Ausstellung im Stadtmuseum Hattingen
Gevelsbergerin steht beim Kunstpreis im Finale
Grund zur Freude: Eine Künstlerin, die in Gevelsberg lebt und arbeitet, steht im Finale um den Kunstpreis des Ennepe-Ruhr-Kreises.
Von Lilo Ingenlath-Gegic
Gevelsberg. Wer das Atelier von Annette Jellinghaus betritt, wird sogleich von intensiven Farben angesprochen. An weißen Wänden hängen einige ihrer ausdruckstarken Arbeiten. Die Künstlerin hat Flächen, Linien und freie Figuren zu dynamischen Werken von beeindruckender Farbigkeit zusammengefügt und in allen wird eine positive Energie spürbar.
Jetzt steht sie im Finale um einen besonderen Preis: Der Kunstpreis des EN-Kreises wird alle zwei Jahre vergeben. Um den begehrten Preis des Jahres 2021 bewarben sich 64 Künstlerinnen und Künstler aus dem Kreis. Sie reichten insgesamt 129 Arbeiten ein, die sich mit dem vorgegebenen Thema „Zwischen Nähe und Dis-tanz“ beschäftigten. „Sie haben sich sehr kreativ und auf hohem Niveau damit auseinandergesetzt“, sagt die Jury. Die sechs Jurymitglieder einigten sich auf 19 Künstlerinnen und Künstler, die nun für den Preis nominiert sind. Annette Jellinghaus ist eine von ihnen. Ihre Werke sind bis zum 10. April im Stadtmuseum Hattingen zu sehen.
Zeichnen hat Annette Jellinghaus schon immer interessiert. Nach der Schule machte sie eine Lehre als Bauzeichnerin, später studierte sie Bauingenieurwesen. Viele Jahre war sie für ein Gevelsberger Architekturbüro tätig. Ihre ersten Schritte in die Kunst machte sie in der Gevelsberger Malschule Maldumal, wo sie bald schon Kinderkurse leitete. Sie stellte jedoch fest, dass sie nicht nur vermitteln, sondern selbst Kunst schaffen wollte. Es folgten viele Fortbildungen, unter anderem bei Stephan Geisler, und Studien an der Kunstakademie Bad Reichenhall bei Elvira Bach und Bernd Zimmer. Seit 2002 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Vor 14 Jahren traf sie die Entscheidung, die Kunst zu ihrer Haupttätigkeit zu machen.
In einer Werkstatt, in einem Hinterhof am Ende der Hagener Straße, fand sie das passende Atelier. „Dieser Raum ist ein Glücksfall für mich“, sagt die Künstlerin, „man vermutet einen so wunderbaren Raum eher in einer Großstadt, aber ich fand ihn hier in Gevelsberg.“
Viele Emotionen finden Eingang in ihre Bilder
Seit 2010 gibt sie Kurse in ihrem Atelier, außerdem unterrichtet sie bei boesner in Witten und zweimal im Jahr im Gutshaus Woserin an einem See in Mecklenburg.
In der Zeit der Lockdowns, als keine Kurse stattfinden konnten, malte sie etliche besonders großformatige Bilder. Für Betrachter wird sichtbar, dass die Künstlerin viele Emotionen in die Bilder eingearbeitet hat. Das Positive steht auch hier immer im Vordergrund. „Es ist vorher nie klar, was entstehen wird“, sagt sie, „ich muss mich auf den Prozess des Malens einlassen, mich hineinbegeben und die Realität ausblenden.“ So werden Schichtungen und Verdichtungen zu den spannenden und farbkräftigen Strukturen, die ihre Bilder ausmachen. Bevorzugt arbeitet sie mit Acrylfarben auf Leinwand. Dazu kommen Linien mit Ölkreide, Bleistift oder Buntstiften, die den Bildern noch mehr Lebendigkeit geben. Annette Jellinghaus hält Stimmungen fest, Eindrücke und Erinnerungen von Landschaften und Orten oder von Musik. Ein Kunsthistoriker meinte, ihre Bilder „wirken wie schönste klassische Musik auf die Bildbetrachter ein“. So tragen einige ihrer Werke zu Recht den Namen „Farbsinfonien“.
„Der Prozess des Entstehens, des Sich-Entwickelns ist das Wichtigste“, sagt die 1957 in Hagen geborene Künstlerin, die sich mit einer Serie von acht Arbeiten im Format 20 x 20 cm um den Kunstpreis beworben hat. Sie entstanden in einem Projekt von „malerischen Gesprächen“ und passen hervorragend zum Wettbewerbs-Thema „Zwischen Nähe und Distanz“.
Als persönliche Begegnungen und gemeinsames Arbeiten nicht möglich waren, begaben sich mehrere Künstlerinnen und Künstler in einen virtuellen Austausch und führten „malerische Gespräche“. Alle arbeiteten parallel an Aufgaben, die sich die Gruppe stellte. Die Ergebnisse wurden geteilt. Aus dieser völlig neuen Form der künstlerischen Kommunikation entstanden mehrere Serien aus jeweils acht kleinformatigen Arbeiten. Ihre Bilder aus dem ersten malerischen Gespräch, damals noch ein Dialog mit einer befreundeten Künstlerin in Woserin, reichte Annette Jellinghaus als Wettbewerbsbeitrag ein. „Für mich war das ein sehr spannendes Projekt, das zum Thema passte“, sagt sie.
Die Preisverleihung soll am 18. März erfolgen. Vorher wird die Jury entscheiden, welche drei Künstler einen der mit jeweils 1.500 Euro dotierten Preise bekommen.
Seit 2011 gibt es den Kunstpreis. Bisher war noch keine Preisträgerin aus Gevelsberg dabei. Vielleicht klappt es in diesem Jahr.
Mehr Infos zur Künstlerin unter https://annette-jellinghaus.de. „Zwischen Nähe und Distanz“: Ausstellung des EN-Kunstpreis-Wettbewerbs bis 10. April im Stadtmuseum Hattingen Blankenstein. Infos: www.stadtmuseum.hattingen.de
Der Kunstpreis des Ennepe-Ruhr-Kreises wird seit 2011 alle zwei Jahre verliehen. Bewerben können sich Künstlerinnen und Künstler, die ihren Hauptwohnsitz in einer der neun Städte des EN-Kreises haben oder hier geboren wurden.
Die Nominierten: Daniela Cardinal (Sprockhövel), Twombols (Can Doğan, Hattingen), Marko Dowald (Ennepetal), Petra Füth (Hattingen), Sigrid Geerlings-Schake (Hattingen/Lünen), Bernd Gichtbrock (Witten), Andrea Hüsken (Ennepetal), Annette Jellinghaus (Gevelsberg), Sarah Johanna Köster (Witten), Christian H.-W. Krebs (Herdecke/Bochum), Leuchtstoff (Witten), Peter Lück (Witten), Mario Moths (Witten/Marl), Mirka Pflüger (Schwelm/Berlin), Gabriele von Scheidt (Hattingen), Christiane Schlieker-Erdmann (Witten), Claudia Schmacke (Witten/Berlin), Diana Sprenger (Witten/Berlin) und Christina Webeler (Witten/Sankt Augustin). Hintergrundinfos Annette Jellinghaus lebt und arbeitet in Gevelsberg.
Autor:Sabine Beisken-Hengge aus Essen-Ruhr |
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