Buchkompass: Elwenfels - B. + C. Habestreit
Das Geheimnis von Elwenfels

Die Palz, wie wir Pälzer die Pfalz nennen, ist eine Region im Süden des Landes Rheinland-Pfalz in Südwestdeutschland. In der Pfalz gibt es unbeschwerte Lebensfreude, südländisches Klima und reichhaltige Genüsse, etwa unseren guten Wein und die gute Küche mit den regionalen Spezialitäten. Dazu gibt es noch die pfälzische Sprache. Pälzisch iss die Schprooch, wu in der Palz geschwetzt watt. Allerdings gibt es auch da regionale Unterschiede.
Warum beginnt eine Rezension eines Kriminalromans so? Ganz einfach, der Protagonist des Buches, Carlos Herb, seines Zeichens Hamburger, wird durch einen Auftrag in die Pfalz geschickt und gelangt bei seiner Suche nach einem Verschwundenen Messe-Magnaten in den Ort Elwenfels. Das ist auch der Titel des Buches, das 2014 bereits beim Höma-Verlag erschienen ist. Geschrieben wurde das Buch vom Autorenpaar Britta und Christian Habekost, er ist dabei eher als deutscher Comedian, Kabarettist und Calypso-Sänger bekannt und sie tatsächlich als Autorin von Krimis mit etwas mehr Sadomaso-Inhalt. Elwenfels ist der erste gemeinsame Heimatkrimi.
Normalerweise würde ich für ein Buch aus 2014 keine Rezension mehr schreiben, denn eigentlich ist bereits alles geschrieben worden, nur vielleicht noch nicht von jedem. Ich glaube aber, dass eine Facette des Buches bisher noch nicht so in den Fokus gelangt ist, wie es das Buch verdient hätte. Ich bin nämlich ein großer Fan des Horrorliteraten H.P. Lovecraft und auch dieser schreibt auf eine gewisse Art und Weise Heimatliteratur, allerdings mit erfundenen Orten, Magie und uralten Wesen. Und damit sind wir auch schon bei den bisher in Rezensionen häufig ausgelassenen Gemeinsamkeiten.

Doch nun zum Inhalt. In der Einleitung habe ich bereits geschrieben, dass Carlos Herb in die Pfalz geschickt wird, um den Messe-Magnaten Hans Strobel zu finden beziehungsweise dessen möglichen Tod aufzuklären. Die Auftraggeberin ist Strobels Ehefrau. In der Pfalz, genauer gesagt an der Weinstraße, denn natürlich geht es auch um Wein. Herr Strobel ist nach einer Weinmesse ohne große Angabe von Gründen in die Pfalz gefahren um einen Wein zu finden und dann nicht mehr zurückgekehrt. Jetzt ist es an Carlos, sich der Sache anzunehmen und auch er beginnt seine Suche bei einem Weinhändler. Schnell führt ihn seine Suche in das Örtchen Elwenfels mit freundlichen Einwohner*innen, jeder Menge Weinschorle, leckerem Essen und mysteriösen Geschichten. Bei seinen Recherchen fällt schnell auf, dass Elwenfels nirgendwo Erwähnung findet und auch die Einwohner sind zwar freundlich, zuvorkommend und zu Scherzen aufgelegt, aber sie haben irgendein Geheimnis. Neben der Suche nach Strobel ist es auch bald das Geheimnis, dem Carlos, der liebevoll Karl genannt wird, nachgeht. Das gefällt aber nicht jedem und so wird es auch durchaus etwas gefährlich, insbesondere wegen der Elwedritsche, pfälzischen Fabelwesen.

Elwenfels ist ein toller Roman, der, wie ich schon schrieb, nicht nur ein Lokalkrimi ist, sondern auch einige Elemente des Stils von Lovecraft nutzt. So ist Elwenfels fernab gelegen von anderen Dörfern, die Bewohner*innen sind lieber unter sich, außer im Stadion, und das Geheimnis und die Elwedritsche könnten so ähnlich auch in Dunwich, Innsmouth oder einer anderen fiktiven Ortschaft Lovecrafts existieren. Dazu kommt, dass viele Dinge für den Protagonisten unsichtbar bleiben und deshalb die Angst im Hintergrund bleibt. Das ist toll und wird auch Lovecraft-Fans und Spielenden des Cthulhu-Rollenspiels gefallen.
Der Krimi selbst ist absolut gelungen, das kann man kurz und knapp sagen. Dazu kommen ein gelungener Humor und die Mundart, die im Buch völlig berechtigterweise vorkommt und nicht nur aus humorigem Grund, sondern auch weil es einfach passt genutzt wird. Dabei wird natürlich darauf geachtet, dass man trotzdem alles versteht und wenn nicht, gibt es eine Fußnote.

Fazit: Elwenfels ist ein toller Lokalkrimi mit lovecraftschen Elementen. Dazu kommen jede Menge Dubbegläser voller Weinschorle, viele Geheimnisse, einige mysteriöse Kreaturen, Mundart und tolle Protagonisten. Ja, es ist ein Lokalkrimi, aber ganz anders als die Nordseekrimis, nämlich mit mehr Leben als Toten gefüllt. Humor und die dazugehörige Lebensart fehlen natürlich auch nicht, denn das gehört zur Pfalz dazu. Ein Buch, dass man lesen sollte und vor allen Dingen als Fan von Lovecraft.

Autor:

Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen

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