Eisiges
Er zieht sein Hemd im Freien an und lässt's vorher nicht wärmen
Wirklich überraschend kam er ja nicht, der Eisregen in der vorigen Nacht, das Kratzen auf Gehsteigen und Autoscheiben heute Morgen also auch nicht. Doch das war ja nur der hörbare (bzw. mühsame) Aspekt, ein Zeichen der weniger erfreulichen Folgen. Nach getaner Arbeit zog es mich mit der Kamera nach Blankenstein.
Eisige Finger bereits nach jeweils wenigen Aufnahmen verhinderten zwar eine große Ausbeute, aber drei Bilder möchte ich hier doch zeigen. Ist noch ein Becher Glühwein da? Ein passendes Gedicht habe ich schon herausgesucht - einige Verse aus Matthias Claudius' "Lied, hinter dem Ofen zu singen" von 1782:
Der Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und auf die Dauer;
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an
und scheut nicht süß noch sauer.
Er zieht sein Hemd im Freien an,
und läßt’s vorher nicht wärmen;
und spottet über Fluß im Zahn
und Kolik in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
haßt warmen Drang und warmen Klang
und alle warmen Sachen.
Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.
Da ist er denn bald dort, bald hier,
gut’ Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
und seh’n ihn an und frieren.
Autor:Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen | |
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