Vier Augen sehen mehr als zwei
Wieder einmal im Felderbachtal

Ein Kleiner Kohlweißling und eine Honigbiene stärken sich am Blutweiderich.
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  • Ein Kleiner Kohlweißling und eine Honigbiene stärken sich am Blutweiderich.
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"Beim nächsten Mal treffen wir uns auf Hattinger Gebiet", so war die Vereinbarung Ende Juni zwischen Bernd und mir gewesen. Und wenn zwei Natur- und Fotofreunde sich hier verabreden, wo könnte das besser stattfinden als in der "Elfringhauser Schweiz"?
Unbekannt war uns beiden das neue Ziel zwar nicht, aber während es für Bernd um die 50 Jahre zurück lag, dass er dort war, hat es mich in den Jahrzehnten, seit ich in Hattingen lebe, immer wieder mal dorthin gezogen. Trotzdem wurde es auch für mich wieder eine Entdeckungstour.
Ein Wanderparkplatz war bald gefunden, und nach einer kleinen Stärkung, die Bernd noch besorgt hatte, zogen wir los ins Grüne. Weit kamen wir nicht, bis unsere Neugierde das erste Mal geweckt wurde: von einer Reihe violett leuchtender Blütenkerzen mitten in einer Wiese. Beim Näherkommen bestätigte sich die Vermutung, dass hier der Blutweiderich in voller Blüte stand, nahe bei einem kleinen Bach. Und natürlich waren wir nicht die einzigen, die das bemerkt hatten: Zwischen den Pflanzen gaukelten etliche Kohlweißlinge hin und her, dazwischen jede Menge Bienen, und als wir schließlich direkt davor standen, stach mir ein weißer Fleck ins Auge.

Die Natur hat ihre eigenen Regeln. Was für unsereinen verwerflich klingt - einen anderen beim Essen ums Leben zu bringen -, ist für diese Krabbenspinne pure Lebensnotwendigkeit.
  • Die Natur hat ihre eigenen Regeln. Was für unsereinen verwerflich klingt - einen anderen beim Essen ums Leben zu bringen -, ist für diese Krabbenspinne pure Lebensnotwendigkeit.
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Todesfall am Blutweiderich

Kaum hatte ich mich bei Bernd vergewissert, dass dies eine Spinne war, wurde uns auch schon klar, dass sie dort erfolgreich einer Nektar suchenden Fliege aufgelauert hatte (Bild vergrößern!). Denn nicht jede Spinne baut ein raumgreifendes Netz. Manche warten gar nicht, bis zufällig ein Insekt vorbeikommt, sondern "wissen" genau, wo sie es erwarten können, und sitzen, wie diese "Veränderliche Krabbenspinne", einfach ganz still da, bis es direkt vor ihnen landet. Das war nun also auch das Schicksal einer Großen Sumpfschwebfliege geworden.

Der C-Falter verdankt seinen Namen dem kleinen weißen Mal auf der Unterseite der Hinterflügel.
  • Der C-Falter verdankt seinen Namen dem kleinen weißen Mal auf der Unterseite der Hinterflügel.
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Wir verließen diesen artenreichen Schauplatz und wanderten ein Stück auf einem Waldweg. Ein kleiner Junge auf einem Laufrad schaute uns interessiert zu, als wir am Wegrand stehenblieben und versuchten, eine Pflanze zu bestimmen, die dort auffällig blühte. "Was macht ihr da?", wollte er wissen. Meine Antwort "Wir interessieren uns für die Blumen, die hier wachsen" schien seine Neugierde nicht zu stillen, aber seine Mutter hatte aufgeholt, lächelte uns zu und zog mit ihm weiter.
Das taten wir ebenfalls und fanden bald wieder eine Stelle, wo wir den Wald verlassen und eine weitere Wiese betreten konnten. "Waldränder sind ja bei manchen Schmetterlingen besonders beliebt", dachte ich laut, und im nächsten Augenblick sahen wir auch schon welche auffliegen. Einer wieder ein Weißling, der andere, gelb-braun, im Flug schwer zu erkennen. Nicht lang, und er landete ein paar Meter vor uns auf einer jungen Pflanze. Die Gelegenheit für einige Fotos nutzten wir fleißig und konnten so recht schnell sicher sein, dass wir da einen C-Falter vor uns hatten. Schon die besonderen Flügelkanten wiesen darauf hin, erst recht aber ein weißer, gebogener Strich unter dem uns zugewandten Hinterflügel.

Wilde Wiese

Dann bemerkte Bernd eine weitere wild bewachsene Stelle in der Wiese, weit größer als die erste. Je näher wir kamen, desto dichter und höher wurde das Gras, und umso feuchter der Untergrund. Vorsichtig suchten wir uns einen Weg durch das sumpfige Gelände, Bernd am Rand, ich in der Mitte.  "Oh, jede Menge Raupen", rief Bernd mir auf einmal zu. Und damit hatte er nicht übertrieben. Als ich bei ihm ankam, stand er vor einem großen Brennnesselbestand, der voll hing mit den schwarzen Tieren. Ich freute mich, weil dies für mich "alte Bekannte" waren, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte: die Raupen des Tagpfauenauges. Hier also gab es sie noch, aber auch nur, weil niemand auf die Idee gekommen war, die Brennnesseln zu bekämpfen.

Mahlzeit: Brennnesseln sind die einzige in Frage kommende Futterpflanze für die Raupen des Tagpfauenauges. So ungerne wir also dieses "Unkraut" in unserer Nähe haben, so lebenswichtig ist es für die Falter, die wir dann wiederum gerne um uns flattern sehen.
  • Mahlzeit: Brennnesseln sind die einzige in Frage kommende Futterpflanze für die Raupen des Tagpfauenauges. So ungerne wir also dieses "Unkraut" in unserer Nähe haben, so lebenswichtig ist es für die Falter, die wir dann wiederum gerne um uns flattern sehen.
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So groß, wie die Raupen waren, standen sie vermutlich schon kurz vor der Verpuppung. Demnach werden hier noch in diesem Jahr vermutlich Hunderte von herrlichen Schmetterlingen schlüpfen und sich im Herbst geschützte Plätze zum Überwintern suchen. Im nächsten Frühjahr können sich die Ausflügler in der Elfringhauser Schweiz dann erneut an den leuchtenden Faltern erfreuen.
Unsere Runde war mal wieder nicht lang geworden, da rief schon die Uhr zur Rückkehr an den Parkplatz. Auf dem Weg entlang der Felderbachstraße gab es noch einige weitere Beobachtungen, doch hier soll nun genug berichtet sein. Jedenfalls hat es einmal mehr Spaß gemacht, gemeinsam auf die Pirsch zu gehen und sich von den kleinen, aber spannenden Entdeckungen überraschen zu lassen.

So schön werden sie auch mal, nach ihrer Verpuppung, die schwarzen Raupen (Aufnahme von Anfang Juli in unserem Garten).
  • So schön werden sie auch mal, nach ihrer Verpuppung, die schwarzen Raupen (Aufnahme von Anfang Juli in unserem Garten).
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Durch die anderen beiden Augen gesehen

Spannend finde ich es auch, die selbe Aktion aus Bernds Perspektive zu lesen und seine Bilder zu sehen:

Hattingen hat die Schweiz
Autor:

Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen

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