Gegen fast alles ist ein Kraut gewachsen

Ursula Stratmann mit ihrem neuen Buch und verschiedenen Kräutern, darunter die Rote Taubnessel, die Kohlgänsedistel und das Schöllkraut. Die ersten beiden sind essbar, der Saft des letztgenanntes Krautes dient zum Betupfen von Warzen.
Foto: Pielorz
  • Ursula Stratmann mit ihrem neuen Buch und verschiedenen Kräutern, darunter die Rote Taubnessel, die Kohlgänsedistel und das Schöllkraut. Die ersten beiden sind essbar, der Saft des letztgenanntes Krautes dient zum Betupfen von Warzen.
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Im finsteren Mittelalter wäre die Sprockhövelerin Ursula Stratmann vermutlich auf dem Scheiterhaufen als Hexe verbrannt worden. Schuld daran wäre ihr Wissen um Kräuter und die heilenden Kräfte gewesen. Zum Glück sind ­diese Zeiten vorbei und die Kräuterfachfrau kann ihr Wissen durch Führungen und Bücher weitergeben.

Wer an den Kräuterführungen entlang der Ruhr teilnimmt, die auch von der Hattinger Volkshochschule angeboten werden, erhält regelmäßig von Ursula Stratmann einen Rundbrief, in dem die Neuigkeiten aus der Botanik verständlich und amüsant zusammengefasst sind. Aus diesen Briefen heraus entstand die Idee des erstes Buches, welches jetzt unter dem Titel „Paradies in Grün“ erschienen ist.
Auf 288 Seiten mit vielen farbigen Bildern beschreibt die Biologin eine Vielzahl von Kräutern mit für den Laien erstaunlichen Erkenntnissen: Magnolienblüten zum Essen, aber auch Kräuter als Hausapotheke, Kräuter als Smoothie und vieles mehr. „Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden und wollte eigentlich Genetik studieren, habe aber während des Studiums festgestellt, dass es dann doch die Botanik ist“, erzählt sie beim Besuch in der STADTSPIEGEL-Redaktion.
Seit fünf Jahren bietet sie regelmäßige Führungen und Workshops an. „Da zeige ich den Menschen zum Beispiel das Seifenkraut, mit dem man sich prima die Haare waschen kann. Das wächst in großer Zahl an Birschels Mühle. Oder ich erkläre ein Menü mit Dahlien. Jede Sorte schmeckt anders“, erklärt die Diplom-Kräuterfachfrau, die die Heilkräuter-Fachschule in Dortmund besucht hat.
Dabei ist das Buch kein Kräuterbestimmungsbuch. Es enthält beispielsweise einen kulinarischen Spaziergang in Hattingen an der Ruhr mit allerlei unbekannten Kräuter- und Beeren-Gourmet-Genüssen. Samen, die wie Walnüsse schmecken, oder Blüten gegen Fußpilz – die Natur hat viel zu bieten, wenn man weiß, wonach man suchen muss. „Zehn Kräuter reichen für die heimische Apotheke“, meint sie. Natürlich hat Ursula Stratmann viel mehr. Auch im Garten übrigens.
Denn die essbare Wildnis hat mittlerweile auch Eingang in die große Sterneküche gefunden.
Verschiedene Quiz-Varianten gibt es übrigens auch zu entdecken. Erzengelwurz-Stängel für die Immuntinktur, Aspirinkraut gegen Schmerzen, knackige Salate – die Liste ist endlos.

Aber lesen Sie doch selbst: Ursula Stratmann, „Paradies in Grün“, Klartext-Verlag, ISBN 978-3-8375-1056-0; 12.95 Euro.

Führungen gibt es im neuen Jahr auch wieder: Los geht es in Hattingen und Sprockhövel am Sonntag, 4. Mai, 10 bis 12.15 Uhr, ab Parkplatz IG Metall-Bildungszentrum. Anmeldungen dazu über die VHS in Hattingen, 02324/204-3511. Kosten zehn Euro. Am 19. Juni wird dann eine Kräuter-Apotheke gesammelt.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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