Hattingen macht sich wieder auf den Kreuzweg

Auf dem Rathausplatz in Hattingen, zwischen Finanzamt und Rathaus, provozierte das Kreuz im vergangenen Jahr die Frage nach verantwortlichem Handeln und erinnerte an Pilatus, der seine Hände in Unschuld waschen wollte. Foto: Jägers
  • Auf dem Rathausplatz in Hattingen, zwischen Finanzamt und Rathaus, provozierte das Kreuz im vergangenen Jahr die Frage nach verantwortlichem Handeln und erinnerte an Pilatus, der seine Hände in Unschuld waschen wollte. Foto: Jägers
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Wirklich stolpern kann man nicht darüber, und doch könnte ein Kreuz in Hattingen zum Stolperstein werden in der Passionszeit ab Aschermittwoch, 22. Februar: Dann startet nämlich der zweite Hattinger Kreuz-Weg. Erstmals beteiligen sich Schüler der weiterführenden Schulen in Hattingen an dieser Aktion der Evangelischen St.-Georgs-Kirchengemeinde.

Die Idee war so ungewöhnlich wie bemerkenswert. In der Passionszeit 2011, also in den sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostern, tauchte in der Hattinger Öffentlichkeit ein 80 Kilogramm schweres, leuchtend orangefarbenes Kreuz auf. Die Holzplastik des bekannten Hattinger Künstlers Holger Vockert mit dem markanten Knick war Irritation und Anstoß, sorgte für Gespräche, Diskussionen und Nachdenken.
„Das Projekt war so erfolgreich“, freut sich noch heute Pfarrer Frank Bottenberg aus der St.-Georgs-Gemeinde, „dass wir uns auch in diesem Jahr auf einen Hattinger Kreuz-Weg machen wollen.“
Neu im Boot: Sechs Hattinger Schulen, welche die Standorte für das Kreuz ausgewählt haben. „Als wir die Idee in den weiterführenden Schulen vorgestellt haben“, so Frank Bottenberg, „war die Resonanz sehr gut.“
Sieben Wochen lang wird das Kreuz irgendwo im Stadtgebiet auftauchen – und der Ort erklärt sich durch die Ideen und Assoziationen, die die Schüler bei der Beschäftigung mit dem Kreuzsymbol hatten.
„Im Religionsunterricht wird zum Kreuz gearbeitet“, weiß Frank Bottenberg.
Im Vorjahr tauchte das Kreuz vor dem Ev. Krankenhaus auf, wo es an Krankheit und Leiden erinnerte, oder bei den Kindergräbern auf dem Evangelischen Friedhof, wo existenzielle Fragen nach dem Warum, nach dem Sinn des Lebens und nach Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit diskutiert wurden.
„Immer mittwochs wird das Kreuz seinen Standort wechseln“, erklärt Frank Bottenberg.
Ein Zettel am Kreuz erklärt Passanten die Absicht der Hattinger Schüler. Und jeweils freitags um 14 Uhr wird eingeladen zum „Treffpunkt Kreuz-Weg“, einer kleinen rund 15-minütigen öffentlichen Veranstaltung vor Ort.
Der siebte und letzte Standort ist selbstverständlich klar: „In der Karwoche steht das Kreuz wieder auf dem St.-Georgs-Kirchplatz.“
Durch den Kreuz-Weg 2011 ist eine enge Beziehung zum Künstler Holger Vockert entstanden, der im vergangenen Jahr oftmals selbst mit Hand anlegte und sein Kreuz an Bäume oder Brückenpfeiler band. Auch er ist wieder gespannt auf die Auseinandersetzung mit seinem Kreuz.
„Die Schüler halten alle Gedanken fest. In jeder Klasse wird ein Redaktionsteam benannt und alle Recherchen und Dokumentationen werden im Internet veröffentlicht“, freut sich auch Frank Bottenberg auf eine Passionszeit der besonderen Art und setzt auf die Signalwirkung der markanten Darstellung: „Wer bisher meinte, mit dem Kreuz fertig zu sein, der sehe neu hin!“
Erster Standort des Kreuzes ist das Emmy-Kruppke-Seniorenzentrum in der Thingstraße in Welper. Ein Religionskurs des siebten Jahrgangs des Gymnasiums Holthausen hat sich bei diesem Standort das Thema „Alter“ gestellt. Aufgestellt wird das Kreuz am heutigen Mittwoch. Um 13.30 Uhr sind die Schüler dabei.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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