„Diese Berufung ist mehr als ein Job“
Hattingen: Pflegerin mit Herz - Lena Lorenz
(von Rüdiger Berndt)
Da leuchtete der Weihnachtschmuck wochenlang von Balkonen und in Vorgärten. An einem Haus am Reschop gab es aber eine Ausnahme, nicht ein Stern, sondern ein hellstrahlendes Herz signalisierte: „Hier ist etwas ganz besonders“. Und das stimmt!
Dort lebt die 23-jährige Lena Lorenz, zweifellos Herzdame der ganzen Familie. Sie hat sich nämlich aus Überzeugung für die Nächstenliebe dem Pflegeberuf verschrieben. Nicht ohne Grund hat die STADTSPIEGEL-Redaktion die junge Frau in seine Liste der „Pflegerin mit Herz“ aufgenommen.
Wie viele andere Menschen wurde sie durch familiäre Umstände regelrecht in die Pflege geschubst, denn ihre Oma wurde krank, litt an Demenz und war dann ans Bett gefesselt.
Lena Lorenz erzählt: „Es war mir eine innere Pflicht und Selbstverständlichkeit, der Oma beizustehen. Und ich spürte sofort, Pflege, auch als Anfängerin, ist keine Qual und Schmutzarbeit, wenn man die richtige Einstellung hat.“
Die Einstellung beschreibt sie mit Geborgenheit, Liebe und Dankbarkeit. Sie selbst habe in ihrem jungen Leben davon viel erhalten und will heute ebenso viel und noch mehr zurückgeben.
Was mit der Zuwendung zur Oma begann, verfestigte in Lena Lorenz den Wunsch „irgendwie in Medizin und Pflege“ tätig zu werden. „Natürlich“, gibt sie zu, „habe ich geliebäugelt, vielleicht einmal Ärztin zu werden. Das klappte mit dem Studienplatz nicht im ersten Anlauf, also bewarb ich mich in der Pflege. Da hatte ich ja zuhause bereits eine Menge gelernt.“
"Pflege ist keine Qual und Schmutzarbeit, wenn man die richtige Einstellung hat"
2016 bekam sie die Chance zu einem dreimonatigen freiwilligen Pflege-Praktikum im St. Elisabeth Krankenhaus in Niederwenigern. „Das war für mich ein Sechser im Lotto. Ärzte und Pflege-Kollegen gaben mir in dieser Zeit eine Vorbildung, die meinen weiteren Weg und persönliche positive Einstellung zum Pflegeberuf zementiert haben“, strahlt die „Pflegerin mit Herz“ noch heute. An ein Medizinstudium verliert sie keinen Gedanken mehr: „Wer die Bedeutung meiner Berufung verinnerlicht, misst deren Stellenwert und Bedeutung auf dem Niveau des Mediziners.“
Lena Lorenz, die schon in der Schule als ansteckend fröhliches Mädchen bekannt war, hat dieses Naturell in den Arbeitsalltag übernommen. Ihre Mutter Martina: „Sie geht morgens lachend aus dem Haus und kommt ebenso lachend abends wieder heim.“
Da die 23-jährige Hattingerin natürlich nicht im Helferstatus stecken bleiben wollte, hat sie inzwischen an der Hochschule für Gesundheit in Bochum ein Studium begonnen. „Zwei, und ich will sagen, glückliche Jahre als Helferin habe ich Niederwenigern erleben dürfen“, sagt Lena Lorenz und verspricht: "Sobald mein Studium beendet ist, werde ich wieder voll in die Pflege einsteigen.“ Nur lernen ist ihr übrigens gegenwärtig auch zu wenig. Deshalb engagiert sie sich in der Rheumaliga und als ehrenamtliche Demenz-Betreuerin.
Jungen Menschen rät sie, nicht nur Broschüren über Berufe wie ihren zu nachzulesen, sondern einfach einmal mit ihr oder anderen Pflegern zu sprechen, um zu erfahren, dass für eine echte Berufung mehr als Geld vonnöten ist. Lena Lorenz: „Leider gibt es keine Maßeinheit für Zuneigung, Vertrauen und Liebe und bezahlt werden ja nur messbare Größen – schade!“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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