"Bitte stoppen Sie die Ruhr-Renaturierung!": Offener Brief an Minister Remmel und Hattinger Lokalpolitiker

Hier ein Teil des Winzer Ruhrbogens mit einigen der Buhnen, die der Renaturierung zum Opfer fallen würden.  Foto: STADTSPIEGEL-Archiv
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  • Hier ein Teil des Winzer Ruhrbogens mit einigen der Buhnen, die der Renaturierung zum Opfer fallen würden. Foto: STADTSPIEGEL-Archiv
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"Leider haben sich aus unserer Sicht keine neuen Erkenntnisse ergeben", so bilanziert Gerd Walther ein Treffen im Hattinger Rathaus. Dort haben der Sprecher vom Initiativkreis zum Erhalt des Ruhrbogens sowie unter anderem Vertreter der Stadtverwaltung, vom Naturschutzbund NABU, der Initiative Dahlhausen und des Angelsportvereins Henrichshütte an einer Sitzung teilgenommen, bei dem nach seinen Worten Dr. Michael Leismann, Dezernent der Bezirksregierung Arnsberg, den formalen Ablauf des Planfeststellungsverfahrens erläuterte.

Im Namen der Hattinger Initiative schrieb daher jetzt Gerd Walther wieder einmal an Johannes Remmel, den zuständigen NRW-Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landschaftsschutz, Naturschutz und Verbraucherschutz.
Darin heißt es unter anderem: "Leider haben sich (...) keine Hinweise ergeben, dass hier nun wirklich die verschiedenen Interessenlagen und die mehrfach genannten Einwände gegen den Ruhrumbau eine nachhaltige Berücksichtigung gefunden haben. Vielmehr sollen ein Drittel der Buhnen komplett entfernt und ein weiteres Drittel zerstört und Nebengerinne angelegt werden – das verstehen Sie also unter ,minimaler Beseitigung'."
Es sei "nicht nachvollziehbar und schlüssig, dass auch die Dokumentationen und Vorträge Ihrer Planer immer von dem ,beeindruckenden Ruhrbogen' und ,Hattinger Kleinod' sprechen und jetzt zerstörende Baumaßnahmen drohen! Hinzu kommt natürlich – wie immer wieder erwähnt – dass es vielen Hattinger Institutionen, Vereinen und vor allem den Bürgern nicht zu vermitteln ist, dass eine über 200 Jahre alte Flusslandschaft nach EU-Gesetzesvorgaben geändert und neu geregelt werden soll."
Bezug nimmt der Initiativkreis zum Erhalt des Ruhrbogens dabei auf die jüngst im STADTSPIEGEL erschienenen Leserbriefe.
Weiter schreibt die Initiative dem Minister: "Abgesehen von der Tatsache, dass es sich um eigenes Gelände handelt und keine Einwände zu befürchten sind (auch müssen genehmigte Gelder ausgegeben werden), haben sich bisher keine plausiblen Gründe für die sogenannte ,Renaturierung' ergeben. Naturführer und ökologische Sachverständige bestätigen für diesen Ruhrabschnitt eine völlig intakte Flora und Fauna und die immer wieder von den Planern propagierte gelungene Renaturierung in Arnsberg (mit Hattingen allerdings nicht vergleichbar) mit Eisvogel, Faden- und Bergmolch sowie diversen Schmetterlingen kann nicht überzeugen. Diese Tierwelt ist am Ruhrbogen mit großer Population schon lange ansässig."
Das Schreiben endet mit der Forderung: "Erklären Sie uns nun bitte endlich schlüssig, warum die Bezirksregierung ausgerechnet diesen Ruhrabschnitt für ein Experiment mit unklarem Ausgang gewählt hat und dringend andere Maßnahmen (Fischtreppen, Modernisierung der Kläranlagen etc.) unerledigt lässt.
Der Nutzen des Umbaus besteht nach jetzigen Kenntnissen nur darin, dass die Buhnenlandschaft hinterher etwas anders aussieht als die jetzige historische ,Bilderbuch-Kulisse'. Wir können daher nur hoffen, dass der gesamte Streckenabschnitt zwischen Dahlhauser und Hattinger Schleuse als ein einmaliges Denkmal der früheren Industrialisierung in der jetzigen Form erhalten bleibt, und appellieren erneut an Sie, das gesamte Projekt noch vor dem aufwändigen Planfeststellungsverfahren zu stoppen."
Im Gespräch mit dem STADTSPIEGEL brachte Gerd Walther zudem seine Verwunderung hierüber zum Ausdruck: "Wir fragen uns, warum sich die lokale Politik nicht zu diesem Thema äußert, das nach wie vor viele Menschen in Hattingen beschäftigt. Das mit einem ,Wir sind nicht zuständig' abzutun, halten wir nicht für richtig."
Das wurde Vertretern der Lokalpolitik inzwischen auch so in einem persönlichen Anschreiben mitgeteilt: "Wir wundern uns sehr (und auch 4.000 Hattinger Bürger mit ihren Unterschriften), warum sich die örtlichen Politiker so gar nicht zu diesem Thema äußern wollen. Gerne erwarten wir daher von Ihnen eine Positionierung bzw. Meinungsäußerung."

Hier ein Teil des Winzer Ruhrbogens mit einigen der Buhnen, die der Renaturierung zum Opfer fallen würden.  Foto: STADTSPIEGEL-Archiv
Gerd Walther ist Sprecher vom Initiativkreis zum Erhalt des Ruhrbogens.   Foto: STADTSPIEGEL-Archiv
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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