Buchkompass: Palmen an der Ruhr
Ein dystopischer Roman von Jost Baum
Ein Krieg in der Nähe, globale Erwärmung, Energiekrise – drei Themen, mit denen man alleine schon mehrere Romane füllen könnte und doch hängen diese Themen natürlich sehr eng zusammen. Kriege werden um Ressourcen geführt, Ressourcen werden für Energie benötigt und alles, wirklich alles, hat auch etwas mit der globalen Erwärmung, der Klimakrise zu tun.
Eine Zukunft, die diese drei Elemente als Ausgangsbasis für die Entwicklung genommen hat, ist alles andere als unrealistisch und so ist es, wie mit vielen dystopischen Zukunftsromanen, die Angst liest mit. In diesem Fall liest sie bei Jost Baums „Palmen an der Ruhr“ mit. Erschienen ist der Roman vor zwei Monaten beim Ruhrkrimi-Verlag aus Mühlheim an der Ruhr.
Der Roman erzählt die Geschichten einiger Protagonisten und Antagonisten im Ruhrgebiet der Zukunft nach einem Krieg mit Russland und einer ausgearteten globalen Erwärmung, die dazu geführt hat, dass der Kemnader Stausee nur noch ein Tümpel ist. Hier leben die beiden Protagonisten Leo und Marlene, sie in einem Bunker als Selbstversorgerin mit Raubkatzenunterstützung, er als Überlebenskünstler. Beide halten sich von der Elite fern. Das Ruhrgebiet wird nämlich von einem Warlord mit einer kleinen Armee beherrscht und Sklaven müssen die letzten Reste Kohle aus der Erde holen, damit es ihm und seiner Armee weiterhin gut gehen kann. Hilfreich ist auch, dass die Sklaven mit Opium gefügig gemacht werden. Daneben gibt es noch Dealer und natürlich die normalen Fußsoldaten, die quasi nur Befehle ausführen und am Ende wieder von Nichts gewusst haben. Kurzum, eine gelungene dystopische Welt. Die beiden Protagonisten schlittern, zuerst ohne eigenen Antrieb, dann aber mit Inbrunst, in den Aufstand gegen den Warlord hinein. Die Welt retten können die beiden und ihre Unterstützer aber nicht mehr, allerhöchstens eine Verschlimmerung verhindern.
Ein realistischer Blick auf eine mögliche Zukunft mit runden Charakteren und einigen gelungenen Klischees zum Ruhrgebiet, die es auch in der nahen aber nicht benannten Zukunft noch geben wird. Gut geschrieben mit einem gelungenen Spannungsbogen und einigen überraschenden Wendungen. Ich würde mich auch über einen zweiten Band freuen. Mit seinen knapp 170 Seiten kann man das Buch in einem Rutsch durchlesen und sich dann beschweren, wieso es nicht noch 50-100 Seiten mehr gegeben hat.
Fazit: Palmen an der Ruhr ist ein gelungener dystopischer Roman mit tollen Protagonisten und Antagonisten und einer viel zu realistischen Zukunftsvariante. Dazu noch ein toller Schreibstil. Einziges Manko: zu wenige Seiten.
Autor:Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen |
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