Bücherkompass: Rezension - Die Welt von Eis und Feuer
Originaltitel: A World of Ice and Fire. The Untold History of Westeros and a Game of Thrones
Originalverlag: Bantam, New York
Autoren: George R.R. Martin, Elio M. Garcia Jr., Linda Antonsson
Übersetzung. Andreas Helweg
Hardcover, Übergröße, 328 Seiten
ISBN: 978-3-7645-3136-2
€ 29,99 [D] | € 30,90 [A] | CHF 39,90
Verlag: Penhaligon
Kurzbeschreibung
Um eine fantastische Welt lebendig erscheinen zu lassen, benötigt sie eine Vergangenheit. Daher erschuf Bestsellerautor George R.R. Martin den fiktiven Kontinent Westeros, auf dem sein Meisterwerk Das Lied von Eis und Feuer / Game of Thrones spielt, in jahrelanger Detailarbeit. Dieser prachtvoll ausgestattete Bildband präsentiert erstmals die Geschichte von Westeros – beginnend in der Zeit, in der die ersten Menschen den Kontinent betraten, über die Ankunft von Aegon dem Eroberer und seinen Drachen bis zu Robert Baratheons Rebellion gegen den wahnsinnigen König Aerys II. Targaryen. Damit ist WESTEROS – Die Welt von Eis und Feuer der wahre Prolog der erfolgreichsten Fantasyserie unserer Zeit.
Meine Meinung:
Für die Fans der Fernsehserie Game of Thrones ist seit einigen Monaten eine harte Zeit angebrochen, für die Fans der Bücher ist diese harte Zeit schon etwas länger und sie wird auch länger dauern als für die Fans der Fernsehserie. Es gibt einige Möglichkeiten die Zeit ohne Eis und Feuer zu überbrücken, man kann die Brett-, Karten- und Computerspiele spielen und vielleicht die Staffeln und Bücher nochmal lesen.
Eine andere und neue Möglichkeit ist das Lesen der Geschichte der Welt von Eis und Feuer. Dies ist nun dank Penhaligon möglich, denn der Verlag hat das bisher nur im englischsprachigen Raum erhältliche Bild- und Geschichtsbuch nun ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Es wurde dabei nicht nur viel Wert auf eine professionelle Übersetzung gelegt, sondern vor allen Dingen auch darauf geachtet, dass die Ausgabe optisch zu den Büchern der Reihe passt. Letzteres ist auf jeden Fall gelungen, ersteres und einiges mehr nehme ich jetzt unter die Lupe.
Die optische Anpassung habe ich bereits erwähnt, aber da endet der äußere Eindruck noch nicht, denn das Buch bietet noch mehr, nämlich eine stabile Bindung und ein Lesebändchen. Beides spricht für die bekannte Qualität des Verlags.
Der Blick ins Buch offenbart zuerst ein tolles Bild der Festung Drachenstein. Dabei fällt direkt auf, dass man sich bei dem Bild an die Beschreibung aus den Büchern und nicht der Fernsehserie gehalten hat. Dies zieht sich durch das gesamte Buch und das gefällt mir persönlich sehr gut, denn diese Beschreibungen haben es in sich und liefern oft ein komplett anderes Bild, als es die Serie macht. Insbesondere der Eiserne Thron haben es mir da angetan.
Jetzt bin ich schon mitten im Buch und habe doch noch nichts dazu geschrieben, was uns eigentlich laut Inhaltsverzeichnis neben den tollen Bildern erwartet.
Das ist zuerst einmal das Vorwort, das ich nun vorwegnehmen muss, da es eine Widmung eines Maesters für den aktuellen König Tommen enthält und quasi das Inhaltsverzeichnis vorwegnimmt.
Zurück zu eben diesem. Wir bekommen auf den knapp 330 Seiten einiges geboten, neben der Geschichte Westeros`, der sieben Königslande und den Ländern und Städten auf Essos werden wir auch etwas über die Menschen, die in den verschiedenen Ländern und Städten leben erfahren. Nach dem Nachwort erhalten wir dann noch Stammbäume der großen Häuser, einen Index und eine Aufzählung aller Künstler, die an dem Buch beteiligt waren.
Geschichtlich beginnt die Chronik mit der Antike der Kontinente Westeros und Essos, die, je weiter zeitlich zurück es geht, desto eher Mythen und Legenden als Quellen herhalten müssen. Hier erfahren wir mehr über die Ersten Menschen, den Bau der Mauer, die Kinder des Waldes, den Andalen und den Aufstieg und Niedergang Valyrias.
Dieser Niedergang führt direkt zum nächsten Kapitel und nach Westeros. Eine Familie, die Targaryens, die mit ihren Drachen von Osten kommend den Kontinenten Westeros eroberten und nach und nach alle Könige des Kontinents unterwarfen oder die Könige zur friedlichen Aufgabe brachten.
Damit herrschten die Targaryens über die Sieben Königslande und damit geht es auch weiter, alles beginnt mit Aegon I. Und dauert an bis Aerys II., dem wahnsinnigen König. Wir erfahren dabei etwas über die Liebschaften, die Kämpfe und die Drachen der Familienmitglieder des herrschenden Hauses.
Die Herrschaft endete mit Roberts Rebellion und führte, laut Chronist, in eine glorreiche Herrschaft, die leider zu früh endete und in ein Chaos führte, das schlussendlich Tommen auf den Eisernen Thron gebracht hat und einige andere Könige einen Anspruch darauf verlauten ließen. Wir sind somit quasi am Ende des aktuellen Bandes der Reihe angekommen und die geschichtliche Auseinandersetzung mit Westeros im Großen endet hier.
Im Kleinen, also den sieben Königslanden geht es dann weiter. Geografisch fängt der Chronist im Norden an und geht dann langsam aber stetig Richtung Süden. In allen sieben Kapiteln, wird der Blick zuerst die herrschenden Häuser gelenkt, bevor besondere Orte und andere Besonderheiten in den Fokus genommen werden und auch die Bewohner näher betrachtet werden.
Im Norden gibt es davon einige, Winterfell, die Heimstatt der Starks, die Mauer und das Land hinter der Mauer mit seinen Bewohnern, eines interessanter als das andere.
Es folgen die Flusslande der Tullys und das Grüne Tal der Arryns, letzteres wartet mit der Hohenehr auf.
Die Eiseninseln mit den seltsamen Riten und einem unterworfenen Königshaus, den Graufreuds, wird intensiv in den Blick genommen.
Das Haus Lennister herrscht in Casterlystein über die Westlande und übt durch Goldvorkommen viel Macht über die Grenzen hinaus aus.
Es folgt die Weite, die aktuell von Haus Tyrell regiert wird. Hier wird auch ein Blick auf die Geschichte der Weite geworfen, der auch die Gärtners nicht außen vor lässt.
Die Sturmlande des Hauses Baratheon werden natürlich, schließlich ist das Buch einem Baratheon gewidmet (sic!), auch im Detail beschrieben und historisch aufgearbeitet.
Abschließend wird Dorne, das abseits liegende Königreich, das den Drachen am Längsten Widerstand geleistet hat und von den Martells regiert wird, behandelt.
Diese Abhandlung ist wirklich gelungen und erklärt das Verhalten der Haupt und Nebenfiguren der Serie mehr als deutlich. Ich hätte mir insgesamt mehr von allen Königslanden erhofft, bin aber auch so sehr zufrieden und freue mich jetzt auf die Länder und Städte auf Essos und darüber hinaus.
Die ganzen Inhalte aufzuzählen würde den Rahmen der Rezension sprengen, dennoch müssen einige Inhalte genannt werden. Die freien Städte wie Braavos und Volantis spielen eine Rolle in Serie und Buch und kommen hier auch nicht zu kurz. Dazu kommen bisher nur am Rand oder noch gar nicht erwähnte Städte und Länder auf Essos, wie die Sommerinseln, die Graslande und Ib.
Auch der Ferne Osten darf nicht fehlen und ich hoffe doch sehr, dass die Geschichten einige Protagonisten irgendwann nach Leng oder in die Stadt Asshai reisen müssen, denn darüber würde ich gerne noch mehr erfahren als nur die Worte des Chronisten.
Damit kommen wir schon aber weder zu früh noch zu spät zum Nachwort, in dem der Chronist König Tommen endlich eine ruhige Herrschaftszeit wünscht und auch hofft, dass die Gerüchte über Drachen nicht der Wahrheit entsprechen.
Bevor der absolut gelungene Index den Leser ins Hier und Jetzt zurückholt, finden wir in den Stammbäumen einige interessante Details, die vieles erklären und doch genug Fragen offen lassen.
Den Abschluss bildet aber die Liste der am Buch beteiligten Künstler und das gelungene Bildnis des Kampfes zwischen Robert und Rhaegar am Trident.
Ich kann es kurz machen. Das Buch hat uns gefehlt und wir wurden endlich erlöst. Die Bilder, die wirklich sehr nah am Buch sind, und die toll geschriebenen und auch perfekt übersetzten und korrigierten Texten können komplett überzeugen. Ich hoffe doch, dass George R.R. Martin nicht deshalb den nächsten Band der Reihe hinausgezögert hat, könnte es aber verstehen, denn viele Fans wollen doch mehr Hintergrundwissen, als es die Romane hergeben. Ich habe aber tatsächlich noch etwas auszusetzen. Der Titel des Buches ist nicht so perfekt übersetzt, denn der deutsche Titel deutet auf Westeros als einziges Thema hin und ist auch leider nicht der wahre Titel. Mir hätte eine eins zu eins Übersetzung des englischen Titels besser gefallen. Mehr zu meckern gibt es aber nicht. Da das Buch aber mit 29,99€ ein Schnäppchen ist, ist das Jammern auf extrem hohen Niveau.
Fazit:
„Westeros – Die Welt von Eis und Feuer – Game of Thrones” ist die perfekte Lektüre und der perfekte Bildband für alle, die sich mit der Welt ihrer Lieblingsserie und Buchreihe noch intensiver beschäftigen und etwas lernen wollen. Dabei kann die Übersetzung fast zu 100% überzeugen und dadurch natürlich auch die Texte. Noch besser, weil viel näher am Buch, sind jedoch die Bilder, die komplett überzeugen. Bei dem Preis bleibt nur eins: Zugreifen!
Autor:Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen |
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