Bücherkompass: Das Indianergrab
Cowboys und Indianer im Stile von Karl May

Der Wilde Westen, mit seinen Cowboys, den Indianern, den Ganoven und Revolverhelden, fasziniert uns auch nach der Hochzeit der Westernfilme im letzten Jahrhundert immer noch. Es gibt zwar schon lange nicht mehr die Masse an Western und Bücher zum Thema, aber die Fans dieses Genres werden nach wie vor regelmäßig mit neuem Futter beliefert. Mittlerweile sind es nicht mehr die großen Autoren und Regisseure, die sich dem Genre annehmen und am Leben halten, es sind nun Fans, die ihrer Leidenschaft nun aus einer anderen Perspektive nachgehen.

Ein Fan, so würde er sich wohl auch selbst bezeichnen, ist auch Stefan Wogawa. Der Autor, Journalist und Historiker hat sich bereits mit Die Söhne der großen Bärin und Co., dem Lexikon der DDR-Indianerfilme, das nun bereits in der 11. Auflage erschienen ist, in der Szene einen Namen gemacht. Wenn man schreibt und sich mit dem Thema auseinandersetzt, ist ein eigenes Buch zum Thema oft nie weit weg. Mit Das Indianergrab, erschienen 2020 beim Thüringer Kommunalverlag, und das mittlerweile auch schon in der 2. Auflage, entführt Wogawa uns in den Wilden Westen, der so auch in einem Indianerfilm dargestellt werden könnte.

Die Hintergrundgeschichte ist schnell erzählt. Der deutschstämmige Professor Joseph Bower hat das Ziel seiner Forscherträume erreicht, das Grab des großen Häuptlings Otaktay, in dem er historische Artefakte vermutet. Leider wird er beim Betreten des Grabens von den Schoschonen gefangen. Wenige Wochen später ist seine Tochter Joan zusammen mit ihrem mexikanischen Diener Pedro und dem bekannten Westmann Old Abe unterwegs in die Wildnis des Yellowstone-Gebiets, um den Professor zu befreien. Dabei ist ihr vorrangiges Ziel das Finden eines alten Freundes ihres Vaters mit Namen Robert. Zu ihrem Glück findet dieser Robert die Gruppe rechtzeitig, um ein frühes Ende der Suche zu verhindern. Zu viert aber unter Beobachtung eines Indianers geht die Suche dann endlich richtig los und die Gruppe hat bald alle Hände voll zu tun mit Komantschen, einer Gruppe von Deserteuren, den Schoschonen und einem alten Feind. Zum Glück ist Robert mehr als nur ein einfacher Journalist und auch der Indianer, der die Gruppe beschattet hat einiges zu bieten.

Der Roman hat tatsächlich einiges zu bieten. Neben der flotten Geschichte, die einen schnell in ihren Bann zieht, sind es vor allen Dingen die tollen Beschreibungen der Gegend, die absolut überzeugen. Auch die Klischees und der Humor sind passend gewählt und, und das sage ich gerne, kann so auch in den Büchern von Karl May gefunden werden, was natürlich gerade den Fans dieser Geschichten gefallen wird. Für mich, der selbst Historiker ist, sind ein absolutes Highlight die zusätzlichen Informationen zu allen möglichen Themen, die sich mitten im Text eingebettet befinden. Während man in vielen Büchern die Protagonisten manchmal sehr offensichtlich über etwas erzählen lässt, durchbricht der Autor hier direkt die vierte Wand und liefert selbst den Informationseinschub. Das wirkt am Anfang etwas merkwürdig und unterbricht den Lesefluss, aber schon nach kurzer Zeit stört es nicht mehr und man kann der Geschichte und den Informationen gleichermaßen folgen.

Fazit: Das Indianergrab kann man ohne jeden Zweifel im Regal neben die berühmten Werken Karl Mays stellen. Die Geschichte ist spannend, die Beschreibungen absolut gelungen und der Transport der Informationen erfrischend unkompliziert. Ich bin gespannt, wann es mehr Abenteuer von Robert und seinen Freunden geben wird. Mich würde eine baldige Fortsetzung freuen.

Thüringer Kommunalverlag
Broschiert, 300 Seiten
ISBN: 978-3-945068-19-9
Preis: 19,90€

Autor:

Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen

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