Isa Zinkler ist 80 Jahre alt
Ein Sprockhöveler Adoptivkind
1942 – mitten im Zweiten Weltkrieg – erblickte Isa Zinkler (80) im Elsass in einem Professorenhaushalt das Licht der Welt. Ihr Weg sollte sie irgendwann nach Sprockhövel verschlagen, wo sie sich einen Namen machte im Einsatz für die kleine Stadt. Bekannt weit über die Stadtgrenzen hinaus sind ihre Bilder und Zeichnungen, die mit einem Augenzwinkern und einem Schuss Humor gewürzt sind. Bis heute lebt Isa Zinkler das, was ihr bereits durch ihre Mutter in die Wiege gelegt wurde: Frauenpower. Geht nicht gibt’s nicht und Sich unterkriegen lassen – das geht schon einmal gar nicht.
„Meine Familie musste im Zweiten Weltkrieg flüchten. Wir sind vom Elsass nach Hessen und 1946 von dort nach Norderney geflohen. Dort hat meine Mutter 1947 ein privates Kinderheim gegründet“, erzählt sie. Leicht war das Leben für die Flüchtlinge zunächst nicht – Jubelschreie hat bei ihrer Ankunft auf der Insel niemand ausgestoßen. Aber das Durchbeißen, das hatten die Zinklers eben drauf. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die kleine Isa hatte auch handwerklich einiges auf dem Kasten. „Lag vielleicht daran, dass ich eigentlich ein Sohn werden sollte. Wurde dann doch wieder nur ein Mädchen, aber eines, was ziemlich geschickt war“, grinst sie. Den ersehnten Sohn bekam die Mutter übrigens später auch noch – Isa wuchs mit vier Geschwistern auf. Gleich nach dem Krieg war auch Isas Papa häufig auf Norderney im Kinderheim anzutreffen. „Viele haben damals gesagt, dieses Kinderheim hat einen Vater“, erinnert sie sich. Bis 1957 wurde das Heim von der Familie geführt.
Humor ist wichtig
„Mein Vater erhielt dann eine Professur für Geographie und einen Lehrstuhl in Braunschweig. Ich habe die Frauenfachschule besucht, ein Wirtschaftspraktikum gemacht und habe ein Jahr mitten in Paris gelebt.“ Als Aupair versorgte Mademoiselle Isa die acht Kinder einer Arztfamilie und lernte nebenbei noch Französisch. Mit zwanzig Jahren eine Herausforderung! „Einen netten Franzosen habe ich aber auch kennengelernt“, lacht sie verschmitzt. Dann ging es zurück nach Deutschland. Die Erzieherin Isa Zinkler arbeitete in einem Schulkinderhort und wurde Braunschweigs jüngste Kita-Leiterin. 1966 heiratete sie, ihr Mann hatte Biologie und Chemie studiert. Braunschweig, Würzburg und schließlich Bochum mit der Ruhr-Universität – die neue berufliche Heimatstätte des Mannes und in der Hustadt gab es dann die neue Wohnung. Isa wurde Mutter von zwei Kindern, einem Mädchen und einem Jungen. „Die Kinder sollten im Grünen aufwachsen. Tja, und so sind wir 1977 in Sprockhövel gelandet. Da war ich 35 Jahre alt. Ich bin quasi ein Sprockhöveler Adoptivkind“, lacht sie.
Familie, Haus und Garten – da fehlte der quirligen Isa einfach noch etwas. „Ich war immer gerne handwerklich unterwegs. Ich habe gerne gezeichnet und gemalt. Also habe ich professionellen Unterricht genommen bei Leuten, die davon was verstehen. Ulle Hees beispielsweise und viele andere. Ich habe Bühnenbilder gemalt und dann 1987 die ersten Zeichnungen von und für Sprockhövel gemacht.“ Und auf einmal wollte jeder diese Zeichnungen haben, denn Isa Zinkler hat einen Blick für das, was Sprockhövel ausmacht. Manchmal ist es auch eine spitze Feder, die das zu Papier bringt, was eher hintergründig aufscheint. Der Humor schwingt dabei immer mit und schlägt in manchen Zeichnungen fast schon einen Purzelbaum. Zum Beispiel bei dem „Sofastündchen“ – fast schon eine Zustandsbeschreibung so mancher Senioren. Das Bild hängt übrigens in der Altenhilfeeinrichtung der Perthes-Stiftung, dem Matthias-Claudius-Haus. Hier engagiert sich Isa Zinkler im Förderkreis und zeigt dabei nicht selten ihr komödiantisches Talent bei verschiedenen Aufführungen.
Kurze Zeit arbeitete sie bei der Stadt Sprockhövel beim Verkehrsverein. Mit 53 Jahren begann sie eine kaufmännische Freundschaft mit dem Computer bei der Firma Rinke Etiketten. Die hielt bis zu ihrer Rente. Gibt es ein Lebensmotto? „Na ja, man sollte nett sein und viel mit den Leuten reden“, sagt Isa Zinkler. Das tut sie bis heute ausgesprochen gerne – vor allem in ihrer Wahlheimat Sprockhövel, in der sie jetzt seit 45 Jahren zuhause ist. In diesem Jahr feiert Isa also quasi mit dem Sprockhöveler Volk die Messinghochzeit. Und Messing ist je bekanntlich ein sehr festes Material aus Kupfer und Zink. Da dürfte diese Verbindung auch in den nächsten Jahren unter einem guten Stern stehen.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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