Buchkompass: Marcus Aurelius Meditationen

Antike Philosophie für heute

Die Philosoph*innen der Antike sind immer noch sehr beliebt, die verschiedenen Richtungen werden auch heute noch mit Leben gefüllt und die Ratschläge für ein besseres Leben von vor 2000 oder mehr Jahren, werden immer noch befolgt. Und das obwohl wir heute Ratgeber wie Was würde Yoda tun? und Lebenstipps von Influencer*innen bekommen. Das spricht wohl klar für die Antike.

Das dachte sich auch Ferdinand Seidel, der sich dem Stoiker Marcus Aurelius widmete und dessen Werk Meditationes erneut übersetzte und dabei auch die moderne Sprache in den Blick genommen hat. Erschienen ist das Buch mit dem Titel Meditationen - Zeitlose Weisheiten für ein erfülltes Leben im November 2023 beim Wortwelten Verlag und das Buch soll die Leser*innen dazu bringen, ein selbstbeherrschtes Leben mit Akzeptanz des Schicksals zu leben. Das klingt nach etwas, das einige Menschen heute dringend bräuchten, dazu kommt auch noch, dass dieser zeitlose Leitfaden, den Leser*innen helfen soll, das eigene Leben so zu gestalten, dass es sowohl für sie selbst als auch für die Welt um sie herum Sinn macht. Außerdem sollen die Lehren des Marcus Aurelius zu einem erfüllten und tugendhaften Leben inspirieren.

Das klingt auf alle Fälle überzeugend und wenn man sich ein wenig mit den Stoikern auseinandergesetzt hat, dann kann das tatsächlich auch funktionieren, wenn die Tipps im Buch denn wirklich gut und noch aktuell sind. Dazu gleich mehr. Den Anfang macht ein kurzer historischer Blick auf Marcus Aurelius. Der war immerhin von 161 bis 180 römischer Kaiser und als Philosoph der letzte bedeutende Vertreter der jüngeren Stoa. Innenpolitische Akzente setzte er in Gesetzgebung und Rechtsprechung bei der Erleichterung des Loses von Benachteiligten der damaligen römischen Gesellschaft, vor allem der Sklaven und Frauen. Er hat also das, was er gepredigt hat, durchaus auch gelebt. In der Einleitung erfahren wir aber noch über sein Leben, seinen Vorgängern und Nachfolgern und der Philosophie der Stoiker.
Der Hauptteil des Buches widmet sich seinen Selbstbetrachtungen mit vielen Ratschlägen und Beispielen, um das erfüllte und tugendhafte Leben zu erreichen. Die Kapitel des Buches widmen sich dabei vielen Themen, Religion, Politik, Freunden und Bekannten und natürlich auch der Philosophie, auch wenn diese eher nebenbei abgehandelt wird als explizit im Fokus steht. Die Weisheiten sind immer noch aktuell und hilfreich und das Buch macht deutlich, dass die antiken Philosophen nichts an Potential verloren haben.
Den Abschluss des Buches bildet ein ansehnliches Personenverzeichnis mit allen Personen, die vom Ursprungsautoren erwähnt werden und über die etwas überliefert wurde. Ein würdiger Abschluss dieses Buches.

Die Weisheiten und auch die Einleitung und das Personenverzeichnis überzeugen. Was mich nicht überzeugt ist das Korrektorat und auch das Lektorat an einigen Stellen. Eine moderne Version mag für das aktuelle Auge und Ohr durchaus sinnvoll sein, allerdings muss man dann auch darauf achten, dass moderne Wörter die Bedeutung einiger Weisheiten nicht zu sehr verzerren oder gar in eine völlig falsche Richtung lenken. Das passiert leider an der einen oder anderen Stelle. Auch finden sich an einigen, zum Glück, wenigen Stellen Fehler. Ein Satz endet zum Beispiel mittendrin. Das darf nicht passieren, ganz besonders nicht in einem philosophischen Buch. Wobei wir als Leser und nicht als Rezensenten dadurch natürlich gleich umsetzen können, was wir lernen, denn Akzeptanz des Schicksals, Selbstbeherrschung und Innere Ruhe sind ja die Ziele des Buches.

Fazit: Meditationen - Zeitlose Weisheiten für ein erfülltes Leben zeigt, dass ein antiker Text auch heute noch durchaus aktuell sein und den Leser*innen Tipps für ein besseres Leben bieten kann. Manchmal etwas zu modern und deshalb missverständlich und mit dem einen oder anderen Fehler ist das Buch nicht perfekt, der Inhalt selbst macht aber vieles davon wieder wett und liefert durchaus, was versprochen wird.