Finn Brüggemann: Leidenschaft für Musik und Gesang
Der Hattinger Finn Brüggemann (18) schnuppert nach dem Abitur am Gymnasium Holthausen 2015 Theaterluft. Bei dem Projekt „TheaterTotal“ kümmert er sich gerade um einen Chor. Regie führen und Singen sind seine Leidenschaften, Schauspieler will er jedoch nicht werden. Das haben ihm die letzten Monate deutlich gemacht. Mit dem „TheaterTotal“ kehrt er jetzt zum Gymnasium Holthausen zurück. Am Dienstag, 28. Juni, 19.30 Uhr, wird in der Aula „Das Wintermärchen“ nach William Shakespeare aufgeführt. Vorverkauf läuft.
„TheaterTotal“ wurde 1996 durch die Schauspielerin und Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer gegründet. Jährlich können dreißig junge Menschen in einem Projektzeitraum von zehn Monaten kreative Berufe ausprobieren. Nicht alle wollen und werden Schauspieler, sondern sind beispielsweise auch als Theaterpädagoge, Therapeut oder Kulturmanager unterwegs. Einer, der Lernen durch Erfahrung ausprobiert, ist Finn Brüggemann.
„Ich habe in der 11. Klasse des Gymnasiums durch einen Deutschkurs Kontakt zu ,TheaterTotal‘ bekommen. Das hat mir gut gefallen. Seit vielen Jahren spiele ich Klarinette und Klavier, ich habe in Chören gesungen, bei den Hattinger Sinfonikern mitgespielt und interessiere mich sehr für Musik. Im Juli 2015 habe ich an einem Aufnahmeworkshop für ,TheaterTotal‘ teilgenommen und nun bin ich hier. Nach dem Projekt möchte ich eine Aufnahmeprüfung in den Bereichen Musical oder klassischen Gesang absolvieren.“
Da ist Finn Brüggemann noch flexibel, auch was den zukünftigen Ort des Geschehens angeht. „Folkwang in Essen wäre toll, aber ich kann mich auch in Bayern bewerben. Mein Ziel ist es schon, zunächst auf einer Bühne zu stehen, ich kann mir langfristig aber auch gut vorstellen, im Lehrberuf zu arbeiten und Wissen zu vermitteln.“
Hattinger bei TheaterTotal
Das Projekt von „TheaterTotal“ findet er toll. „Ich mag es, wenn sich Menschen in eine Geschichte fallen lassen. Ich finde es auch schön, Menschen zum Lachen zu bringen. Dieses Projekt ist hier eine sehr intensive Phase über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Wir treffen uns in der Regel alle morgens um 9 Uhr. Dann gibt es verschiedene Bereiche während des Projektes, wie Tanzunterricht oder Schauspiel. Wir essen gemeinsam zu Mittag, wir kochen vorher auch zusammen, es gibt Grundlagen des Maschinennähens für die Kostüme, wir konzipieren ein Programmheft für unser Stück, wir erarbeiten und organisieren eine Tournee, müssen für Schlafgelegenheiten in Gastfamilien oder auch mal in Turnhallen sorgen. Bühnenbild und Technik werden von uns mitgestaltet. Kurzum: Wir planen alles selbst und sind mit einem Tourneebus unterwegs, um das Stück aufzuführen.“
Dafür sind die Räumlichkeiten „Am Eickhoffpark 7“ in Bochum ideal. Viele Proberäume, gemeinsames Kochen und Essen, die Requisitenräume, und der Tourneebus steht vor der Tür – alles da, was man braucht.
Selbständigkeit ist das, was alle jungen Teilnehmer in dem gemeinnützigen Theater-Projekt lernen. „Freunde und Förderer unterstützen uns. Das Projekt muss jedes Jahr neu finanziert werden. Alle Einnahmen aus unserer dreimonatigen Tournee kommen natürlich wieder diesem Projekt zugute. Man bekommt hier viel Verantwortung, lernt, im Team seine Aufgaben zuverlässig zu erfüllen. Und man lernt natürlich auch ungewöhnliche Dinge wie zum Beispiel Bühnenkampf-Fechten. Die Idee, die hinter dem Projekt steckt, ist eben auch, dass man durch Theater vieles andere entdecken kann. Theater macht Mut.“
Natürlich suchen sich die Projektteilnehmer auch das Stück selbst aus, welches sie aufführen. Diesmal ist es von Shakespeare „Das Wintermärchen“. Eine tragische Familiengeschichte, aber auch noch viel mehr. Im Mittelpunkt des Stücks steht der von Eifersucht verblendete sizilianische König Leontes, der sein eigenes Glück zerstört, indem er seine Frau anklagt, seinen Sohn in den Tod treibt und seine neugeborene Tochter aussetzen lässt. Erst 15 Jahre später findet er dank wundersamer Wendungen seinen Seelenfrieden.
Ein weiterer Hattinger und auch ein Sprockhöveler sind auch noch dabei. „Vor allem die Planung der Tournee, die über drei Monate geht, verlangt allen Teilnehmern viel ab“, sagt Finn Brüggemann. Der Spaß an der Sache steht aber immer ganz oben. „Wir verstehen uns alle gut, obwohl Konflikte zu einem solchen Projekt auch dazu gehören.“
Und an der alten Wirkungsstätte, in der Aula seiner Schule, wird es wohl auch Schüleraufführungen geben. Für die Abendveranstaltung am 28. Juni gibt es Karten in der Schulbücherei und in der Musikinstrumententruhe. Schüler zahlen zehn Euro, Erwachsene 15 Euro. Infos und Kartenreservierungen (nach Hattingen gibt es auch noch Termine in Bochum) gibt es auch unter www.theatertotal.de oder Telefon 0234/9731673.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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