Auch Streicheln will gelernt sein
„Wenn ein Hund knurrt, was will er mir damit sagen?“, fragt Rita Sieberg-Karwatzki in die Runde der Kinder. „Lass mich in Ruhe“, antwortet ein Kind. „Richtig, und vielleicht zieht er auch noch die Lefze hoch“, fährt die Hundetrainerin fort, „Laute und Körpersprache eines Hundes verraten uns, wie er gelaunt ist.“
Besonders wichtig sei es, niemals unvermittelt auf einen fremden Hund zuzugehen, lernen die Kinder. „Fragt erst die Besitzer, ob der Hund Lust hat, euch kennen zu lernen.“
Falls es doch einmal schief geht: „Bloß nicht wegrennen“, mahnt Rita Sieberg-Karwatzki, „der Hund glaubt sonst, er dürfe euch jagen.“ Angesichts eines aggressiven Hundes sei es besser, stehen zu bleiben und möglich unbeteiligt zu tun.
Einen besonderen Tipp hat sie für diesen Fall auch: „Schaut zur Seite, streckt eure Zunge raus und leckt euch selbst über die Lippen. Für den Hund heißt das, dass ihr ihm nichts tun wollt“, sagt sie. „Er hat dann die Chance, sich wieder von seiner freundlichen Seite zu zeigen.“
Die offene Ganztagsbetreuung der Gemeinschaftsgrundschule Heggerfeld bietet zum ersten Mal den Kurs „Keine Angst vor Hunden“ an, im Rahmen des Ferienprogramms. An vier Tagen lernen Kinder den Umgang mit Hunden. Damit es gar nicht erst zu brenzligen Situationen kommt, bleibt es nicht bei der Theorie. Die Kinder bekommen auch Gelegenheit, eigene Erfahrungen mit Hunden zu machen.
Dafür hat Rita Sieberg-Karwatzki ihre beiden Huskys „Santa“ und „Blue Eye“ mitgebracht. Mit ihnen üben die Kinder beispielsweise das Streicheln: Nicht mit der Hand auf den Hundekopf klatschen, sondern den Hund erst an der Hand schnüffeln lassen und dann behutsam an der Körperseite streicheln. Bei der Gelegenheit gleitet Husky-Hündin Santa langsam zu Boden und lässt sich auch den Bauch kraulen – Vertrauensbeweis eines entspannten Hundes. Und auch Gassi gehen will gelernt sein: Die Leine entspannt halten und entschlossen voran gehen.
In Übungsheften trägt die Gruppe ihre Erlebnisse mit Tieren ein und wiederholt manches Gelernte.
„Wichtig ist, dass die Kinder zusammen arbeiten und voneinander lernen“, betont Rita Sieberg-Karwatzki. Dafür schafft sie immer wieder Gelegenheit, eigene Beobachtungen anzusprechen und Fragen zu stellen.
In den folgenden Tagen wird sie den Kindern Hunde mehrerer Rassen vorstellen. „Sie sehen dann, dass es sehr unterschiedliche Charaktere gibt mit eigenen Ansprüchen.“
Bei den Kindern kommt der Kurs gut an. „Toll, dass wir den Hunden Leckerchen geben durften“, freut sich Jason. Mia lacht und fügt hinzu: „Und sie haben uns Pfötchen gegeben.“
Berührungsängste kennen auch die beiden Huskys nicht. Santa und Blue Eye nehmen den zeitweiligen Trubel inmitten von 16 Kindern gelassen hin.
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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