¡Adiós, Hattingen!
Anna Koisarek (16) reist für ein Jahr nach Paraguay
Ein großes Abenteuer wartet auf Anna Koisarek: Morgen, 18. Juli, bricht die 16-jährige Schülerin aus Hattingen zu einem Auslandsjahr nach Paraguay auf. Manche Dinge sind wegen der Coronapandemie allerdings selbst im entfernten Südamerika genauso wie in Deutschland. Auf sie wartet auch dort Wechselunterricht in der Schule.
Von Vera Demuth
Inspiriert zu ihrem Aufenthalt im Ausland wurde Anna Koisarek durch einige Artikel, die sie vor drei, vier Jahren im Stadtspiegel Hattingen las. Damals berichtete eine Schülerin von ihrem Schüleraustausch in Kanada. Schnell stand für Koisarek, die das Gymnasium Waldstraße besucht und soeben die zehnte Klasse beendet hat, fest, dass sie ebenfalls ein Schuljahr im Ausland verbringen möchte.
"Seit damals haben wir uns damit auseinandergesetzt", erinnert sie sich. Dazu gehörte auch die Recherche, welche Organisationen es gibt, die Schüler dabei unterstützen. Fest stand für die 16-Jährige jedoch, dass es für sie weder nach Kanada noch in die USA gehen sollte. "Die sind so beliebt. Deshalb wollte ich was anderes machen." Da ihr die spanische Sprache sehr gut gefällt und sie zudem eine ganz andere Kultur als die deutsche kennenlernen wollte, hatte sie als Wunschziele bei der gemeinnützigen Organisation Youth for Understanding (YFU) als erstes Paraguay, dann Uruguay und als drittes Spanien angegeben. Letztlich hätte sie sich stattdessen auch noch Skandinavien als Alternative vorstellen können.
Gänsehautmoment
Umso größer war dann die Freude, als sie von YFU erfuhr, dass sie tatsächlich nach Paraguay reisen und ihr Herzenswunsch erfüllt wird. "Das war ein Gänsehautmoment, als klar war, dass es real wird", erzählt Anna Koisarek.
Vor einem Jahr hat sie sich bei YFU beworben. Bei der Auswahl spielten Noten keine Rolle. Stattdessen wurde sie aufgefordert, zunächst einen Text über sich selbst zu schreiben, bevor sie in einem Online-Auswahlgespräch ihre Erwartungen an einen Auslandsaufenthalt schildern musste.
Bis zum Juni 2022 wird Anna Koisarek in der Hauptstadt Asunción leben. Ein Jahr Spanischunterricht hatte sie am Gymnasium Waldstraße. In Paraguay wird sie zunächst einen zweiwöchigen Intensivkurs besuchen, bevor die dortigen Winterferien vorüber sind und die Schule beginnt.
Sie wird bei einer Gastfamilie, die drei Kinder hat, davon zwei in ihrem Alter, wohnen und mit den beiden gleichaltrigen Gastgeschwistern zur Schule gehen. Um die Auswahl der Familie sowie der Schule hat sich die Organisation YFU gekümmert – ebenso wie um einen Ansprechpartner vor Ort, an den sie sich bei etwaigen Fragen oder Problemen wenden kann.
Über YouTube recherchiert
Darüber hinaus stand YFU der Hattingerin in den vergangenen Monaten mit Hilfestellung und Hinweisen zur Seite: von der Gelbfieber-Impfung über die Beschaffung von erforderlichen Dokumenten bis zu der Möglichkeit, sich für ein Stipendium oder Schüler-Bafög zu bewerben.
Was Anna Koisarek in Asunción und in der Schule tatsächlich erwartet, weiß sie noch nicht, auch wenn sie unter anderem per YouTube-Videos zu ihrem Gastland recherchiert hat. An der Privatschule wird Schuluniform getragen. "Für ein Jahr ist das bestimmt interessant", ist der 16-Jährigen anzumerken, dass sie davon nicht ganz so begeistert ist.
Eine Umstellung könnte es auch werden, dass sie als junge Frau eine geringere Bewegungsfreiheit als zuhause in Hattingen haben wird. "Es ist nicht üblich, dass Mädchen allein rausgehen", berichtet Anna Koisarek. Das ist der Tatsache geschuldet, dass Paraguay im Vergleich zu Deutschland als gefährlicheres Land gilt. Mädchen werden von ihren älteren Brüdern begleitet. Da trifft es sich gut, dass es solch einen großen Bruder in ihrer Gastfamilie gibt. Mit der Familie hat sich Anna Koisarek bereits über Zoom ausgetauscht und sie kennengelernt.
Corona auch in Paraguay
Das Thema Coronapandemie kann bei einem fast einjährigen Auslandsaufenthalt und seiner Planung nicht außen vor bleiben. Die endgültige Zusage mit dem Flugtermin hat die 16-Jährige erst vor etwa vier Wochen erhalten. Deswegen hat sie auch ihre Freunde, die sie in den vergangenen Tagen alle nochmal gesehen hat, erst recht spät in ihre Pläne eingeweiht.
"In Paraguay liegt die Inzidenz bei über 100, und es gibt nicht so strenge Maßnahmen wie bei uns", weiß Anna Koisarek. Allerdings seien schon viele Menschen geimpft. Das trifft auch auf ihre Gastfamilie zu, deren Mitglieder alle eine Coronaimpfung erhalten haben. Die Hattinger Gymnasiastin ist ebenfalls geimpft. Darum hat sich die Organisation YFU gekümmert.
Schon einige Tage vor ihrer morgigen Abreise hat Anna Koisarek ihre Koffer gepackt. Von Frankfurt wird es über einen Zwischenstopp in São Paulo (Brasilien) nach Asunción gehen. "Ich habe ein bisschen Magengrummeln", gesteht die 16-Jährige. "Elf Monate sind eine lange Zeit, und ich bin sehr aufgeregt und habe ein bisschen Angst. Aber ich freue mich auch total", sagt Anna Koisarek mit einem strahlenden Lachen.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.