Buchkompass: Die Passage nach Maskat
Cay Rademacher ist Agatha Christie
Die 1920er Jahre sind aktuell, wahrscheinlich weil wir selbst in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts sind, sehr beliebt und es erscheinen viele Romane, die in dieser Zeit spielen. Die meisten dieser Romane sind Kriminalromane und nicht wenige davon spielen in Berlin. Das ist natürlich kein Wunder. Berlin ist ein Moloch und die Stadt bietet neben gesellschaftlichen Themen auch politische und moralische Themen. Ein Füllhorn an Ressourcen also.
Berlin spielt auch im Roman Die Passage nach Maskat von Cay Rademacher eine Rolle, wenn auch nur am Rande. Der Protagonist des Buches, Theodor Jung, ist Berliner und arbeitet als Fotoreporter für die Berliner Illustrierte. Gleichzeitig ist er mit der Tochter eines Teeunternehmers verheiratet und die Familie möchte in Maskat im Oman neue Handelsverträge schließen. Die Reise auf dem Ozeanliner Champollion ist es dann auch, um die es wirklich geht, wobei Berlin natürlich auch immer wieder eine Rolle spielt. Erschienen ist der Roman letztes Jahr bereits beim Dumont Verlag.
Da die Reise und das, was während der Reise passiert, im Mittelpunkt der Geschichte stehen, ist es gut, dass wir direkt bei der Einschiffung starten und wir das Schiff tatsächlich nur bei den wenigen Landgängen verlassen. Wir sind also in einem geschlossenen System und können die Protagonisten und Antagonisten so nicht aus den Augen verlieren. Nun ja, zumindest ist das anzunehmen. Im Fokus steht Theodor, der von der Familie seiner Frau als Taugenichts abgestempelt wurde und der, seit seiner Zeit auf einem U-Boot im 1. Weltkrieg Angst vor dem Meer hat. Dieser erlebt von Anfang an, dass er nicht erwünscht ist und dass der Prokurist der Familie viel besser zur Tochter passt. Neben der Familie sind aber natürlich auch noch andere interessante Passagiere an Bord und auch ein ein Bekannter aus der Berliner Unterwelt. Es gibt also genügend Zündstoff und als dann Theodors Frau verschwindet und die Familie und andere Passagiere behaupten, dass sie seine Frau nie an Bord gesehen haben, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Dabei kommen viele Geheimnisse ans Licht und Theodor muss ein ums andere Mal um sein Leben und um das Leben seiner Helfer fürchten. Die Reise bis Maskat ist lang und kurz gleichzeitig.
Dieses Buch erinnert nicht selten an verschiedene Agatha Christie Romane, hat aber auch Elemente aus Flightplan - Ohne jede Spur mit Jodie Foster. Kurzum, das Buch ist nicht nur spannend, sondern auch wirklich gut geschrieben. Dazu kommt der tolle und gut recherchierte Hintergrund zum Reisen auf einem Ozeanliner in den späten 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Nicht weniger überzeugend, wenn auch vielleicht mit einem Hauch von zu viel auf einmal, sind die Passagiere und deren Geheimnisse. Das passt aber wieder zu Agatha Christie und ist deshalb auch wieder passend. Ich kann an diesem Buch nichts aussetzen, denn zu den ganzen genannten Sachen kommen noch die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche hinzu und man wird einfach vielseitig unterhalten.
Fazit: Die Passage nach Maskat von Cay Rademacher ist ein gelungener Kriminalroman über die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts mit tollen Protagonisten und Antagonisten und einer perfekten Umgebung, um an Agatha Christie zu erinnern. Toll geschrieben lässt dieser Roman die 20er Jahre wirklich lebendig werden und erschafft dadurch eine wundervolle Leseatmosphäre.
Autor:Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen |
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