Buchkompass: Auf den Palisaden - Andreas Platthaus
Vier Monate in den USA

Selten fiel mir eine Einleitung zu einem Buch so schwer wie beide diesem Tagebuch hier. Nichts passt so wirklich, denn ein Tagebuch beinhaltet immer so viele unterschiedliche Themen und eine Einleitung ist für mich immer der Beginn des roten Fadens der gesamten Rezension. Dieses Mal wäre der Faden schon am Anfang ausgefranst gewesen, denn der Wahlkampf und Kunst und Kultur in den USA, Thomas Mann, der Autor selbst, all das hätte irgendwie in einem Ausgangspunkt nie zusammengepasst, deshalb geht es diesmal direkt los und ich versuche die roten Fransen ab hier zu verbinden.

Ein Tagebuch also. Das hat Andreas Platthaus verfasst. In dem Tagebuch berichtet er von seinen vier Monaten, April bis Juli 2019, als Fellow im Thomas Mann-Haus in den USA. Für jeden Tag findet sich ein Eintrag, den der Ressortleiter für Literatur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, neben seinen Recherchen für ein anderes Buch, nämlich über den Künstler Loynel Feininger, niedergeschrieben hat. Veröffentlicht wurde das Tagebuch beim Rowohlt Verlag und wie es z einem Tagebuch gehört, beinhaltet es eine fast endlose Anzahl an Themen.

Den Anfang macht natürlich die Ankunft und die Unterbringung im Schlafzimmer von Thomas Mann und ein ersten Blick in das Haus, in dem Thomas Mann von 1941 bis 1952 lebte und das Deutschland vor einigen Jahren erworben hat, um eben jungen Autoren und anderen jungen Menschen eine Zeit in den USA zu ermöglichen. Anschließend erleben die Leser*innen ein Potpourri an Erlebnissen, politische Veranstaltungen, Ausflüge in Museen, Kinos, die Joggingrunden, Mittagessen und vieles mehr. Eine Mischung aus kulturell Interessantem und einigen Belanglosigkeiten. Als Reiseführer ist das Tagebuch nur bedingt geeignet, merkt man dem Autoren doch deutlich an, dass Geld einfach keine große Rolle spielt und das spielt es für die meisten Touristen eben doch und auch für die Amerikaner ist Geld ein Problem. Gerade letzteres Thema kommt dann doch zu kurz, wenn über teure Erlebnisse berichtet wird.

Man merkt dem Autor an, dass er für diese Art von Text Talent hat und Erfahrung besitzt. Literarisch will er sich dabei natürlich nicht mit Thomas Mann oder anderen Autoren messen, er will einfach nur subjektiv über seine Erlebnisse berichten und das gelingt, auch wenn er inhaltlich nicht wirklich immer etwas von tatsächlichem Wert zu berichten hat. Der Gesamteindruck passt jedoch und eine*n an Kultur interessierte*r Leser*in, ist das Buch durchaus eine interessante Lektüre.

Fazit: Auf den Palisaden steht Andreas Platthaus nicht, aber manchmal davor und manchmal dahinter, wenn er über seine vier Monate in den USA im Thomas Mann Haus berichtet. Interessantes, kulturell Wertvolles und Nichtigkeiten verweben sich zu einem gelungenen, wenn auch nicht überragendem Buch.

Autor:

Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen

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