Gebläsehalle Hattingen: Ausstellung über den "Magnum"-Fotografen Herbert List
Am kommenden Freitag, 28. November, 19.30 Uhr, wird im Foyer der Gebläsehalle die Ausstellung „Licht über Hamborn – Der Magnum-Fotograf Herbert List und die August-Thyssen-Hütte im Wiederaufbau“ eröffnet.
Ein „Wow!“ hat Robert Laube, Leiter des LWL-Industriemuseums Henrichshütte, der erste Anblick dieser zum größten Teil schwarz-weißen Fotografien entlockt – ein Erlebnis, das jeder Betrachter mit ihm teilen kann. Denn bis zum 12. April 2015 ist die Ausstellung, die erstmals überhaupt in einem Museum gezeigt wird, noch zu sehen und nicht nur für Kunstinteressierte und Fotografen ein echter Höhepunkt im Veranstaltungsjahr des Industriemuseums.
„Herbert List galt nach dem Zweiten Weltkrieg als Meister der surrealen Fotografie. Der Magnum-Fotograf prägte die Schwarz-Weiß-Fotografie und das Spiel mit Licht und Schatten“, erläutert Robert Laube. Die 1947 gegründete Fotoagentur Magnum gilt als „Elite-Club“ der Fotografie. Überhaupt nur drei deutsche Fotografen haben die Aufnahme bislang in die Agentur geschafft. Der 1975 verstorbene Herbert List war der erste von ihnen.
Aufgewachsen ist Herbert List (geboren 1903) finanziell sorgenfrei als Sohn eines Kaffee-Importeurs in Hamburg. Bis zum Tod seines Vaters, der ihm die Firma vermachte, „genoss er das Leben in vollen Zügen“. Mit dem Tod seines Vaters 1931 war diese Zeit vorbei. Doch mehr als Geschäfte interessierte er sich zunächst für Malerei, dann für Fotografie und überließ seinem jüngeren Bruder die Firma. Als „Vierteljude“ ging er zunächst ins Exil nach Paris, später nach Griechenland. Hier entstanden die Fotos für den Bildband „Licht über Hellas“.
Nach dem Krieg arbeitete er immer mal wieder als Fotograf, reiste viel.
1954 erhielt Herbert List den Auftrag, in einer ihm völlig neuen und fremden Welt zu fotografieren: dem Hüttenwerk in Duisburg-Hamborn. Auftraggeber war die August Thyssen-Hütte, die sich durch ein gigantisches Investitionsprogramm anschickte, zu Europas größtem Stahlproduzenten aufzusteigen. Das Unternehmen wollte diesen Prozess in eindrucksvollen Fotografien festgehalten wissen. Herbert List arbeite zwischen 1954 und 1959 in insgesamt vier Kampagnen in Hamborn. Der von ihm erhoffte Bildband kam nicht zustande, und seine Industriefotografien gerieten in Vergessenheit.
Bis sie von Archivmitarbeiterin Astrid Dörnemann wiederentdeckt wurden. Jetzt sind rund 65 seiner Arbeiten – viele im Format 20 mal 30 Zentimeter – im Foyer der Gebläsehalle zu sehen.
Nach der Begrüßung durch Direktor Dirk Zache vom LWL-Industriemuseum spricht bei der Vernissage am Freitag Thomas Schlenz, Arbeitsdirektor und Mitglied des Vorstands von Thyssen Krupp Steel Europe. Andreas Rossmann (Frankfurter Allgemeine Zeitung) hält einen Vortrag über „Herbert List kam nicht bis Hattingen“, ehe ein Gespräch zu Herbert Lists Hüttenwerk folgt mit Astrid Dörnemann, Manfred Rasch vom Thyssen Krupp Konzernarchiv und Robert Laube. Für die musikalische Begleitung sorgt Tobias Bülow auf dem Monochord. Der Eintritt dazu ist frei.
Übrigens: Herbert List wandte sich bereits Mitte der 1960er-Jahre von der Fotografie ab. Er lehnte jede Hommage, Werkschau oder Formen des Personenkults ab. In seinen letzten Lebensjahren fotografierte er nicht mehr, sondern widmete sich ausschließlich seiner Sammlung italienischer Handzeichnungen der Renaissance.
Info:
Zur Ausstellung „Licht über Hamborn – Der Magnum-Fotograf Herbert List und die August-Thyssen-Hütte im Wiederaufbau“ ist im KlartextVerlag Essen ein gleichnamiger Katalog erschienen (190 Seiten, zahlreiche, teils farbige Abbildungen, 19,95 Euro. ISBN: 978-3-8375-1148-2).
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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