Buchkompass: Uta Seeburg - Der treue Spion
Ein Familienfall

Bei Krimis ist es fast egal wo und wann sie spielen, denn schlussendlich geht es doch immer nur um den Fall und die Ermittler*innen. Natürlich lesen einige Menschen lieber Krimis, die in Skandinavien spielen oder in einer Stadt oder einer Region, die man sehr gut kennt, oder sie spielen in einer Epoche, die man besonders mag. Ich liebe die 20er Jahre und auf die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, lese aber eigentlich alles und bin kein wirklicher Maßstab.

Da Der treue Spion von Uta Seeburg sowohl um die Jahrhundertwende als auch im 1. Weltkrieg spielt, war ich bereits dadurch begeistert. Das Thema ist aber nicht weniger Interessant, denn es geht um eine neue Erfindung, die es ermöglicht, telegrafische Falschmeldungen zu produzieren beziehungsweise um das Verschwinden einer Person, die etwas damit zu tun hat. München und die Front als Orte der Handlung haben mich nicht so begeistert, aber das sollte sich ändern. Erschienen ist das Buch im April bei Verlagsgruppe HarperCollins. Mir ist übrigens erst nach dem Lesen aufgefallen, dass es der dritte Fall des Ermittlers Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist. Das spricht für das Buch.

Wir sind zu Beginn also in München, der Stadt, in der Gryszinski ermittelt. Ein französischer Diplomat verschwindet 1896 spurlos aus dem Münchner Hotel Vier Jahreszeiten und dieser Diplomat soll irgendetwas mit der oben erwähnten Erfindung zu tun haben. Auffindbar ist der Diplomat auf jeden Fall nicht, dafür gibt es aber ein russisches Gaunerpaar, das sich verdächtig verhält.

Die zweite Ebene spielt 20 Jahre später, mitten im ersten Weltkrieg und hat als Protagonisten den Fritz Gryszinski, der als Melder zwischen Front und Heeresleitung fungiert. Einer seiner neuen Vorgesetzten, ist ein Mann, der auch mit dem Fall seines Vaters zu tun hatte und dieser schickt ihn auf eine Mission, die den Fall endgültig aufklären soll. Dabei ist München kein Ziel und als Soldat ist das gerade nicht sehr günstig.

Zwei Zeitebenen in einem Buch sind keine so einfache Sache, der Autorin gelingt es aber sehr gut diese beiden Ebenen zu verbinden. Vater ermittelt dort, Sohn, zwanzig Jahre später, erfährt etwas anderes Neues. Dazu halten sich die beiden, wenn sie München verlassen, auch immer in derselben Örtlichkeit auf und man erlebt diese beiden Ebenen nicht so hektisch voneinander getrennt. Der Kriminalfall an sich steht dauerhaft im Rampenlicht und doch ist er aufgrund der tollen Beschreibungen und Erlebnisse tatsächlich nur zweitrangig. Das heißt nicht, dass der Fall es nicht in sich hat und uns nicht immer auf eine falsche Fährte lockt, es heißt nur, dass die anderen Elemente wirklich gut geschrieben sind.

Fazit: Uta Seeburg hat mit Der treue Spion einen tollen Kriminalfall in zwei Zeitebenen geschrieben. Die Protagonisten und auch die Antagonisten überzeugen dabei auf allen Ebenen und auch die Geschichte ist absolut überzeugend geschrieben. Ich werde mir nun noch die ersten beiden Bände der Reihe besorgen und hoffe auf einen vierten Band.

Autor:

Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen

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