Buchkompass: Mythen der Monster - Katherine Marsh
Mythen neu interpretiert
Die griechischen Mythen faszinieren uns immer noch. Herkules, Jason und natürlich die Götter und Monster sind aber auch wirklich faszinierend und die Heldengeschichten immer noch spannend zu lesen. Auch auf die Moderne übertragen bieten die Mythen noch immer Potential, etwa bei Büchern wie Percy Jackson, mittlerweile auch eine Serie im Stream, und ganz neu, Kaos, ebenfalls im Stream, in der die griechischen Götter bis in die Moderne hinein nie an Macht verloren haben.
Da sieht man deutlich die Möglichkeiten und das stetige Interesse. Katherine Marsh hat sich dem Thema Monster gewidmet und daraus einen Coming of Age-Roman a la Percy Jackson gemacht. Erschienen ist das Buch in der Übersetzung nun Ende August beim Carlsen Verlag und es geht ans Eingemachte.
Die Protagonistin des Buches ist Ava und sie kann, zumindest so der erste Eindruck, Menschen erstarren lassen. Ein Erlebnis an ihrer normalen Schule führt sie schließlich nach Venedig, an die Accademia del Forte, ein Internat für Kinder mit besonderen Fähigkeiten. Was auf den ersten Blick wie ein tolles Erlebnis klingt, entpuppt sich schnell als Schule der Unterdrückung, denn die Lehrer sind die alten Götter, die Schüler alle Nachfahren von Monstern. An der Schule soll man lernen, seine Gefühle zu kontrollieren und das ist bei einigen nicht so ganz unwichtig. Ava und ihre Freunde kommen dabei einer größeren Sache auf die Spur und dabei wird die Geschichte eines Monsters ganz neu erzählt und der Olymp ordentlich durcheinandergewirbelt.
Die Geschichte der griechischen Götter ist eine sehr hierarchische Geschichte und sie ist sehr patriarchalisch. Das ist nicht neu, man kann es aber gerne und richtigerweise kritisieren. Wie fast alle Religionen wurde die Religion auch von Männern niedergeschrieben und sollte einen natürlichen Stand, aus männlicher Sicht, darstellen. Die Regel war klar, Männer regieren. Da passt es ja, dass einige der mächtigeren Monster weiblich sind und man somit ein Mittel hat, Frauen als das Böse darzustellen. Das wird in diesem Buch deutlich kritisiert und aufgezeigt. Taffe Protagonist*innen treffen dabei oft ins Schwarze und man kommt nicht umhin, den Monstern die Daumen zu drücken bei ihrem Kampf gegen Ungerechtigkeiten. Die Geschichte selbst beginnt nach dem ersten Drittel spannend zu werden, bis dahin gelingt das nicht so und so richtig überraschend sind die Enthüllungen auch nicht, was aber auch am Klappentext liegt, der zu viel verrät und auch noch falsch ist. Danach geht es hoch her und das Buch macht wirklich Spaß.
Fazit: Mythen der Monster ist ein gelungenes Buch über die griechischen Mythen und die Monster, die dort auftauchen. Die Protagonist*innen sind gelungen, die Geschichte nimmt aber erst nach einem guten Drittel Fahrt auf. Danach lohnt sich aber fast jede Seite, denn die Neuauslegung der Mythen ist wirklich gelungen und überzeugend.
Autor:Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen |
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