber die Nacktschnecken links liegen? Martin Maschka weiß es: „Nacktschnecken haben keine natürlichen Feinde. Sie haben einen unangenehmen zähen Schleim, der sich nicht so einfach entfernen lässt. Selbst wenn man hinterher die Hände wäscht, dann merkt man, wie der angetrocknete Schleim wieder flüssig wird, sich aber nicht so richtig abwaschen lässt. Werden die Nacktschnecken gegessen, dann stößt den Vögeln oder Igeln der eklige Geschmack immer wieder auf.“
Egal welche Frage der unerfahrene Städter stellt, der ausgebildete Naturführer weiß eine Antwort darauf. Ein faszinierendes Wissen, das man so hautnah und begreifbar von Martin Maschka und seinen Kollegen vermittelt bekommt.
Dafür bieten sie unterschiedliche Exkursionen an, auf denen Amphibien und Reptilien ganz nah beobachtet und, wer den Mut hat, angefasst werden können.
Leider kommt es immer wieder vor, dass Menschen sich auf das Grundstück begeben, um die Tiere aus den Teichen für den eigenen Hausgebrauch zu entwenden. „Dabei bedenken die Leute nicht, dass man die Tiere nicht so einfach umsetzen kann. Die Landkröte beispielsweise ist zeitlebens auf ihr Laichgewässer geprägt. Wer sie umsetzt, riskiert, dass sie wieder abwandert und dabei sprichwörtlich unter die Räder kommt.“
Was sollte stattdessen der neue Teichbesitzer machen, wenn er gerne sein Gewässer besiedelt haben möchte? „Einfach den Teich so belassen. Dann kommen die Tiere über kurz oder lang von selbst. Da muss man halt etwas Geduld haben“, rät Martin Maschka.
Ebenso lassen unverantwortliche Hundebesitzer ihre Hunde im Bereich des Artenschutzzentrums frei laufen. „Mal abgesehen davon, dass die Hunde die Tiere verschrecken und mitunter Pflanzen und Lebensraum zerstören, ist es natürlich auch ein Unding, wenn gerade eine Exkursion mit Kindern stattfindet und plötzlich ein großer Hund angerannt kommt. Leider sind dann die Hundebesitzer nicht immer einsichtig. Wir wollen das Grundstück jetzt auf natürliche Art einzäunen mit Ästen und Stämmen. Darin finden dann wieder Echsen und Schlangen einen neuen Lebensraum, vorne soll ein Tor angebracht werden.“
Als Kind hat Martin Maschka das Grundstück bereits durch Freizeiten des Jugendamtes kennengelernt und 1999 während eines Schulpraktikums in dem Garten mitgearbeitet. Es war immer schon ein Gebiet, das Kindern und Erwachsenen die Natur näherbringen sollte.
Nachdem der 27jährige Naturliebhaber ein Jahr in der biologischen Station in Ennepetal gearbeitet hatte, machte er die Ausbildung zum Naturführer in der Eifel. Eine Ausbildung zum Erzieher folgte und von der Kombination profitieren auch die Kinder des Kindergartens in Linden, wo er hauptberuflich arbeitet.
Die Naturführer bieten neben den Exkursionen auch verschiedene andere Aktivitäten rund um das Thema Natur an. „Für Kinder von sechs bis zehn Jahren gibt es ein Adventure-Camp. Dort leben wir ganz frei in der Natur in Holzhütten. Im Camplager dürfen die Kinder sich austoben und ausprobieren. Es gibt ein volles Tagesprogramm mit Bogenschießen, Wandern, Klettern, Teamspielen, Lagerfeuer, Kanufahrten und einiges mehr. Das nächste Adventurecamp findet im April statt“, fügt er zwinkernd hinzu. „Dann haben wir noch unseren Zauberwald. Den habe ich selbst ins Leben gerufen“, erklärt Martin Maschka stolz. „Das ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen etwas. Hier wird auf nette und spielerische Art und Weise die faszinierende Welt der Elfen, Kobolde und Trolle erlebt. Dafür reisen extra Leute von weit her an. Echte Schauspieler stecken in den Kostümen. Durch Geschichten und Rätsel begeben sich die Besucher auf eine Reise in eine andere Welt.“
uWer die Naturführer bei ihrer Arbeit im Tier- und Pflanzenschutz unterstützen möchte, kann sich dafür an Martin Maschka unter (01577 2949 225 wenden oder über die Homepage unter www.dienaturfuehrer.de eine Mail schicken.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.