Fotografien von Annet van der Voort
"The Wall" in der Henrichshütte

Blick in die Ausstellung "The Wall" in der Sheddachhalle des ehemaligen Bessemerstahlwerks der Henrichhütte.
Foto: LWL / Harm
3Bilder
  • Blick in die Ausstellung "The Wall" in der Sheddachhalle des ehemaligen Bessemerstahlwerks der Henrichhütte.
    Foto: LWL / Harm
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Am Freitag, 10. März, eröffnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in der Henrichshütte in Hattingen die Ausstellung "The Wall". Fast 100 Aufnahmen der Fotografin Annet van der Voort zeigen Reste des sogenannten "Atlantikwalls" - jener 6.000 Kilometer langen Kette von Bunkern, die das nationalsozialistische Deutschland während des Zweiten Weltkriegs zum Schutz vor einer Invasion der Alliierten an den Küsten von Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und den britischen Kanalinseln errichten ließ.

Annet van der Voort hat in jahrelanger Arbeit die Reste des Atlantikwalls in diesen sieben Ländern fotografiert und so eine bildliche Bestandsaufnahme vorgenommen. Ergänzend zeigt das LWL-Museum einen fotografischen Exkurs zu Zivilbunkern in deutschen Städten.

Nachdem das nationalsozialistische Deutschland im Zweiten Weltkrieg große Teile Westeuropas besetzt hatte, sollte zum Schutz vor einer Invasion der Alliierten der "Atlantikwall" gebaut werden. Zwangsarbeiter aus ganz Europa haben die Bunkeranlagen zwischen 1942 und 1944. Tausende fielen dieser Arbeit zum Opfer. Betrachtet man die Summe der in ihrer Größe sehr unterschiedlichen Bunkerkomplexe als architektonische Einheit, dann handelt es sich um eines der größten Bauwerke der Geschichte. Über 13 Millionen Kubikmeter Beton und Stahl wurden verwendet. Die Fotografien dieser Stahlbetonbauten geben einen Eindruck von der manischen Idee, ganz Europa zu einer Festung gegen die Kriegsgegner auszubauen.

Ihre Überreste strahlen bis heute eine gewisse Bedrohlichkeit aus, eingebettet in die vielfältige Küstenlandschaft Europas. "Der 'Wall' blieb unvollendet, militärisch sinnlos, band und vernichtete Menschen und Material. 90 Jahre nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten erinnert unsere Ausstellung an dieses Desaster epischen Ausmaßes", erklärte Museumsleiter Robert Laube am Dienstag (7.3.) bei der Vorstellung der Ausstellung im LWL-Museum Henrichshütte.

Bereits in den 1990er Jahren fotografierte Annet van der Voort Luftschutzbunker: Zivilschutzbunker in deutschen Städten, die ebenso wie die Bunker entlang des Atlantikwalls an den Zweiten Weltkrieg erinnern. Einige dieser Fotos sind als Exkurs in der Ausstellung zu sehen.

Annet van der Voort

Die Fotografin Annet van der Voort wurde in den Niederlanden geboren und studierte an der Fachhochschule Dortmund Visuelle Kommunikation. Ihre künstlerische Arbeit thematisiert die unterschiedlichen Facetten der Vergänglichkeit und der ihr oft immanenten Ästhetik. So zeigt auch die Ausstellung "The Wall" mit der typologischen Darstellung der Bunker eine gewisse morbide Schönheit der spröden Betongiganten und ihrer komplexen Architektur. Die Fotos van der Voorts werden international ausgestellt und publiziert.

Museumspädagogisches Begleitprogramm
Die Ausstellung wird begleitet von einem vielseitigen Vermittlungsprogramm, das das Thema rund um "The Wall" und die inhaltlichen Bezüge zur Henrichshütte von unterschiedlichen Seiten beleuchtet.

So greift eine ausstellungsbegleitende Führung die Rolle der Henrichshütte in der Rüstungsindustrie auf und erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter:innen.

Ein Workshop in den Ferien lädt dazu ein, unter dem Motto "Beton goes Art" die Ästhetik des Materials Beton auf kreative Art kennenzulernen.

Am Europatag und am Internationalen Museumstag soll außerdem ein neues Vermittlungsformat Premiere feiern: Bei einer digitalen Live-Online-Führung verlassen die Teilnehmer:innen das Museum und überwinden Grenzen im digitalen Raum. Bei einer Live-Schaltung besuchen sie andere europäische Länder, in denen der Atlantikwall seine Spuren hinterlassen hat.

Eröffnung

LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger eröffnet die Ausstellung am Freitag, 10. März, um 19 Uhr in Hattingen. Volker Jakob, ehemaliger Leiter des Bildarchivs beim LWL-Medienzentrum für Westfalen, gibt eine kurze historische Einführung zum Atlantikwall. Van der Voort führt ins fotografische Werk "The Wall" ein. Die Reden werden von einer Gebärdendolmetscherin übersetzt. Musikalisch begleitet wird die Eröffnung vom Martin Zobel-Trio. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

41 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.