Schüler besuchen Ausstellung über die Nachkriegszeit
Keine Handys, kaum Spielzeug, wenig Essen und ständige Angst - für die heutigen Schüler der St. Georg-Schule ist es nahezu unvorstellbar, was Kinder während des Krieges und in der Nachkriegszeit erlebten. Gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen des Bürgertreffs „Kick“ besuchten nun einige Jungen und Mädchen der städtischen Förderschule die Ausstellung „Kindheit in der Nachkriegszeit 1945-1955“, die derzeit im Stadtmuseum zu sehen ist.
Neben den beeindruckenden Fotografien und einzelnen Schaustücken aus der damaligen Zeit sind es vor allem die Schilderungen von Hildegard Reuter, Gusta Marx, Inge Berger, Lisel Schleimer und der anderen Frauen, die die Schüler zwischen neun und elf Jahren ins Staunen versetzen. „Meine ersten Buchstaben schrieb ich auf den Rand einer Zeitungsseite“, erinnert sich eine der Frauen. „Denn Tafeln gab es damals noch nicht.“ Einfache Dinge, die heute für Jedermann selbstverständlich sind, seien damals große Kostbarkeiten gewesen, die dementsprechend gepflegt wurden. „Wer einen guten Ball oder eine hübsche Puppe hatte, der wurde von den anderen Kindern beneidet.“
Bombenangriffe, Geldsorgen und eventuell sogar der Verlust eines Elternteils - im Unterricht oder bei Gesprächen mit ihren Großeltern haben die Schüler der St. Georgs-Schule schon Einiges über die damalige Not erfahren. Dennoch ermöglichte ihnen der Besuch der Ausstellung nochmal eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema. In den schwarz-weißen Aufnahmen erkennen die Jungen und Mädchen, dass einzelne Kinder keine Schuhe hatten, es an Essen fehlte und viele Trümmer auf der Straße lagen. Außerdem stellten sie zahlreiche Fragen an die engagierten Bürgerinnen des Bürgertreffs, die die Nachkriegszeit im Alter zwischen sechs und elf Jahren erlebten.
„Mein Vater arbeiterte damals auf der Henrichshütte“, so Inge Berger. „Wir hatten immer große Angst, dass eine Bombe dort hoch geht und er nicht nach Hause kommen würde.“ Auch vom „Hamstern“, also dem verzweifelten Zusammensuchen von Essen, wenn das Geld mal wieder knapp war, erzählten die Frauen.
„Ich hätte mich wahrscheinlich gar nicht vor die Tür getraut“, so die elfjährige Kim. „Obwohl meine Oma mir auch schon sehr viel davon erzählt hat, kann ich mir trotzdem gar nicht richtig vorstellen, wie es damals gewesen sein könnte. Und dabei ist das alles ja noch gar nicht so lange her.“ Sie und ihre Mitschüler sind froh, dass es ihnen heute viel besser geht, sie keine Angst vor Angriffen haben müssen und es ihnen an nichts Wichtigem fehlt. Obwohl: Über einen Mangel an Schulbüchern und Unterrichtsmaterial würden sie sich nicht beschweren.
Zur Ausstellung:
-Die Ausstellung „Kindheit in der Nachkriegszeit 1945-1955“ ist noch bis zum 12. Juli im Stadtmuseum, Marktplatz 1 bis 3 in Hattingen, zu sehen.
-Gezeigt werden Fotografien aus der Sammlung von Michael-Andreas Wahle, ergänzt mit Leihgaben von Hattinger Bürgern.
-Öffnungszeiten: mittwochs, donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.
Autor:Maren Menke aus Velbert |
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