Besinnliches von Uwe Crone: "Weg!"
Jetzt ist es wieder weg. Schade. Ich wollte es noch meiner Frau zeigen.
Ich sah es, als ich aus dem Urlaub kam, an einer Kreuzung am Ortsrand von Hattingen in Richtung Bochum-Linden. Ein Plakat, noch dazu ein frommes. Da bleibt mein Blick auch beim Autofahren ja gern mal dran hängen. Ach ja – Johannes-Evangelium, Kapitel 14, Vers 6: „Jesus sagt: Ich bin der Weg!“
Beim Näherfahren sah ich – da hatte sich jemand dran zu schaffen gemacht. Und dieser Jemand hatte sich richtig was dabei gedacht. Das „der“ war weggerissen und die oberen Spitzen beim „W“ in „Weg“ waren auch abgeknibbelt.
Ich las also: „Jesus sagt: Ich bin … weg!“ Laut gelacht habe ich. Denn das fand ich von Idee und Durchführung her erst mal sehr gut.
Dann dachte ich: Ist das meinerseits eine angemessene Reaktion darauf, dass jemand ein Jesus-Wort verändert? Schließlich bedeutet mir dieses Wort ja was. Na klar, wenn man sich damit in die Öffentlichkeit begibt, muss man damit rechnen, dass das passiert. Also erstmal in Ordnung.
Weiter nachgedacht: Was steckt wohl hinter dem offensichtlich witzig gemeinten Eingriff? Klar, da könnte sich einer über die Christen lustig machen, die immer noch an Jesus hängen, obwohl der sich schon lange nicht mehr sehen gelassen hat. Aber das ist ja nichts Neues, das hat Jesus ja selbst angekündigt – und hat versprochen, auf andere Weise erfahrbar zu sein und mitten im Leben.
So könnte mit dem Plakat auch die bittere Erkenntnis ausgedrückt werden: „Ich finde ihn nicht. Für mich ist er anscheinend nicht da.“
Leider ist das so, dass nicht alle Menschen Jesus als lebendig in ihrem Leben erfahren. Hat da jemand gesucht und nicht gefunden? Fast tat mir dieser Jemand nun leid.
Jetzt ist das Plakat wieder weg. Überklebt – mit etwas, das mich nicht mehr zum Nachdenken bringt.
Schade. Ich hätte gern gewusst, was dahinter steckt.
Ihr
Uwe Crone, Pfarrer in
der Ev. Kirchengemeinde
Welper-Blankenstein
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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