Intolerant gegenber der Intoleranz
von Dino Kosjak
„Ich dachte gleich, das ist mal was ganz anderes“, sagt David Raasch und weist in das Rund der Wichern-Kirche. Er fühlt sich hier offenbar wohl. Die dunkle Deckentäfelung vermittelt Ruhe, die hellen Wände Weite und sie leiten den Blick zum Altarraum, der durch die Mosaikfenster bunt beleuchtet wird. Wir sind an David Raaschs neuem Arbeitsplatz: Seit Oktober ist er Pfarrer im Probedienst in der Evanglischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Stüter
.
Das Vikariat hat David Raasch in Bielefeld abgeschlossen. Im Anschluss hat er eine Anstellung im Kirchenkreis Hattingen-Witten angestrebt. Denn David Raaschs Ehefrau arbeitet als Akademikerin in Essen, und so können beide Beruf und Familie vereinbaren. Nicht zuletzt fühle er sich der hiesigen Mentalität verbunden, sagt der 29jährige. „Ich stamme aus Bochum und bin Menschen gewohnt, die Klartext reden“, lacht er.
David Raasch arbeitet an der Seite von Pfarrer Gerhard Rode; dessen bisheriger Kollege, Pfarrer Ralf Radix, ist in die landeskirchliche Notfallseelsorge gewechselt. „Gerhard Rode und ich haben eine ähnliche Art, die Dinge anzugehen“, sagt David Raasch, „trotz unseres Altersunterschieds“. Der ältere Kollege habe sogleich das Du angeboten. „Das war unerwartet“, lächelt David Raasch, „und sehr angenehm.“
Wie sich seine Arbeit künftig genauer gestalte, müsse sich zeigen. Einen Schwerpunkt bilde sicher die Jugendarbeit, sagt David Raasch. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Verena Graf, der Jugendreferentin der evangelischen Gemeinde Sprockhövel.
Und dann sind da Musik und Schauspiel: David Raasch ist Pianist, spielt Laientheater und führt Regie. So fühle er sich auch den hauptamtlichen Musikern verbunden. „Wir werden sicher was zusammen auf die Bühne bringen“, freut er sich.
Für den eigenen Anspruch findet der neue Pfarrer ungewöhnliche Worte: „Ich möchte auch die Freaks ansprechen“, sagt David Raasch. Er meine diejenigen, die weder in der Gesellschaft ihren Platz gefunden haben noch in der Kirche. Ein bisschen verrückt seien wir doch alle, schmunzelt er.
Da sei beispielsweise sein eigenes Hobby: „Ich mag Live-Rollenspiele in Kostümen“, sagt er, „eine Mischung aus Mittelalter und Herr der Ringe“. Es reize ihn, so etwas als zusätzliche Freizeit anzubieten. In einer befreundeten Gemeinde habe das sehr gut funktioniert. „So erreichen wir auch diejenigen, die auf Kirche zunächst keinen Bock haben.“
Ausschließen wolle er niemanden und er betont unmissverständlich: „Ich bin unheimlich intolerant gegenüber der Intoleranz.“
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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