Motiv Hochofen: Mit der Leica auf schwarz-weißer Spurensuche

Delia Pätzold (wissenschaftliche Volontärin), Museumsleiter Robert Laube und Fotograf Berthold Socha in der neuen Ausstellung. Foto: Pielorz
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Am 18. Dezember 1987 wurden in Hattingen die Hochöfen ausgeblasen. Dreißig Jahre später ist die Henrichshütte mit jährlich 100.000 Besuchern einer der beliebtesten Standorte des LWL-Industriemuseums. Den Weg vom stillgelegten Hüttenwerk zum Museum hat Berthold Socha mit seiner Leica-Kamera begleitet. Eine Auswahl von 100 Schwarz-Weiß-Fotografien präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab Freitag, 24. November, 19.30 Uhr, in Hattingen. Die Ausstellung ist bis zum 2. April zu sehen.

Berthold Socha (77) lebt in Münster. Von 1977 bis 2004 war er in der Kulturabteilung des LWL tätig. Einen Auftrag für die Fotos hatte er nie. „Ich bin durch meine Eltern früh mit der Fotografie in Berührung gekommen. Mit ihnen bin ich schon als Zehnjähriger in die Dunkelkammer zur Entwicklung von Fotos gegangen. Das hat mich geprägt und ich habe selbst angefangen zu fotografieren und zu entwickeln“, erzählt Socha. Robert Laube, Hatinger Museumsleiter, ergänzt: „Ja, wenn andere in der Mittagspause in die Frittenbude gingen, dann holte Berthold seine Leica raus und ging fotografieren.“ Immer schwarz-weiß, immer analog und immer das Wesentliche im Blick. Und eben nie als Auftragsarbeit. „Mir war die Struktur wichtig. Ich habe Licht und Schatten gesehen, Geometrie. Ich habe fotografiert, was ich mochte und das habe ich gesammelt.“ Jetzt, Jahrzehnte später, sind viele seiner Aufnahmen ein Stück Zeitgeschichte und oft Gegenstand von Ausstellungen. Wie diese in Hattingen. Viele der Fotos zeigen keine Menschen, sondern Objekte. Der unverstellte Blick auf den Stahl und den Hochofen. Bilder protestierender Arbeiter gibt es hier nicht, denn die Ausstellung ist keine Dokumentation des damaligen Geschehens. Wohl aber ist sie ein Stück Zeitgeschichte und zeigt den Hochofen als Motiv im Ablauf von dreißig Jahren.
Immer wieder mit der Leica auf der Jagd und immer wieder eine neue Perspektive – das hat sich bis heute nicht geändert. Obwohl er mittlerweile auch eine Digitalkamera besitzt und mit den Enkeln unterwegs auch mal ein Foto mit dem Mobiltelefon macht. Das ist eben auch Zeitgeschichte. Doch der künstlerische Zugang zum Motiv, die Freiheit, zu fotografieren, was man selbst sieht (und nicht das, was andere sehen müssen) – das macht diese Bilder anders und besonders.

Künstler und Fotograf

Das, so hofft der Künstler, regt auch zum Nachdenken an, zum Nachmachen vielleicht. Seine Enkel jedenfalls interessieren sich für die Dunkelkammer schon jetzt. Die Hattinger Ausstellung erschließt sich zunehmend ein neues Publikum – nämlich eines der „Nicht-Erlebnisgeneration“. „Socha erkennt die skulpturalen Qualitäten der Industriekulisse und mache diese in seinen Bildern auch für den Betrachter sichtbar. Er zeigt den Aufbau des Denkmals und hält die Bedeutung der Henrichshütte als Ort der kulturellen Begegnung fotografisch fest“, so LWL-Museumsleiter Robert Laube.
Bis heute ist Socha mit der Leica unterwegs – auch auf dem Hüttengelände. Und wenn er den Blick über Wachsen, Werden und Vergehen schweifen lässt, dann, so sagt er, denke er oft: Ach, hättest Du doch damals noch mehr Bilder gemacht…
Zur Ausstellung ist ein Katalog „Motiv Hochofen 1987-2017. Fotografien von Berthold Socha“ erschienen, der im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich ist.

Delia Pätzold (wissenschaftliche Volontärin), Museumsleiter Robert Laube und Fotograf Berthold Socha in der neuen Ausstellung. Foto: Pielorz
Berthold Socha in seiner Ausstellung. Foto: Pielorz
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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