Drei Fragen an... Dr. Jürgen Wilbert

1. Welches Fazit ziehen Sie vom gerade stattgefundenen fünften Aphoristikertreffen?
Am 5. Aphoristikertreffen zu einem doch so recht komplexen Thema wie „Aphorismen und Werte“ haben immerhin, was die Fachkonferenz betrifft rund 50 Gäste teilgenommen.
Darüber hinaus haben wir, die Verantwortlichen vom Förderverein DAphA Hattingen, rund 300 Schüler erreicht mit einer Einführung durch Autoren in aphoristisches Schreiben. Die wortkabarettistischen Publikumsabende am 1. und 3. November und die Lesungen der Aphoristiker in der Mayerschen und im Museumscafé haben annähernd 200 Personen besucht. Damit können wir von der Besucherzahl überaus zufrieden sein.
Auch die Rückmeldungen durch die Tagungsteilnehmer fallen weitestgehend positiv aus. Für die meisten war es eine anspruchsvolle und gelungene Tagung, die gut organisiert war und viele Denkanstöße gebracht hat. Der Teilnehmer mit der längsten Anreise, Fritz P. Rinnhofer, formuliert es so: „Dem Herkommen kann man nicht entkommen.“
Angesichts der schwierigen philosophischen Thematik möchte ich mich dem knappen Resümee meines aphoristischen Mitstreiters Dr. Friedemann Spicker anschließen: „Viele Klärungen, inhaltlich wie begrifflich, keine Lösungen, die Aphoristik ist keine Mathematik.“

Haben Sie ein persönliches Glanzlicht?
Das war neben dem großartigen Lessing-Programm zur Eröffnung, dass auf Einladung der Mayerschen Buchhandlung durch deren Leiterin Sandra Behrens zehn Aphoristiker am Freitag nach einem Besuch der bemerkenswerten Noßmann-Ausstellung im Alten Rathaus vor etwa vierzig Personen ihre Kurztexte jeweils innerhalb des zeitlichen Rahmens von fünf Minuten vorgestellt haben – und die zunächst bereitgestellten Stühle bei weitem nicht ausreichten.
Die Vielfalt der unterschiedlichen aphoristischen Stile und Aussagen konnte in der Lesestaffel so eindrucksvoll und unterhaltsam erlebt werden. Das Publikum konnte auf diese Weise den Aphorismus von Elazar Benyoetz, der 2008 zu Gast in Hattingen war, nachvollziehen: „Ein guter Aphorismus ist von erschöpfender, ein schlechter von ermüdender Kürze.“

Gibt es schon einen Termin für das 6. Aphoristikertreffen 2014?
Der Termin steht in der Tat schon, es wird wieder am ersten Donnerstag im November 2014 starten und in bewährter Weise bis Samstagabend laufen. Das Tagungsthema steht allerdings noch nicht fest.
Im kommenden Jahr – genau am Samstag, 20. April 2013, wird es als neues Projekt im Rahmen des Festivals „Literaturland Westfalen“ (lilawe) den Westfälischen Tag der kleinen Gattung geben – sozusagen ein Regionaltreffen mit Aphorismen und Aphoristikern speziell aus Westfalen. Dazu zählt beispielsweise die 2005 verstorbene Autorin Liselotte Rauner, von der der berühmte Aphorismus stammt: „Was gibt mir der Staat ? Er gibt mir zu denken.“
Eigenes aphoristisches Fazit: „Ob als Wertebewahrer oder als Wertezerstörer – der wertvolle Aphorismus wird Stellung beziehen.