Oliver Melchers: Studio und Studium - passt schon!

Oliver Melchers an seinem Arbeitsplatz in Bredenscheid. Hier in seinem Studio verbringt der Musiker und angehende Toningenieur die meiste Zeit des Tages. alle Fotos: Römer
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„Audio Engineer“. In einer Zeit, in der irgendwie alles eine englische Bezeichnung trägt, wird Oliver Melchers daher „audio engineer“, nicht Toninge­nieur. Aber das dauert noch drei Jahre, bis er sein Studium in Köln hoffentlich erfolgreich abschließt.

21 Jahre jung ist der Hattinger Student, der fast sein ganzes Leben lang mit Musik zu tun hat. Sein Vater Hans-Peter ist Gitarrist in der Coverband „Rockzock“. Oliver Melchers selbst erhielt 14 Jahre lang Klavier-Unterricht bei einem studierten Jazz-Musiker, bekam drei Jahre lang Gitarre beigebracht und Schlagzeug spielt er als Autodidakt.
Mit „Lost Damage“ hatte er als Drummer sogar einen Auftritt bei „Rock am Bunker“, der Bühne der Musiker-Initiative Hattingen (MIHA) auf dem Altstadtfest. Es folgte das Projekt „Neuzeit“ mit dem preisgekrönten Hattinger Schlagzeuger Konstantin Rohleder und jetzt eine namenlose Band, die noch Bassist und Sänger sucht, aber nicht ohne Namen ist. Immerhin sind neben Oliver Melchers am Keyboard bereits Sascha Dilly am Schlagzeug und auch der Gitarrist von den „Microclocks“, Nicolaou, ist mit an Bord.
Und warum jetzt der Schwenk vom (erfolgreichen) Schaffen als Musiker hin zum Mann an den Reglern hinter der Studioscheibe?
„Das war irgendwie ganz schleichend?“, versucht Oliver Melchers zu erklären. „Mit Aufnahmen am PC im Proberaum hat es angefangen. Im Laufe der Zeit kam dann immer mehr Zeug dazu. Irgendwann hatte ich ein musikalisches Tief. Irgendwie ging es nicht weiter mit der Band. Ich war und bin nämlich sehr ehrgeizig, knie mich in alles, was ich anpacke, hundertprozentig rein und wollte auch mit der Band etwas erreichen. Aber die Mitglieder wechselten immer wieder. Und dann kam eben das.“
„Das“ ist ein 38 Quadratmeter großer Proberaum, den kaum ein (Hobby-)Musiker noch als solchen erkennen würde, ist er doch sicherlich anderes, weniger edles gewöhnt. Der Fußboden ist mit Parkett ausgelegt. Über einem kompletten Schlagzeug baumeln Galgenmikrofone, vor der Bassdrum steht ein Subkick, ein Top-Studio-Gesangsmikro in der Ecke, eine Gitarre ruht im Ständer, Keyboards, schwarze Leder-Sitzmöbel, Verstärker.
Dann der „Arbeitsplatz“ von Oliver Melchers, natürlich abgetrennt durch eine schallisolierte Glasscheibe und „über Eck“ angelegt – wegen der Schallbrechung. Über dem riesigen 24/8-Studiomischpult zwei Lautsprecherboxen und darüber zwei übergroße Monitore. Über die steuert er Mac-unterstützt die Software zum Abmischen.
Ebenfalls augenfällig in dem eher kleinen Regieraum: ein Open Labs Neko. Darauf ist der angehende Toningenieur besonders stolz, denn: „Das ist in den USA sehr weit verbreitet, wird bei fast allen ganz großen Studioproduktionen benutzt. In Deutschland ist es hingegen ganz selten zu finden. Es handelt sich dabei um eine Workstation mit Soundkarte, PC, Monitor, Steuerungselementen für Software und ein Keyboard – einfach ein geniales Konzept, weil alles drin ist, was man unterwegs braucht!“
Viele Tausende an Euro hat er in sein komplettes modernes Studio investiert. Die Familie unterstützt ihn finanziell natürlich ebenfalls, doch hat er den Löwenanteil im Laufe der letzten Jahre selbst zusammengespart. Er rauche und trinke nicht, stecke alles Geld in die Musik, gebe außerdem gleich acht Schülern Unterricht, bilanziert er.
Im Studio produziert er selbst Songs zur eigenen Vermarktung. Das macht er über die Plattform „Rebeat“, die zusammenarbeitet unter anderem mit Saturn und Media-Markt. Dort können die Songs heruntergeladen werden. „House“ ist seine im Augenblick Lieblings-Musikrichtung. Er nennt sich da „Mel“, ist aber allein durch seinen musikalischen Hintergrund für jede Musikrichtung offen.
Was er außerdem in seiner Studiozeit macht, das ist Filmmusik. Oliver Melchers: „Hollywood-Komponist Hans Zimmer ist mein großes Vorbild. Ich selbst mache Musik zu Werbefilmen. Nicht nur elektronisch, sondern auch im herkömmlichen, im klassischen Stil. In diesem Bereich bin ich für alles empfänglich und habe viel Spaß daran. Mal sehen, wie sich dieser Bereich entwickelt.“
Und jetzt neben dem Studium in Köln und dem Studio in Bredenscheid auch noch der Schritt in die Selbstständigkeit – gemeinsam mit Freund Martin Heinrich, der für den graphischen Bereich zuständig ist. Momentan ist er froh, dass er das Studium in Teilzeit absolvieren kann, nur zweimal pro Woche nach Köln muss.
So schafft er es, in einen 24-Stunden-Tag tatsächlich außer seine Schüler auch noch rund acht Stunden Studiozeit zu packen. Das geht natürlich nur, wenn der „Beruf“ gleichzeitig großes Hobby ist. Denn Tatsache ist, worüber Oliver Melchers zurzeit noch richtig lachen kann, wenn er nämlich sagt: „Zu Hause, da bin ich eigentlich gar nicht mehr!“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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