Aus der Schatztruhe der Heimatstube

Hier die beiden Waagen, die in der Heimatstube zu sehen sind.Foto: Sandmann
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  • Hier die beiden Waagen, die in der Heimatstube zu sehen sind.Foto: Sandmann
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(von Ludger Haverkamp) Die Heimatstube Sprockhövel verwahrt manches Objekt, das Einblick in die Lebensverhältnisse früherer Zeiten gewährt. Sie hält nicht nur die Erinnerung an unseren jahrhundertealten Bergbau wach; auch dem Alltag in Haus und Hof widmet sie sich. Inzwischen ist unserer Aufmerksamkeit vieles erklärungsbedürftig. So verfügt der Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel über zwei – offiziell so bezeichnete – Laufgewichtswaagen, auch römische Waagen genannt.

Volkstümlich heißen sie Knippwaagen (auch Knip-, bzw. Kniepwaagen).
Auf dem eisernen, vierkantigen Waagenbalken ist eine Skala eingekerbt, die von den beiden oberen Seiten ablesbar ist. In die Einritzungen legt man das Laufgewicht (hier in Form einer Kugel), so dass man das Gewicht des auf der Waagschale oder am Haken hängenden Gegenstandes ablesen kann. Diese Schnellwaage fand auf Bauernhof und Markt bevorzugt Verwendung.
Bei der offensichtlich älteren Waage sind wie bei ihren Vorgängerinnen aus ömischer Zeit die Maßeinheiten durch Querstriche (I, II, III, IIII) und durch Kreuze gekennzeichnet. Auf der etwa ein Kilo schweren Kugel ist ein Symbol eingeritzt: eine Blume mit sieben Blütenstängeln. Der siebte, nach unten weisende Stängel bildet mit einem Querstrich ein Kreuz. Wahrscheinlich soll das Symbol auf den Hersteller verweisen. Möglicherweise ist es auch ein Eichzeichen. Die andere, größere Waage hat eine Skala mit arabischen Zahlen.
Nicht ohne Grund nennen wir diesen Waagentyp „römische Waage“. Sie ist vor allem für die spätrömische Zeit häufig nachweisbar. Auch das Römermuseum in Haltern hat ein solches Objekt in seinem Fundus (Abbildung mit freundlicher Erlaubnis des Museums).
In kleinerer Dimension hat der Typ der Laufgewichtswaage in die Produktion der Goldwaage – wenn auch äußerst selten – Eingang gefunden. Am Balkenende befindet sich eine „Knippzange“, welche die zu wiegende Münze aufnimmt. Das Laufgewicht gleitet über den Balken bis zur entsprechenden Einkerbung auf der Gradierungsskala, die für bestimmte, europaweit gebrauchte Goldmünzen eine Markierung bereithält. Von dieser Sonderanfertigung der Münzwaage hat sich wahrscheinlich auch der Begriff er Knippwaage entwickelt.
Das insgesamt reiche Angebot von Ausstellungsgegenständen diene als Anregung zum Besuch der Heimatstube, der „Guten Stube Sprockhövels“ (Hauptstraße 85), die an den drei Tagen des Stadtfestes an diesem Wochenende vom 7. bis 9. September für das Publikum geöffnet ist. Auch um das leibliche Wohl der Besucher kümmern sich ehrenamtliche Mitarbeiter des Heimat- und Geschichtsvereins.

Hier die beiden Waagen, die in der Heimatstube zu sehen sind.Foto: Sandmann
Die Skizze wurde vom Römermuseum in Haltern zur Verfügung gestellt.
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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