„Welt. Krieg. Erbe“ bringt Besucher zum Nachdenken

Sie gehören zu den Kuratorinnen der neuen Ausstellung im LWL-Industriemuseum Henrichshütte: (v.l.) Sarah Florek, Hannah Röhlen und Sophia Hörmannsdorfer. Es fehlen Julie Morestin und Katelyn Williams.   Foto: Römer
  • Sie gehören zu den Kuratorinnen der neuen Ausstellung im LWL-Industriemuseum Henrichshütte: (v.l.) Sarah Florek, Hannah Röhlen und Sophia Hörmannsdorfer. Es fehlen Julie Morestin und Katelyn Williams. Foto: Römer
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„Welt. Krieg. Erbe. – World. War. Heritage“ heißt eine Ausstellung im Westfälischen Industriemuseum Henrichshütte, die noch bis zum 9. November zu sehen sein wird. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung gehört zum Themenkomplex „Krieg“, mit dem sich das Industriemuseum anno 2014 im Rahmen des LWL-Jahres zu „Unterwelten“ in drei Projekten befasst.
Während „Stahl und Moral“ sich seit Anfang Mai (der STADTSPIEGEL berichtete ausführlich) mit der Rüstungsproduktion der Henrichshütte beschäftige und „Front 14/18“ (ab 22. Juni) dahin gehe, wo es weh tut – eben an die Front –, trete „Welt. Krieg. Erbe“ einige Schritte zurück und richte den Blick auf das, was bleibe, erläuterte Museumsleiter Robert Laube in seiner kurzen Einführung.
Zusammengestellt wurde die Ausstellung von fünf Studentinnen der Master-Studiengänge „World Heritage Studies“ sowie „Bauen und Erhalten“ der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg.
Sie haben sich in dieser Ausstellung mit den Einflüssen der beiden Weltkriege auf das Kulturerbe beschäftigt. Zerstörung und Wiederaufbau, Erinnerungskultur und Propaganda sind nur einige der Themen, die exemplarisch betrachtet werden.
Auf 35 Tafeln (zwölf davon im Foyer der Gebläsehalle, der Rest im so genannten „Eckturm“, der einstigen „Übergabestation“ auf der Hütte) begegnen die Besucher klassischen, teils Jahrhunderte altem Kulturerbe.
„Zu unserem heutigen kulturellen Erbe gehören Orte und Bauten, die erst für den Krieg entstanden sind“, erläutert Sophia Hörmannsdorfer, eine der Kuratorinnen aus Cottbus. „Wir stellen diese Orte unter einem neuen, ganz anderen Blickwinkel vor.“
Beispielsweise ist ein Thema der Tourismus rund um die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. Schon 1920 wurden etwa im französischen Le Vieil-Armand rund 300.000 Besucher gezählt, wo noch 1915 etwa 30.000 Soldaten ihr Leben ließen.
Oder das Eden Camp: Im Zweiten Weltkrieg war es Kriegsgefangenenlager, später Internierungslager, Unterkunft für Vertriebene, landwirtschaftliches Feriencamp, Getreidelager und erst seit 1987 ist dort ein Museum über den Zweiten Weltkrieg untergebracht.
Weitere Beispiele aus dieser für Geschichtsinteressierte und vor allem Schulklassen hochgradig geeigneten Ausstellung sind Les Iselettes (Frankreich), wo in einem Minenkrater ein „Denkmal für die Toten der Argonne) errichtet wurde und gleichzeitig ein Gebeinhaus für 10.000 unbekannte Soldaten.
Oder die Kleinstadt Oranienburg, Sitz der Chemie- und Rüstungsindustrie im Zweiten Weltkrieg. Hier fielen über 10.000 Bomben, von denen 1.500 nicht explodierten. Experten schätzen, dass deren Bereinigung noch weitere 60 (!) Jahre dauern wird.
Unter vielen weiteren Exponaten wird auch erinnert an den Abriss vom Stadtschloss Berlin, den Walter Ulbricht 1950 anordnete, an Peenemünde – wirklich nur die Wiege der Raumfahrt mit Wernher von Braun? – oder die zerstörte Frauenkirche Dresden oder einen Bombenkrater als Badeteich.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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