"Lächeln ist unser Lohn"
Es ist heiß. Das gilt nicht nur für die Außentemperaturen. Wenn Lilly und Andy in ihr Kostüm schlüpfen, dann wissen die beiden: Ab sofort sind die Jahreszeiten für sie egal, denn heiß wird ihnen in diesem Kostüm immer! Als Wolf und Fuchs verkleidet sind die Hattinger gemeinsam mit Mama Britta bundesweit unterwegs. Einfach so. Ehrenamtlich. Einfach weil es Spaß macht. „Lächeln ist unser Lohn“.
Britta Scholz-Meier arbeitet im wahren Leben in der Hattinger Freiwilligenagentur. Ihr Mann Andreas ist Physiotherapeut, Tochter Lilly studiert Game Art 3D Animation. Schon vor vielen Jahren liebte sie Füchse und zeichnete diese auch gern. „Vor fünf Jahren entstand dann die Idee, den Fuchs und den Wolf zum Leben zu erwecken. Dann haben wir uns an das Kostüm gewagt“, erzählt die Familie. Mama Britta hat genäht, Andreas war für das Handwerkliche zuständig. Kunstfell, Köpfe aus Schaumstoff – immer wieder mit kleinen Veränderungen, den Verbessern geht ja immer. Handwerkliches Geschick sorgt auch dafür, dass Unvorhergesehenes kaschiert werden kann – so brach sich Andreas Meier kurz vor dem Auftritt zum Kindertag im Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen den rechten Arm. Der passte dann nicht mehr in den Handschuh des Kostüms – also bastelte er kurzerhand aus Schaumstoff eine Handsichel, die etwas an Kapitän Ahab erinnert. Und damit die Kinder keine Angst haben, kommt sie natürlich in Gold daher.
Die Sicht unter den Kostümen ist auch nicht umwerfend, aber weil Mama Britta in der Regel die Auftritte filmt und man als Familie unterwegs ist, passt das schon alles. Einen Raum zum Umziehen, viel Trinkwasser und einen Parkplatz für den Transport der Kostüme – mehr braucht das Trio eigentlich nicht. Während des Auftritts als Walk-Act ist zwischenzeitlich ein Rückzug ratsam – gerade bei heißen Sommertemperaturen.
Als Nero und Rotanes Spaß verbreiten
Schließlich soll der Auftritt auch den Ehrenamtlern Spaß machen und zumindest „den Kopf abnehmen“ muss man in diesen Kostümen auf jeden Fall. Die Kostüme und Namen der Figuren sind übrigens reine Phantasie. „Der Wolf heißt Rotares – wenn man das rückwärts liest, dann kommt das Wort ,Senator‘ dabei heraus und einen alten Opel Senator fährt Papa auch“, lacht Tochter Lilly, die sich selbst „Nero“ nennt. Die Motivation hinter Figuren und Kostüm? „Einfach Spaß haben und Spaß verbreiten“, sagen die beiden. „Wir finden es schön, Menschen zum Lachen zu bringen. Fotografieren und Umarmen ist ausdrücklich erwünscht. Wir erleben das bei Kindern immer wieder. Manche haben am Anfang noch Angst, aber wenn ich beispielsweise in die Hocke gehe oder wenn wir winken, dann verfliegt die Scheu recht schnell und die Kinder kommen, um das Fell des Kostüms zu streicheln. In der Regel machen die Eltern dann gerne ein Foto“, erzählt Lilly. Auch mit Senioren haben die Hattinger bereits gearbeitet. „Das war absolutes Neuland für uns“, sagt Andreas. „Wir wussten überhaut nicht, was auf uns zukommt und waren uns am Anfang auch nicht sicher, wie man auf uns reagieren würde. Aber es war toll. Die Senioren haben mit uns getanzt und gelacht und waren völlig begeistert. Das war ein sehr schöner Termin.“
Termine mit Kindern und Erwachsenen machen sie mittlerweile bundesweit. Und sie engagieren sich auch gern auf Veranstaltungen für den Tierschutz. Aber sie sammeln keine Spenden. „Wir stellen uns manchmal an einen Stand, an dem beispielsweise für einen guten Zweck Waffeln gebacken werden. In den Kostümen erregen wir ja große Aufmerksamkeit und so können wir zum Erfolg des Waffelstandes beitragen. Aber selbst aktiv Spenden sammeln wir nicht.“ Für die Hattinger Dankeschön-Medaille waren sie ebenfalls bereits nominiert – man schätzt das ungewöhnliche Hobby der Familie.
Klar, bei schönem Wetter könnten die drei auch im Freibad sitzen oder an der Ruhr. Luftiger wäre das in jedem Fall. Aber auch nicht so aufregend. Neben den strahlenden Kinderaugen haben auch Erwachsene ihren Spaß – beim Kindertag im Eisenbahnmuseum ist die Gruppe des THW Bochum jedenfalls voll dabei. Auch Rechtsanwältin Simone Hiesgen, die seit vielen Jahren im Eisenbahnmuseum ehrenamtlich als Schaffnerin und Schrankenposten dabei ist, freut sich über den ungewöhnlichen Walk-Act und lässt sich mit ihnen fotografieren.
Sprechen tun die Gestalten nicht, sie quieken mit Hilfe eingebauter Hupen. Aber das ist auch nicht nötig, denn die Kommunikation erfolgt oft non-verbal über die Gestik. Und wenn sich ein kleines Kind noch nicht so richtig heranwagt, der Fuchs dann aber freundlich winkt und wenn das nichts nützt, die Arme vor das Gesicht schlägt und ganz traurig ist, weil ihn keiner umarmen oder streicheln möchte – dann ist das Eis schnell gebrochen und ein kleines Kinderherz im Nu erobert.
Infos unter www.neroundrotanes.jimdo.com
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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