Hans-Albert Siepmann: Musiker mit Leib und Seele
Maschinenbau und Musik, Erdgas-Tankstellen und Volkslied, Schwelm und Schubert: Dass all diese nur auf den ersten Blick so gegensätzlichen Begriffe durchaus in einem Geist vereint sein können, dafür ist Hans-Albert Siepmann das beste Beispiel.
Zur Erläuterung: Nach mehr als 50 Jahren als Maschinenbauer (ah!), darunter die letzten Jahrzehnte beim früheren Schwelmer Eisenwerk – inzwischen Schwelm (und wieder ah!) Anlagentechnik GmbH –, wo der Welperaner maßgeblich, wie er sagt, an der Entwicklung und dem Bau von Erdgas-Tankstellen (noch einmal ah!) beteiligt war, kehrt der inzwischen 71jährige seit seiner Pensionierung zu seinen Wurzeln zurück.
Und die liegen in der Musik begründet.
„Von meiner Kindheit an habe ich gerne gesungen“, erzählt Hans-Albert Siepmann. „Daher habe ich ein Gesangsstudium in Dortmund parallel zu meinem Maschinenbau-Studium gemacht. Ich schaffe sogar das ,hohe C‘, das höchste der Gefühle für einen Tenor. Leider aber musste ich den Gesang aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Darum habe ich mich dann auf meine zweite Leidenschaft, die Technik, gestürzt.“
Erstes Konzert im Alten Rathaus überhaupt
Der Beruf, der ihn dienstlich in viele Teile der Welt führte, ließ ihm kaum Zeit für seine musische Ader. Dennoch: Alte Hattinger werden sich erinnern, dass Hans-Albert Siepmann mit seiner Kommilitonin Heike Fischer vor viel lokaler Prominenz das erste Konzert überhaupt im neuen Alten Rathaus gegeben hat.
Seit drei Jahren ist er nun in Rente. Seitdem ist die Musik sein Lebensmittelpunkt. Und das straft diejenigen Lügen, die immer gesagt haben: „So gerne wie Du arbeitest, wirst Du nie von Deinem Job loskommen.“ Hans-Albert Siepmann gibt zu: „Die Musik erleichtert mir mein Rentnerdasein sehr.“
Schon als Kind erhielt er privaten Gitarren-Unterricht, später kam Klavier hinzu, dann die Mandoline („Für den Hausgebrauch“, wie er selbst sagt) und schließlich noch die Mundharmonika.
Inzwischen komponiert er auch: „Ich schreibe Lieder volkstümlicher Art. Dazu begleite ich mich selbst. Gut ein Dutzend habe ich inzwischen zusammen. Die Stücke kommen immer gut an. Vielleicht auch, weil ich die deutsche Sprache bevorzuge. Und ich sammle und interpretiere viele Lieder, die heute in keinem Liederbuch mehr zu finden sind. Beispielsweise ,Hans Spielmann, stimme Deine Fiedel‘ oder ,Liebe Leute lasst euch sagen, das Leben ist ein Hit‘ oder ,In der Latria Bianca..‘. Solche Lieder kenne ich noch aus meiner Jugend. Manchmal ändere ich den Text ein wenig ab. Behalten kann ich mir die alten Sachen, weil ich als Musiker einen ganz anderen Bezug zu den Stücken habe als jemand, der sie nur hört oder mitsingt.“ Diese Lieder schreibt Hans-Albert Siepmann auf und möchte sie gerne irgendwann in einem Büchlein herausbringen.
Viele Auftritte - nur nicht in Hattingen
Auftritte hat er schon viele gehabt, die mit Abstand meisten jedoch nicht in Hattingen. Herne, Solingen Remscheid oder auch Bonn. Aus diesen Städten wird er sogar „gebucht“. In seiner Heimatstadt hingegen erkennt man sein Können bislang vor allem bei „Kick – Hattinger im Unruhestand“ an oder im Freizeitwerk Welper mit der Jugendbildungsstätte und der Willi-Michels-Bildungsstätte an der Rathenaustraße sowie besonders im Emmy-Kruppke-Haus an der Thingstraße.
Hier veranstaltet er regelmäßig einen Liedernachmittag – zur großen Freude der Bewohner. Er singt dort über alte Zeiten, im Ruhrgebietsdialekt, „Wenn die Kraniche ziehen“, „Hier im Revier“, aber auch Lustiges wie über einen Kaffee-Vollautomaten und übers Fernweh.
Apropos Fernweh: Das plagt ihn und seine Frau Elke regelmäßig, vielleicht doch noch „Nachwehen“ seines Berufslebens mit vielen Auslandsaufenthalten. Es gibt wohl keine Region, auf welche die Siepmanns noch nicht den Fuß gesetzt hätten. Einmal im Jahr – mindestens – wird ganz groß verreist: China, Indien (das Taj Mahal zu sehen war ein Lebenstraum von ihm), die Pyramiden von Gizeh (Lebenstraum von Gattin Elke), USA, Nordkap, Türkei-Rundreise, Dubai und so weiter und so fort.
Elke und Hans-Albert Siepmann zieht es oft in die FerneFür 2015 sind Namibia und Südafrika angedacht. Dazwischen kommen „kleine“ Touren mit dem Campingwagen quer durch Europa.
Mit dabei immer eine eigens dafür angeschaffte Mandoline. Hans-Albert Siepmann übt nämlich nach wie vor täglich auf seinen Instrumenten, um fit zu bleiben und zu komponieren. Ehefrau Elke findet es „manchmal ziemlich anstrengend, wenn ich eine neue Komposition tagelang hören muss“. Sie ist auch seine strengste Kritikerin, was er wiederum als „sehr hilfreich“ empfindet.
Das Repertoire von Hans-Albert Siepmann reicht mittlerweile vom volkstümlich gewordenen Kunstlied eines Schubert, Mendelssohn oder Silcher über Schlager im Stile von Rudi Schuricke bis hin zur Opernarie. Seinen nächsten Auftritt hat er dieser Tage wieder einmal in der Kneipe der Flottmannhallen in Herne.
Hans-Albert Siepmann: „Bei mir ist es wie bei einem Maler, der ja auch gerne sein Bild vorzeigen möchte. Ich trete gerne auf und freue mich über den Beifall, den ich ernte. Genauso wie der Dank am Ende meines Liedernachmittags im Emmy-Kruppke-Haus tut der der Seele gut.“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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