Ein Schwarm in der Kirche: Spektakuläre Kunst von Holger Vockert und Musiker Lutz Deterra in St. Georg zum Luther-Jahr

Unter dem scheinbar aus der St.-Georgs-Kirche herausfliegenden Schwarm von 461 in Origami-Technik gefalteten Vögeln: (v.r.) Künstler und Ideengeber Holger Vockert, Komponist Lutz Deterra und Pfarrer Frank Bottenberg.Foto: Römer
2Bilder
  • Unter dem scheinbar aus der St.-Georgs-Kirche herausfliegenden Schwarm von 461 in Origami-Technik gefalteten Vögeln: (v.r.) Künstler und Ideengeber Holger Vockert, Komponist Lutz Deterra und Pfarrer Frank Bottenberg.Foto: Römer
  • hochgeladen von Roland Römer

Wieder einmal ein spektakuläres Kunst-Objekt hat der Hattinger Künstler Holger Vockert geschaffen. Waren seine Werke früher fast ausschließlich für Draußen konzipiert wie die liegende Skulptur auf dem Horkenstein neben dem Reschop-Parkplatz oder die tiefblaue Walfluke vor dem Hochofen im LWL-Industriemuseum Henrichshütte, so ist es diesmal ein Objekt für einen Innenraum, und zwar die historische St.-Georgs-Kirche.

Hier "empfängt" den Kirchenbesucher unter dem Sternenhimmel ein Schwarm von Tauben, der auf dem Weg zu sein scheint, durch den Eingang des Gotteshauses davon fliegen zu wollen..
Holger Vockert setzt diesen Schwarm in Zusammenhang mit dem Luther-Jahr 2017. Hintergrund: Die evangelische Kirche erinnert im Jahr 2017 an den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) an der Schlosskirche in Wittenberg. Das Ereignis gilt als Beginn der Reformation.
"Tauben sind ein christliches Symbol", erläutert Holger Vockert dem STADTSPIEGEL gegenüber. "Der Schwarm versinnbildlicht den Grundsatz der Reformation: Nur was in der Bibel steht soll Geltung haben. Gegen die bis dahin unumstrittene Deutungshoheit der katholischen Kirche steht der Freiheitsgedanke Martin Luthers. Daher führt die Flugrichtung der Vögel aus der Kirche heraus zu den Menschen."
Die "Vögel" selbst sind in Origami-Technik gefaltet. Rund 100 Stunden kniffliger Arbeit sind dafür ins Land gegangen, bis alle 461 Tauben fertig gewesen sind. Die Zahl "461" ist selbstverständlich auch nicht durch Zufall geboren. Holger Vockert: "Die Jubiläumsausgabe vom Neuen Testament der Deutschen Bibel-Gesellschaft umfasst eben genau 461 Seiten. Denn jede Taube ist aus einer Seite dieser Jubiläumsausgabe gefaltet."
Anschließend wurden die papiernen Vögel an ein Netz, das mit Kohlefaserstäben gespannt wird, an unterschiedlich langen Fäden aufgehängt. Die gesamte Konstruktion ist in dem Sternenhimmel der St.-Georgs-Kirche verankert.

Einführungsveranstaltung am Freitag, 13. Januar, ab 19 Uhr in der St.-Georgs-Kirche

Zumindest vorübergehend. "Wenn gegen Mitte Februar die Renovierungesarbeiten am Sternenhimmel und den Sitzbänken in der St.-Georgs-Kirche beginnen", so Pfarrer Frank Bottenberg, "dann muss der Vogelschwarm, der das Luther-Jahr so anschaulich inszeniert, weichen. Bis dahin werden wir Pfarrer das Luther-Jahr und auch den Schwarm in unseren Gottesdiensten immer wieder zum Thema machen."
Doch sowohl Christen als auch Kunstliebhaber sollten sich bis dahin erst einmal den kommenden Freitag, 13. Januar, 19 Uhr, im Kalender ganz dick und möglichst in Rot anstreichen. An diesem sicher denkwürdigen Tag für Kunst verständige Menschen wird es in der St.-Georgs-Kirche nämlich eine Einführungsveranstaltung geben, in der das Kunstwerk durch Strahler in Szene gesetzt wird.
Hierfür hat der Hattinger Musiker Lutz Deterra, über den der STADTSPIEGEL bereits ebenfalls ausführlich berichtete, eigens ein Opus komponiert. Es ist betitelt mit "Evolare". Das lateinische Wort bedeutet so viel wie "ausfliegen".
Lutz Deterra: "In dem Werk erzähle ich die Reformationsgeschichte in verschiedenen Phasen. Zunächst war das Thema Reformation für mich sehr abstrakt. Aber durch die simple, klare Darstellung des Themas durch Holger Vockert wurde es mir einfach gemacht. Ich bin selbst der festen Meinung, das rund zehnminütige Werk ist mir gut gelungen. Darin werden die unterschiedlichen Zwischenschritte musikalisch interpretiert, die letztlich zur Reformation führten - etwa das Schreiben der 95 Thesen oder die Missbilligung durch den Klerus. Neben klassischen Instrumenten nutze ich dazu auch moderne Sounds, die im Ausschwärmen der Vögel münden."
Diese Einführungsveranstaltung am Freitag ab 19 Uhr in St. Georg bietet der Öffentlichkeit die erste Gelegenheit, Musik und in Licht getauchte Vogelschwarm-Installation in künstlerisch übergreifendem Zusammenspiel zu erleben. Ideengeber Holger Vockert und Musiker Lutz Deterra werden mit in ihre Werke einführenden Worten das Event in perfekter Inszenierung eröffnen.

Unter dem scheinbar aus der St.-Georgs-Kirche herausfliegenden Schwarm von 461 in Origami-Technik gefalteten Vögeln: (v.r.) Künstler und Ideengeber Holger Vockert, Komponist Lutz Deterra und Pfarrer Frank Bottenberg.Foto: Römer
Der Vogelschwarm scheint durch den Eingang der St.-Georgs-Kirche und damit aus der Kirche hin zu den Menschen zu fliegen. Damit symbolisiert Holger Vockert den Reformationsgedanken im Luther-Jahr.    Foto: Römer
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.