Elterntreff: Hilfe, mein Kind will nicht lesen

Es gibt sehr viele verschiedene Bücher, Zeitschriften und Comics. Manche Bücher sprechen heute sogar mit dem Leser....Foto: Pielorz
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In der Elternreihe „Hattingen hat interessierte Eltern“, die vom Bündnis für Familie in Kooperation mit der Volkshochschule und unter Begleitung des STADTSPIEGEL durchgeführt wird, ging es am letzten Termin vor der Sommerpause um die Lesemotivation. Vor allem Jungen haben nach Studienberichten Probleme mit dem Lesen. Dabei muss das zwingend damit zu tun haben, dass sie es nicht gut können – sie haben einfach keine Lust, ein Buch zu lesen.

Anna Wohl und Verena Pingel vom Institut für Diagnostik und Lerntraining, die neben Stadtbibliothekarin Heike Bein als Experten zum Thema geladen waren, erklären: Lesen bezieht sich nicht nur auf ein Buch. Auch Comics und Zeitschriften, sogar das Lesen im Internet, sind in das Lesevergnügen einzubeziehen. Wichtig: es sollte gegenüber dem Kind keine Wertigkeit zu den einzelnen Lesearten vermittelt werden. Einen Comic zu lesen ist nicht „schlechter“, als seine Nase in einen dicken Buchwälzer zu stecken.
„Lesen muss Spaß machen, als Freizeitwert verstanden werden. Das Kind darf nicht den Eindruck haben, es muss eine Arbeitsleistung vollbringen“, erklärt Anna Wohl, die das Institut leitet. Für die Lesekompetenz ist auch wichtig: „Die Familienmitglieder sollten selbst lesen und dem Kind vorlesen. Und das gilt vor allem für beide Elternteile. Denn wir erleben oft, dass nur ein Elternteil selbst liest oder dem Kind vorliest. Aus der Vorbildfunktion heraus ist es wichtig, dass es beide tun.“

Auch ein Comic ist Lesestoff

Dabei ist der Weg vom Vorlesen zum Selbstlesen fließend. Es gibt keinen Zeitpunkt, wo das eine enden muss und das andere beginnt. Man kann beispielsweise abwechselnd lesen, wenn das Kind selbst schon etwas lesen kann. Es gibt Bücher, in denen der Erwachsene die Schrift liest und in den Sätzen Bilder eingebaut sind, die dann das Kind „lesen“ kann, auch wenn es mit Buchstaben noch nicht vertraut ist. Es gibt Bücher, in denen die Schrift unterschiedlich groß ist – die kleinere Schrift für die Erwachsenen zum Vorlesen, die größere Schrift für Kinder zum Selbstlesen gedacht.
„Der Markt ist sehr vielfältig“, so Heike Bein, die den Bereich Kinder- und Jugendliteratur in der Stadtbibliothek betreut.
Um das alles umsetzen zu können, müssen Eltern den Prozess des Leselernens verstehen. In einer ersten Stufe deuten Kinder nur bestimmte Etiketten, Schilder oder Logos. Sie verstehen, dass Schrift etwas bedeutet, können aber die Buchstaben selbst nicht zuordnen oder begreifen. Das geschieht erst zum Zeitpunkt des Schuleintritts. Dann haben sie verstanden, dass Buchstaben Laute darstellen und sie erraten Wörter oft aufgrund der Anfangsbuchstaben. Der Fehlerbereich ist hier noch sehr groß. Die Bedeutung der Reihenfolge der Buchstaben ist der nächste Schritt auf dem Weg zur Lesekompetenz. Das fortgeschrittene Lesen ist in der Regel erst ab der zweiten Klasse möglich. Dann wird die Schrift als zusammenhängendes Zeichen- und Deutungssystem erkannt. Größere Wortbausteine werden erfasst. Durch Lesen (also Übung!) steht am Ende die entfaltete Lesefähigkeit.
Doch was geschieht, wenn ein Kind einfach keine Lust auf Lesen hat? „Zum einen kann das damit zusammenhängen, dass es auf einer der Lesestufen verharrt. Zum anderen kann es sein, dass die ausgesuchten Leseinhalte nicht mit den Interessen des Kindes zusammenpassen. Oder es wäre eine bessere Möglichkeit, sich auf spielerische Art mit dem Lesen auseinander zu setzen. Viele Bücher bieten zusätzlich zum Lesestoff auch Varianten für Spiele oder Wissensfragen.“
Das kann Heike Bein nur bestätigen und stellt Bücher mit dem Ting-Stift vor. „Ting“ heißt „Hören“ (chinesisch) und ist ein intelligenter Stift. An der Stiftspitze befindet sich ein Sensor, der einen Code auf Buchseiten oder Spielen liest, der mit Audiodateien verknüpft ist. „Oft bekommen Kinder ein Starterset mit diesem Stift und einem Buch geschenkt. Dann kann man auf diesen Stift mit Hilfe des PC’s weitere Dateien aufladen, die zu anderen Büchern oder Spielen gehören. Die passenden Bücher dazu muss man nicht kaufen, wir haben viele dieser Angebote in der Stadtbibliothek“, so Heike Bein. In der Stadtbibliothek kann ein Kind auch an dem Lernprogramm „Antolin“ teilnehmen und die Eltern werden beraten, welches Angebot für ihr Kind am besten geeignet ist. „Wir haben auch spezielle Papa-Zeit-Angebote für Kinder. Die Auswahl an Materialien, die ein Kind zum Lesen bringen, ist unglaublich groß und vielseitig. Da müsste eigentlich für jeden etwas dabei sein.“

Kontakt: Institut für Diagnostik und Lerntraining (I.D.L.), Bahnhofstraße 25, 45525 Hattingen, Telefon 02324/21315; Stadtbibliothek im Reschop-Carré, Reschop 1, 45525 Hattingen, Telefon 02324/2043555.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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