„OnleiheRuhr“ kostenlos in der Stadtbibliothek: Digitale Medien rund um die Uhr

Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch informiert sich bei Stefanie Kendziorra über die „OnleiheRuhr“ und lud sich ein Buch auf einen E-Book-Reader.   Foto: Römer
  • Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch informiert sich bei Stefanie Kendziorra über die „OnleiheRuhr“ und lud sich ein Buch auf einen E-Book-Reader. Foto: Römer
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„Wie stellen wir unsere Bibliothek zeitgemäß im 21. Jahrhundert auf?“ Das ist das zentrale Thema, welches das Team um Bibliotheksleiter Bernd Jeucken bewegt. Nach „Lernort Bibliothek“, was heute als Weiterentwicklung einer Bibliothek im Hinblick auf (veränderte) Interessen der Nutzer verstanden wird, entsprechender ansprechender Möblierung, Laptops, WLAN und I-Pads, Wertungen und Kommentaren über und zu den Medien geht der Aufbruch ins digitale Zeitalter jetzt in Hattingen noch einen Schritt weiter. Ab sofort ist „OnleiheRuhr“ möglich.

„OnleiheRuhr“ ist ein neues gemeinsames Angebot der Bibliotheken in Bochum, Ennepetal, Herne, Schwelm, Witten und – natürlich – Hattingen. Mit einem gültigen Nutzerausweis der Stadtbibliothek und einem Passwort (dem eigenen Geburtsdatum) können ab sofort kostenlos und vor allem unkompliziert von zu Hause aus rund um die Uhr per Internet digitale Medien auf beispielsweise den eigenen E-Book-Reader, den MP3-Player, das Smartphone oder den heimischen PC heruntergeladen werden.
Eine begrenzte Zeit – in der Regel zwei Wochen – kann in 6.000 neuen digitalen Medien gestöbert und gespeichert werden, was die beteiligten Bibliotheken per Lizenz erworben haben. Die Lizenz verhindert ein mehrfaches Kopieren oder Überspielen des jeweiligen Mediums. Nach Ablauf der zwei Wochen lassen sich die Medien einfach nicht mehr öffnen. Also ist neues Stöbern nach Nachschub angesagt.
Der neue digitale „Bestand“ – immerhin mehr als zehn Prozent des momentanen „physischen“ Medienbestandes der Stadtbibliothek Hattingen von 56.000 – setzt sich mit jeweils 30 Prozent aus den Bereichen Belletristik, Hör- und Sachbücher zusammen, je fünf Prozent entfallen auf Medien für Kinder sowie Zeitungen und Zeitschriften. Bei letzteren sieht Bernd Jeucken einen bedeutend größeren Bedarf. Allerdings, bedauert er, seien die entsprechenden Lizenzen nur schwierig und vor allem teuer zu bekommen.
Überhaupt die Finanzierung: Sie stellte das größte Hindernis auf dem Weg einer allgemeinen digitalen Ausleihe dar. 149.000 Euro dafür seien schließlich kein Pappenstiel, wie Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch bei der Vorstellung der „OnleiheRuhr“ anmerkte: „Wir sind daher sehr froh, dass die Sparkasse in die Bresche gesprungen ist. Denn die Digitalisierung schreitet auch bei Romanen rasant voran und ist schon lange kein Nischenprodukt mehr. Schließlich ist es für den Leser klasse, sich rund um die Uhr mit Lesestoff versorgen zu können.“
Sie berichtet, dass in den USA schon heute der Markt für E-Books, elektronische Bücher, größer sei als für das herkömmliche Taschenbuch. Das liege, erläutert Bernd Jeucken, allerdings an der in den USA fehlenden Buchpreisbindung. Daher seien bei „deutschen Verhältnissen“ E-Books in der Regel nicht günstiger als das herkömmliche gebundene Buch zu erwerben.
„Seit wir uns mit diesem Thema näher beschäftigen“, so der Büchereileiter, „war es für uns sehr überraschend festzustellen, dass es vor allem ältere Menschen sind, die diesen Service nachfragen. Eigentlich aber erklärt sich das von selbst, denn oft sind die Menschen im Alter nicht mehr so mobil. Mit der Onleihe können sie ihren Lesenachschub von zu Hause aus regeln, und zwar rund um die Uhr. Das wird künftig im Zeichen des demografischen Wandels sicher noch wichtiger und erfordert ein steigendes Angebot wegen des veränderten Nutzerverhaltens. Außerdem lässt sich auf diesen E-Book-Readern die Größe der Schrift anpassen. Da braucht man praktisch nicht einmal mehr eine Brille zum Lesen.“
Die Technik der „OnleiheRuhr“ ist allerdings nicht kompatibel mit den Kindle-Geräten der „Amazon“-Gruppe, laufen aber beispielsweise auf Windows Media-Playern.
Damit Interessenten ein solches „Lese-Gerät“ erst einmal selbst auf Herz und Nieren testen können, bietet die Stadtbibliothek vier der von ihnen angeschafften Sony-Geräte (PRS-T1) zum kostenlosen Ausleihen an. Dazu muss ein Interessent nur einen eigens entworfenen Ausleihvertrag in der Bibliothek unterschreiben.
Das Ausleihen per „OnleiheRuhr“ selbst ist tatsächlich kinderleicht. Unter www.onleiheruhr.de kann das jeder selbst ausprobieren und stöbern. Hier wird jeder erforderliche Schritt ausführlich erklärt.
Falls dennoch Probleme auftauchen sollten, werden die willigen, aber verhinderten Nutzer von der Stadtbibliothek nicht im Regen stehen gelassen. Ab sofort bieten die dafür geschulten Bibliotheksmitarbeiterinnen Rabea Kammler und Stefanie Kendziorra jeden Dienstag zwischen 16 und 17 Uhr eine „Sprechstunde“ an. Hier werden alle Fragen rund ums Thema, um Technik und um die Medien sachkundig beantwortet. Gegebenenfalls werden auch entsprechende „Schulungen“ angeboten.
Und damit die an „OnleiheRuhr“ beteiligten Büchereien ihren Bestand ständig erneuern können, werden jedes Jahr 2.000 neue digitale Medien von dem Verbund angeschafft. Dabei sind die Bibliotheken in Witten und Hattingen zuständig für den Sachbuch-Bereich.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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