Garten
Die Heilpflanzen aus dem eigenen Garten - Teil 1
Besser wäre da "Heilpflanzen im eigenen Garten" gewesen denn ich bin weder Arzt noch Apotheker dass ich hier Empfehlungen zur Anwendung geben könnte. (Und auch kein Verfechter geschlechtsspezifischer Sternchenschreibweise. Das ist weder gedankenlos noch als Affront gemeint). Wohl bin ich aber alt genug, mich zu erinnern, dass meine Großeltern losgezogen sind Johanniskraut, Huflattich , Brombeerblätter, Kamillenblüten, Eibisch, Krauseminze und manches andere zu sammeln, zu trocknen und für den Fall der Fälle in Dosen zu packen... und es dann auch zu verwenden. Auch meine Mutter hatte noch bis vor kurzem zum Beispiel Gläser mit selbst getrockneten Brennesselsamen im Schrank stehen, und diese auch genutzt.
Was hält uns heute von der Nutzung ab? Die Mühe das betreffende Pflänzchen in freier Natur zu finden, die Unsicherheit über die tatsächlich in der jeweiligen Pflanze enthaltenen Wirkstoffmengen und der bei vielen inzwischen größte Stolperstein: Hab ich überhaupt die richtige Pflanze erwischt?
Für den ersten Punkt hilft viel Bewegung an der frischen Luft, für Punkt zwei kann Sie Ihr Apotheker mit bereits getrockneten Materialien aus kontrolliertem Anbau versorgen, einschließlich fundierter Beratung. Für Punkt drei schauen wir jetzt einmal was wir denn im eigenen Garten finden.
Habichtskraut, die orange blühende Variante habe ich hier, auch Mausohr-Habichtskraut genannt. Es beginnt gerade erst zu blühen.
Wo es steht versucht es sich auch auszubreiten, selbst wenn da kein Boden mehr auf den Steinplatten ist. Das Wurzelgeflecht verteilt da die Nährstoffe zuverlässig auf alle. Die Blüten werden ganz gern mal von Rehen abgefressen. Gelegentliches Rasenmähen trennt auch nur die Blütenstände und oberen Blattenden ab, so dass die Pflanzen unbehelligt weiterwachsen.
Was sagt die Volks-Heilkunde? Augenspülung, damit man wieder sieht wie ein Habicht. Dafür gibt es heute sicherlich bessere Alternativen, die auch an dieser empfindlichen Stelle Keimfreiheit garantiert.
Ein Tee-Aufguss aus getrockneten Blättern bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich. Klassisch auch entzündungshemmend, krampflösend und harntreibend, bei Durchfall, Nierenerkrankungen und Wurmbefall. Fein gehackte Blätter und Blüten werden gelegentlich als Bereicherung für Salate und Milchprodukte empfohlen.
Darüber hinaus gibt es noch Hinweise zur Verwendung als Cannabis-Ersatz zum rauchen, räuchern und als Likör... Jetzt weiß ich auch, warum die Rehe hier gelegentlich so entspannt sind...
Huflattich ist die nächste Pflanze hier. Nach dem Habichtskraut -hat jeder, kennt keiner- jetzt das Gegenstück. Huflattich kennt jeder und hat keiner.
Hier die Vegetationsform mit den grünen Blättern mit der silbrigen Unterseite. Verbreitet sich gern über ausgedehntes Rhizom. mit Samenschirmchen geht's natürlich auch. Schön ist aber auch die frühe Blüte.
Jetzt zur Heilpflanze: Seit je her wird die schleimlösende Wirkung bei allen Arten von Husten, Asthma, Bronchitis etc. schon in ihrem lateinischen Namen beschrieben. Zusätzlich wird von Unterstützung bei Magen-Darm-Problemen, Behandlung von Schürfwunden, Entzündungshemmung und mehr berichtet. Verschiedene Darreichungen wie Tees oder Sirup sind dokumentiert. Vor 30 Jahren war der Huflattich Heilpflanze des Jahres. Inzwischen wird wegen der Gefahr von Leberschäden und Krebsgefahr von Anwendungen abgeraten. Also siehe Vorspann: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker.
Auch wenn diese Heilpflanzen nach heutigem Stand nicht mehr zur Anwendung empfohlen sind, eine Bereicherung für unsere Umwelt sind sie bestimmt. Heilpflanzen sind häufig einheimische Wildpflanzen die in Austausch mit unserer eingesessenen Tierwelt stehen. So sind für das Habichtskraut z.B. 4 Schmetterlinge, 77 Wildbienen, 16 Schwebfliegen und 2 Käferarten dokumentiert: Siehe dazu Natura DB.
Wenn auch Sie sehen wollen wie sich Wild- und Heilkräuter in ein Gartenkonzept integrieren lassen: Sie haben die Gelegenheit sich am 15.+16.6.24 einen umfassenderen Einblick zu verschaffen und mit uns ins Gespräch zu kommen.
Unser Garten ist im Rahmen der "offenen Gärten Bochum" von 11-18 Uhr geöffnet. Um eine Spende von 2 €/Person und Garten wird für einen sozialen Zweck gebeten. Weitere 6 Gärten nehmen an der offenen Gartenpforte teil. Flyer, Routenplaner und weitere Informationen auf www.offengaerten-bochum.de
Autor:Christa Sattler aus Hattingen |
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