Gedenken an die Katastrophe in Japan. Station 2 Hattinger Kreuz-Weg 2011. Impulstext
Mitten im vorfrühlinghaften Grün des Ruhrufers
steht das leuchtende Kreuz. Eigentlich ein schönes Bild.
Wer sich hier aufhält, tut das in der Freizeit,
genießt ein Stück Natur.
Für die Menschen in den Städten an der Nord-Ostküste Japans
war es noch vor Kurzem genau so.
Doch dann brach das Zerstörerische der Natur sich Bahn.
Erst bebte die Erde, dann rissen ungeheure Wassermassen alles hinweg.
Unfassbar! Autos, Schiffe, Häuser, Eisenbahnen wie Spielzeug der Fluten.
Und Menschen mittendrin.
Das Ausmaß der Zerstörung ist immer noch nur zu ahnen.
Aber schon die Bilder, die wir sehen, sind kaum zu ertragen.
Die Überlebenden dort haben keine Zeit nachzudenken,
was sie ertragen können.
Zum sichtbaren Ausmaß des Schreckens kommt das noch größere,
das Unsichtbare:
Wie viel Strahlung ist schon ausgetreten?
Wie viel kommt noch,
wenn die Schutzmäntel der Reaktoren doch nicht standhalten?
Und was heißt das alles?
Wo wir schon erhitzte Debatten führen
und die Kanzlerin die AKWs abschalten lässt,
wissen die Betroffenen vor Ort noch lange nicht,
ob - und wenn ja, wie -
sie aus der Katastrophe überhaupt herausfinden.
Das ist das Schlimmste:
Das Entsetzen auszuhalten, die Hilflosigkeit.
Sich einzugestehen: All unser Machertum reicht nicht.
Und hat nie gereicht.
Fukushima zeigt in entsetzlicher Weise:
Der Mensch hat das Spiel nicht im Griff!
Das Kreuz steht genau dafür.
Es entlarvt die Fehlerhaftigkeit von uns Menschen.
“Vater vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.“
(Lukasevangelium 23,34)
Aber es steht auch für Ohnmacht, die ausgehalten werden muss.
Für Zerstörung und Leid, denen nicht ausgewichen werden kann.
Dennoch ist gerade in dem, der am Kreuz hängt, Gott erkennbar:
Mitleidend, solidarisch, mittragend.
Das leuchtende Kreuz am Ruhrufer lädt mich ein,
anzuhalten, innezuhalten.
Ich will nicht einfach wegschieben, was so schwer auszuhalten ist.
Hier am Kreuz kann ich der Menschen in Ostasien gedenken.
Und für sie beten.
Dafür, dass sie alle, und insbesondere auch die Helfer, nicht die Kraft verlieren,
dafür, dass sie (und wir alle) von noch Schlimmerem verschont werden mögen.
Die orange Farbe hat zugleich etwas Antreibendes:
Lassen wir nicht mehr locker,
ganz neu und laut die grundlegenden Fragen zu stellen!
Frank Bottenberg
Autor:Frank Bottenberg aus Hattingen |
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