Finden die Hattinger Ulrich Herrmann (62), Ilona Weinberger (64) und Gabie Moy-Dunkel (66)
Hattingen: Ü60 – aber kein altes Eisen
(von Dr. Anja Pielorz)
Sie gehören der Ü60-Generation an und das wollen sie auch zeigen. Vor allem aber wollen sie eines: Deutlich machen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Wer heute sechzig Jahre auf dem Buckel hat, der kann noch richtig was los machen.
Erlaubt ist, was gefällt und vor allem – was einem gut tut. Das jedenfalls setzen die drei Hattinger Ulrich Herrmann (62), Ilona Weinberger (64) und Gabie Moy-Dunkel (66) um. Weitere Mitstreiter sind ausdrücklich erwünscht.
Schon seit über einem Jahr sind die drei Ü60er mit diesem Ziel unterwegs. Mehrere Fotografen unterstützen sie dabei. Sie posten Fotos, die vor allem eines wollen: Zeigen, dass man auch in diesem Alter erotisch sein kann.
Die nächste Ausstellung zum Thema heißt passenderweise „Erotik Ü60 – unperfekt schön“ und startet am 22. Januar 2020 in Gelsenkirchen. Fotografiert hat Rudi Eckle.
Unumstritten sind die Werke nicht, auch dann nicht, wenn Fotografin Barbara Niedzielska sie beispielsweise mit einem roten „Kleid" ablichtet, welches Katarzyna-Künstlerin Katrin entworfen hat. Oder wenn sie sich auf einem Friedhof treffen, um Fotos zu schießen. „Das macht man doch nicht – schon gar nicht in diesem Alter“ – den Spruch kennen alle drei. Sie machen es trotzdem, weil es ihnen Spaß macht und sie hinter der Sache stehen.
„Das macht man doch nicht – schon gar nicht in diesem Alter“
Manche Menschen, so erzählt Ilona Weinberger, hätten sie angesprochen. Es mache ihnen Mut zu sehen, wie es im Alter auch sein könne. Sie kennt aber auch, gerade über die sozialen Medien, die andere Seite: Anfeindungen und vor allem Unterstellungen, da habe sie doch an ihrem Körper etwas machen lassen. „Stimmt nicht“, sagt sie. Gibt aber auch zu: „Würde mich irgendwas richtig stören, dann würde ich es wohl machen lassen.“
Ilona Weinberger und Gaby Moy-Dunkel kennen sich schon drei Jahre. Die 66jährige hat Weinberger im Fitness-Studio kennengelernt. Sie stand der Fotoaktion erst skeptisch gegenüber, kam dann aber mal mit – zum Gucken. Und ist dabeigeblieben „Man beginnt sich selbst anders wahrzunehmen“, sagt sie. „Man setzt sich natürlich in Szene, aber man erkennt einfach, wieviel noch möglich ist und es eben nichts mit dem Alter zu tun hat.“
In diesem Jahr vervollständigte Ulrich Herrmann das Duo und machte ein Trio daraus. Er kam über die sozialen Medien dazu und findet die Idee gut. Für die Frauen sind High Heels bei den Fotoshooting-Terminen fast immer eine Pflicht, da hat Ulrich Herrmann es leichter.
Themen werden von den Fotografen vorgeschlagen, aber die drei Ü60er bringen auch eigene Vorschläge mit. „Eigentlich geht man mit Klamotten zum Shooting, die man auf der Straße sonst nicht mehr anziehen würde“, lacht Ulrich Herrmann.
Streetfotografie machen sie auch – Szenen auf der Straße für den Fotografen nachstellen. Aber sie treffen sich auch einfach mal so – sind mittlerweile befreundet.
Sie polarisieren – aber das stört sie nicht
Ilona Weinberger wird mit ihrem Portrait auch in Witten zu sehen sein – im September beginnt eine Ausstellung „Portraits – authentisch bis verfremdet“ von ObjektivArt Fotoclub Witten-Herbede. Zu sehen sein werden die Bilder bis 24. Oktober im Schwesternpark in Witten.
Auch einen Kalender können sich die drei Hattinger vorstellen. Sie wissen, dass sie polarisieren – aber das stört sie nicht. „Viele Kommentare sind positiv.“ Tabus gibt es aber auch – für jeden aber andere. Ilona Weinberger ist zwar nicht in Sachen Akt unterwegs, aber schon freizügig. Für ihre Freundin kommt das nicht infrage.
Wer Spaß daran hat, die Gruppe kennenzulernen, und neugierig ist, mitzumachen, kann sich per E-Mail melden unter iloni2002@yahoo.de
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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