Hattinger Kreuz-Weg 2011. Die Idee

Auf dem Kirchplatz | Foto: Rolf Jägers
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In der Passionszeit in 2011 wird die orange-farbene Kreuzplastik
von Aschermittwoch bis Ostern
an 7 unterschiedlichen Orten in Hattingen und Umgebung aufgestellt.
So entsteht eine Art „Kreuz-Weg“.
Aus den jeweiligen Kontexten ergeben sich fast zwangsläufig Botschaften: Erhellungen, Kontraste, Verstärkungen, Infragestellungen, Vertiefungen, ...
Damit kommt das Symbol „Kreuz“ –
über seine lange und widersprüchliche Wirkungsgeschichte hinweg –
wieder dem nahe, was es in den Anfängen der Christenheit war:
Eine Irritation, ein Anstoß, ein Ärgernis,
eine „göttliche Parteiergreifung für Opfer“, usw.,
und alles andere als eine dekorative Selbstverständlichkeit!
Nie völlig eindeutig und in seinen Botschaften mehrschichtig,
wird es dabei Anlass für Hinsehen, Gespräch, Auseinandersetzung, Nachdenken, eigene Positionierung.
Der „Hattinger Kreuz-Weg“ rückt so in die Nähe von Aktions-Kunst,
auch wenn er selber dezent bleibt.

Diese Spannung wird hervorragend umgesetzt durch das in Material und Gestaltung schlichte, unaufdringliche, mehr als mannshohe Holzkreuz von Holger Vockert.
Es ist corpusfrei und fern von jeder mystischen Leidensglorifizierung, und es weist doch - durch seinen spezifischen „Knick“ im Längsbalken - klar darauf hin, dass es das Kreuz ist, an dem Jesus leidet und stirbt.
Das leuchtende Orange steht dazu im Kontrast: Keine Farbe, die man für ein Kreuz erwartet, aber eine mit Signalwirkung: „Wer bisher meinte, mit dem Kreuz fertig zu sein, sehe neu hin!“

Umsetzung:

Das Kreuz stand für eine Woche am Ev. Krankenhaus Hattingen
und machte dort auf Menschen aufmerksam, deren Leben durch Krankheit "angeknackst" ist.

Danach lud es am Ruhrufer stehend aufgrund der verheerenden Katastrophe in Japan ein zum Gedenken der Opfer der Flutwelle,
zum Gebet,
zum Protest gegen leichtfertigen Umgang mit den nuklearen Gefahren.

An der dritten Station, den Kindergräbern auf dem Ev. Friedhof,
ließ es die Fragen stellen nach dem „Warum?“,
nach dem Sinn von Leben, das zu früh abbricht,
und zeigte dort dennoch auch Hoffnung auf.
Japan blieb auch dort präsent.

Auf dem Rathausplatz mitten in Hattingen, zwischen Finanzamt und Rathaus provozierte es die Frage nach verantwortlichem Handeln und erinnerte an Pilatus, der seine Hände in Unschuld waschen wollte.

Im kurzen Wechsel vor unterschiedlichen Geldinstituten stehend, ging es an der 5. Station um die Frage, was uns in unserer Welt zwischen „Hauptsache billig“ und „Hauptsache genug Profit“ noch etwas Wert ist. Das Kreuz steht zu vielen unserer gelebten Wertigkeiten in Kontrast.

Als es auf der Reschop-Fußgängerbrücke hing, da, wo Menschen zu Fuß, mit Bus, Bahn oder Auto vorbeieilen, wurde dazu eingeladen in unserer immer schneller werdenden Welt wieder zur Besinnung zu kommen.

Jetzt in der Karwoche steht das Kreuz mit etwas Abstand zur Kirche auf dem St.-Georgs-Kirchplatz. Denn das Kreuz wurde in der Geschichte der Kirche oft für falsche Zwecke mißbraucht.
Die Zuwendung Gottes bis in den Tod, der Sieg des Lebens über den Tod – beide Botschaften sind im orangefarbenen Kreuz ablesbar und machen so neu verstehbar, was an Karfreitag und Ostern zu sagen ist. Auch in den Kirchen, aber hoffentlich nicht nur da, sondern in aller Öffentlichkeit.

So endet mit Ostern der öffentliche Weg des Kreuzes durch die Stadt Hattingen: Es ging darum, sich der Flucht in die Illusion von heiler Welt zu verweigern und angesichts der Realitäten neuen Mut zum Leben zu finden.

Autor:

Frank Bottenberg aus Hattingen

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