Kirchenpädagogin lädt zur besonderen Führung

(Christian Lukas) Wenn Martina Gerth-Kipscholl zu einer Führung durch die Kirche an der Burg in Blankenstein einlädt, erwartet die Besucher keine herkömmliche Kirchführung.
Man geht nicht einfach durch die Gänge, bleibt an dem einen oder anderen Fenster mal stehen und bekommt erzählt, welche Berühmtheit sich wann in die Kirche verirrt hat. Martina Gerth-Kipscholl nämlich ist Kirchenpädagogin – und ihre Führungen sehen etwas anders aus.
„Wir fangen zunächst einmal gar nicht in der Kirche an“, erzählt die Blankensteinerin, die ihr Salär als Lehrerin an einem Bochumer Gymnasium verdient und in der Kirche ehrenamtlicht tätig ist. Zunächst einmal bleiben die Besucher draußen – und bekommen mit Schokolade überzogene Kaffeebohnen gereicht. Eine nette Geste? Mehr als das, denn es ist der Einstieg in das sinnliche Erfahren von Geschichte, denn: „Bis zum Barock wurden Kaffee und Schokolade als Medizin verwendet und erst langsam als seinerzeit luxuriöse Genussmittel entdeckt.“ Und im Zeitalter des Barocks entstand der lutherische Altar, der bis heute eindrucksvoll den Altarraum ausfüllt. Barock ist ein Zeitalter der schönen Künste – wie der prachtvoll gestaltete Altar unschwer zu erkennen gibt.
Geschichte erfahren, sie spüren, sie fühlen, darum geht es der Blankensteinerin, nicht um den trockenen Vortrag. „Dazu gehört der Dialog. Ich bin keine allwissende Erzählerin, ich möchte mit den Besuchern ins Gespräch kommen, wer eine Frage hat, der soll sie stellen.“ Oder selbst etwas erzählen: „Ich erfahre während meiner Führungen immer wieder geschichtliche Details, die selbst mir bis zu diesem Moment fremd waren.“
Eines stellt die begeisterte Kirchenpädagogin dabei klar: Die Kirche ist kein Museum. Es ist ein Ort des Glaubens. Jedoch das reine Gebäude beinhaltet natürlich so genannte museale Aspekte, wie eben die barocke Gestaltung des hohen Altars. Oder die Struktur der Steine, aus denen die Kirche erbaut worden ist: „Sie zeigt auf“, erklärt die Lehrerin für Biologie und evangelische Religion, „dass man teilweise einfach das an Material nahm, was gerade zur Verfügung stand.“ Zum Beispiel Steine der Vorgängerkirche.
So reichen sich die Glaubensgeschichte und die Entwicklungsgeschichte der Gemeinde Blankenstein die Hände, der Rundgang um die Kirche wird zu einem Ausflug in die Geschichte des Ortes, die Geschichte des Ortes verknüpft sich mit der der Kirche.
Etwas fassen, sehen, spüren: Der Besucher wird zum Akteur der Führungen von Martina Gerth-Kipscholl. Seit anderthalb Jahren lädt die Hattingerin zu ihren kirchenpädagogischen Führungen ein.
Feste Termine hat sie keine. „Wenn eine Gruppe Interesse an einer Führung hat, dann reicht ein Anruf im Gemeindebüro und wir machen einen Termin aus“, erzählt sie und fügt hinzu, dass sie natürlich auf die Zusammensetzungen der Gruppen in ihren Führungen eingeht: „Eine Seniorinnengruppe, sagen wir aus der christlichen Frauenarbeit, hat ja nicht nur andere Interessen als eine Gruppe von Schülerinnen und Schüler.“ Da macht auch der Ton die Musik, wer wüsste das besser als eine Lehrerin?
Über die Tätigkeit am Gymnasium hat sie indirekt auch zur Kirchenpädagogik gefunden. Im Religionsunterricht besucht sie schon seit Jahren Kirchen im näheren Umfeld ihres Gymnasiums, um jenseits von Gottesdiensten und traditionellen Führungen Jugendliche für Glauben - aber auch Geschichte zu interessieren. Locker, mit Sachkenntnis und vor allem: stets im Dialog.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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