Buchkompass: Tödliche Bürokratie

Assassin's Wood - Ann-Kathrin Karschnick

Romane oder Filme mit Assassinen als Protagonisten und auch Antagonisten sind seit Jahren ein Garant für Verkaufserfolge. Attentäter*innen finden sich bei den Avengers, in Computerspielen lenkt man diese durch verschiedene Zeitalter und die Ermittler in vielen Serien müssen sich ab und an mit einem solchen Gegner befassen. Das Grundthema ist dabei natürlich immer ernst, schließlich geht es um Mord. Es ist aber durchaus möglich dem ganzen auch eine lustige Seite abzugewinnen. Dies gelingt insbesondere Terry Pratchett immer mal wieder in seinen Scheibenwelt-Romanen.

Die Idee sich den Assassinen auf lustige Weise zu nähern ist also nicht so neu, aber nicht einmal Terry Pratchett hatte den Mut, sich diesem Thema ohne weitere Elemente zu widmen. Ann-Kathrin Karschnick hatte den Mut und über Crowdfunding realisierte sie mit einigen Unterstützern ihre Idee. Erschienen ist Assassin’s Wood – Bürokratie kann tödlich sein nun im Eigenverlag mit durchaus bekannter Unterstützung beim Lektorat.

Wie der Untertitel es schon verrät, gibt es für Assassinen sehr viel Bürokratie und sehr erfolgreich mit dieser Bürokratie ist Penta Colt. Er kennt jede Regel auswendig, jedes Formular liegt bei ihm bereit und seine Assassinen sind auf einem guten Weg. Unterstützt und genervt wird er dabei von seinem Bonsaibaum Wurzel, einem Dunkelnetzschnüffler. Dunkelnetzchnüffler sind eine natürliche Variante von Alexa, Siri oder anderen cloudbasierten Sprachservices. Die Bäume, sowohl einige große als auch die kleinen, können als Datenspeicher genutzt werden und sich miteinander verbinden, um die Daten abzurufen. Nun ist Wurzel ein etwas vorlauterer Baum und er ist nicht ganz unschuldig bei einem kleinen Unfall, bei dem ein sehr erfahrener Assassine zu Tode kommt. Dieser Tod führt auf jeden Fall dazu, dass das auserkorene Opfer, Tonia Fill, nicht nur mit dem Leben davonkommt, sondern auch endlich Gewissheit über die Existenz der Assassinen erlangt und Penta Colt mit ihr gemeinsam nach dem Auftraggeber suchen muss. Dabei gelingt es den beiden nach einer Schnitzeljagd, die quasi die gesamte Stadt und die nähere Umgebung als Zielpunkte hat, einem noch größeren Problem auf die Spur zu kommen.

Die Schnitzeljagd selbst ist tatsächlich etwas zu langwierig, aber so erfährt man immerhin etwas mehr über die Stadt und die Welt, was vielleicht bei einem zweiten Band, den ich sehr begrüßen würde, ganz nützlich ist. Dafür sind die Protagonisten und der Humor absolut gelungen. Penta ist ein Bürokrat wie er im Buche steht und ansonsten eigentlich auf den ersten Blick nicht für wirklich etwas zu gebrauchen. Er hat allerdings wirklich gute Verbindungen und die sind in diesem Fall äußerst nützlich. Wurzel ist zwar nervig, zumindest Penta gegenüber, aber unglaublich nützlich, wie eine Alexa halt. Tonia ist die Allrounderin. Ihr ganzes Leben wartete sie scheinbar nur auf eine solche Chance und sie greift fest zu, um diese zu nutzen. Alle drei Figuren entwickeln sich perfekt entlang der Geschichte und sie bieten jede Menge Potential für mehr. Dazu kommen dann noch der offensichtliche und nicht so offensichtliche aber immer gelungene Humor und der gute Schreibstil, der in weiten Teilen so mitreißend ist, dass die Geschichte wie Kopfkino abläuft.

Fazit: Assassin’s Wood ist ein lustiger Fantasyroman mit drei tollen Protagonisten, einer gelungene, wenn auch etwas in die Länge gezogenen Geschichte und einer tollen Hintergrundwelt. Dazu kommen ein toller Humor und eine tolle Entwicklung der Charaktere an der Geschichte entlang. Ger mehr und gerne bald.