Tuschezeichnung hält Vergangenes fest
Vierzig Jahre ist der Hattinger Gerhard Schwätzer (85) auf der Isenburg seinem Hobby nachgegangen. Nein, es ging nicht nur um Ausgrabungen mit den Freunden aus dem Verein zur Erhaltung der Isenburg – für Gerhard Schwätzer stellte sich zunehmend die Frage, wie die große Burg wohl ausgesehen haben könnte. Der begeisterte Zeichner, der schon in der Jugend zu Tusche und Stift griff, machte sich ans Werk und schuf dutzende Zeichnungen – nicht nur von der Isenburg.
Die Originalzeichnungen der alten Burg befinden sich da, wo sie hingehören – auf der Isenburg. Doch Gerhard Schwätzer, der dreißig Jahre in der Hattinger Innenstadt lebte, hat natürlich Duplikate in seiner Wohnung am Müsendrei. „Die Zeichnungen entstanden auf der Grundlage der Ausgrabungen und vieler Gespräche mit den Vereinsmitgliedern“, erzählt er. „Ich habe natürlich recherchiert, aber genau weiß man nicht, wie die große Burg tatsächlich ausgesehen hat. Ich glaube sogar, sie war noch gar nicht fertig, als sie bereits wieder zerstört wurde.“ Detailgetreu sind die Zeichnungen, die mit Tusche und später mit einem speziellen Tuschestift entstanden sind. In Öl oder Aquarell hat Gerhard Schwätzer nie gearbeitet. „Mir lag das Zeichnen schon als Kind. Ein Lehrer hat das damals erkannt und mich auch etwas gefördert. Mit meinem Beruf hat das aber nie etwas zu tun gehabt – ich bin Industriekaufmann. Aber es ist mein Hobby geworden.“
Mit spitzer Feder entstehen die kleinen Kunstwerke. Löschbar ist das einmal Gezeichnete nicht. „Wenn es nicht mehr zu retten ist, dann muss man halt von neuem starten“, sagt er. Und das habe er natürlich auch schon hin und wieder gemacht. Wenn es ihn dann einmal gepackt habe, dann entstehe eine solche Zeichnung recht zügig – aber es könne auch schon einmal länger dauern.
Lebenswerk Isenburg
Nicht nur die Isenburg hat er gezeichnet – aus allen Perspektiven und immer wieder neu. Seine Zeichnung ist auch die Grundlage des Burgmodells, das Günter Manderla gebaut hat und sich ebenfalls auf der Isenburg befindet. „Es existieren weder Aufzeichnungen aus der Bauphase noch zeitgenössische Darstellungen der Burg, die annähernd eine Vorstellung ihres einstigen Aussehens vermitteln könnten. Die ersten als realistisch zu betrachtenden Darstellungen stammen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, also etwa 200 Jahre nach der Zerstörung der Burg. Ich habe mit den Zeichnungen versucht, eine Antwort auf die Frage zu geben, wie die Burg ausgesehen haben könnte. Dass es sich nämlich um gewaltige Bauformen gehandelt hat, verbunden mit einem hohen sozialen Status, das zumindest steht fest“, so Schwätzer.
In der Regel, so erzählt er, mache er eine kurze Skizze, bevor es genauer ans Werk gehe. „Das mache ich auch bei anderen Objekten, bevorzugt bei Gebäuden und da sehr gerne bei historischen Bauten.“ Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass es zahlreiche Zeichnungen aus der Hattinger Altstadt gibt – natürlich inklusive des Bügeleisenhauses. Aber auch die Burg Blankenstein befindet sich in der Zeichenmappe – detailgetreue Zeichnungen, die übrigens noch niemals ausgestellt wurden. „Na ja, ich mache das auch nur für mich“, sagt er etwas bescheiden.
Einen Kurs oder gar mehr hat er nie besucht. Verschenkt hat er natürlich die ein oder andere Zeichnung schon und bis heute zeichnet er gerne weiter – wenn er Lust dazu hat. „Ist ja Hobby, da gibt es keinen zeitlichen Druck.“
Nur zur Isenburg kommt er nicht mehr so oft: „Laufen kann ich auf den Berg nicht mehr, das macht die Gesundheit nicht mit. Aber manchmal nimmt mich ein früherer Mitstreiter aus dem Verein zur Erhaltung der Isenburg mit hoch.“ Und sonst bleiben ihm auf jeden Fall seine eigenen Zeichnungen, die neben dem Ist-Zustand ja auch einen Tuscheblick in die Vergangenheit geben.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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